"Wer schaut schon auf Knöpfe!"
Autor: Ekkehard Roepert
Hausen, Freitag, 25. Mai 2018
Eine schwäbische Volkskundlerin hat sich im Dorfmuseum Hausen umgesehen - ein Besuch mit Folgen.
Gerhard Batz (67) versteht sich üblicherweise als "Mann des Archivs". Doch in jüngster Zeit hat sich der Heimatpfleger von Hausen ein Thema vorgeknöpft, beim dem es nicht um das Aufstöbern alter Dokumente geht: Zunehmend lässt er sich von der Tradition der Knöpfe in der Region faszinieren.
Da Hausen "ein Nürnbergerisch geprägtes Dorf" war und erst seit 1857 zum Landkreis Forchheim gehört, habe sich hier eine spezifische Kleiderordnung entwickelt. Sie sei am Nürnberger Vorbild orientiert gewesen.
Auf die Besonderheit der hiesigen Knöpfe wurde Gerhard Batz durch Monika Hoede aufmerksam. Die Trachtenberaterin, Trachtenschneidermeisterin und Volkskundlerin aus Schwaben war bei einem Besuch im Dorfmuseum Hausen begeistert: Posamenten-Knöpfe dieser Art hatte sie noch nie gesehen.
Weil sich diese Knöpfe in Hugenottischen Gegenden entwickelt haben, will Heimatpfleger Batz nun in Erlangen weiterforschen. Um die naheliegende These zu bestätigen, dass in Hausen die Posamenten-Knöpfe von den Hugenotten aus der Nachbarstadt übernommen wurden. Zumal Hausen zwischen 1792 und 1810 zum Landkreis Erlangen gehört hat.
Monika Hoede jedenfalls lieh sich einen Männerrock, einen Brustfleck und einen Hut, und zeigt diese Exponate aus dem Dorfmuseum Hausen in ihrer aktuellen Knopf-Ausstellung. Bis 2022 soll diese Ausstellung herumwandern. Auch nach Forchheim könnte sie kommen, spekuliert Gerhard Batz. "Die Knöpfe haben mich fasziniert", sagt der 67-Jährige: "Weil sie so was Kleines sind, wo man achtlos vorbeigeht. Wer schaut schon auf Knöpfe. Obwohl doch eine Wissenschaft drin steckt."
Die Volkskundlerin Monika Hoede ist nicht nur eine Knopf-Wissenschaftlerin; sie hat das Handwerk des Knöpfemachens auch praktisch wiederbelebt (siehe Interview unten). Und Monika Hoedes Einfluss reicht bis nach Oberfranken. Birgit Jauernig, seit 1999 Leiterin des Bauernmuseums in Frensdorf arbeitet eng mit ihrer schwäbischen Kollegin zusammen. 2003 übernahm die promovierte Volkskundlerin Jauernig zusätzlich die Stelle der Trachtenberaterin für den Bezirk Oberfranken.
Als Beruf habe sich das Knöpfe-Machen in Oberfranken nicht etabliert, sagt Birgit Jauernig. "Aber in Oberfranken gibt es seit Jahren Kurse - und die sind immer ausgebucht." Die Knöpfe werden übersponnen oder bestickt. "Man kann da sehr kreativ sein. Viele fertigen sich Knöpfe als Schmuckstück an", sagt die oberfränkische Trachtenberaterin. In dem von ihr geleiteten Bauernmuseum gab es auch schon ein Knopfausstellung. Und sie plane auch, die von Monika Hoede konzipierte Ausstellung mit Hausener Trachten im nächsten Jahr nach Frensdorf zu holen.