Wer blitzt besser: die Polizei oder die "Privaten"?
Autor: Nikolas Pelke
Forchheim, Mittwoch, 13. März 2013
In Forchheim blitzt die Polizei. In Bamberg rücken bald die privaten Radarfallen an. Ein Unterschied wie Tag und Nacht, findet jedenfalls der "Blitzbeamte" von der Polizei.
Sein Name ist K.: Oberkommissar K. Unauffällig steht er am Straßenrand. Auf der Rückbank seines Arbeitsplatzes versucht es sich Herr K. bequem zu machen. So bequem wie es eben geht, in seinem silbergrauen Kastenwagen. "Früher hatte ich einen Golf, das war noch viel schlimmer. Da saß ich so drin", sagt Herr K. und verrenkt seinen Körper, um zu zeigen, wie eng es früher zuging: beim Blitzen.
Dann macht es wieder "Piep". Herr K. schaut kurz auf einen Bildschirm. "V 044" zeigt das Ding an, während ein dicker Schlitten neben K. vorbeischnurrt. "A weng zu schnell", sagt Herr K., während beim ertappten "Raser" plötzlich die Bremslichter aufleuchten. "Leider zu spät auf die Bremse getreten", sagt Herr K.
Genau einen Kilometer pro Stunde ist der "Raser" mit der edlen Kutsche zu schnell an Kommissar K.'s Blitzmobil vorbeigefahren: mit Tempo 44. Ab 43 schnappt die Radarfalle von Herrn K. erst zu.
Kommissar blitzt nicht kleinlich
"Wir stellen unsere Blitzgeräte relativ hoch ein", sagt der Beamte. Der Tacho müsste schon bei "50" stehen, damit die Falle in der 30er-Zone auf der Äußeren Nürnberger Straße stadtauswärts zuschnappt. Die Polizei habe schließlich die Schnellfahrer im Visier, die mal einen Denkzettel beim Gasgeben benötigen.
Die "Privaten" würden ihre Geräte so einstellen, dass die Radarfalle schon bei der kleinsten Geschwindigkeitsüberschreitung zuschnappt. Mit den "Privaten" meint der Kommissar die Kollegen, die sich im Auftrag von Städten und Gemeinden am Straßenrand auf die Lauer legen.
Zum Beispiel Bamberg: Die Stadt führt zum 1. Oktober eine kommunale Verkehrsüberwachung ein. Eine Firma habe die Stadt noch nicht beauftragt, sagt Pressesprecher Franz Eibl. Gedanken habe sich Bamberg dagegen schon gemacht, wo man den "privaten Blitzdienst" postieren wolle. 58 Messpunkte sollen dazu vom Verkehrssenat bestimmt werden.
Mitnichten habe Bamberg dabei im Sinne, die Autofahrer abzukassieren. Schließlich sei sogar die Parkplatz-Überwachung für die Stadt ein Draufzahlgeschäft. Im letzten Jahr habe Bamberg die städtischen Politessen mit rund 450.000 Euro subventioniert.
Abzocke oder "Meilenstein"
Mit der beschlossenen Überwachung des fließenden Verkehrs sei Bamberg ein "Meilenstein" für die Wohnqualität geglückt. Nebeneffekt: die Bußgelder der Tempo-Sünder gehen ab Herbst nicht mehr auf das Konto der Polizei, sondern der Stadt. Abzüglich der Kosten für die "privaten Blitzer". Forchheim plant derzeit nicht, eine "kommunale Verkehrsüberwachung" wie in Bamberg einzuführen, sagt das Ordnungsamt.
"Ich drücke nicht aufs Gas"
Kommissar K. hockt derweil immer noch im Fonds seines Blitzmobils. Noch hat sich kein "Raser" wutentbrannt bei ihm über die "Abzocke" beschwert. Wenn doch, würde K. sagen: "Ich drücke nicht aufs Gas." Und als Erklärung hinzufügen: "Da vorne erzeugt das Königsbad viel Querverkehr. Da hinten wollen viele Schüler über die Straße. Ich bin auch schon geblitzt worden. Das kann jedem einmal passieren." Die Chancen bei Herrn K. ins Netz zu gehen, sind gar nicht so groß. Erstens: K. kann nicht überall blitzen. Irgendwo muss er eine Parkbucht für sein Blitzmobil finden.
Zweitens: K. hat nur drei Kollegen. Die müssen sich um Stadt und Land rund um Bamberg und Forchheim kümmern. Ab diesen Herbst kommen die "privaten Blitzer" in Bamberg dazu. In Bischberg, Litzendorf und Zapfendorf im Landkreis Bamberg überwacht ein privater Blitzdienst bereits das Tempo-Limit.
Rund 100 Tempo-Sünder und fünf Stunden später hat Kommissar K. fertig. Mit seinem Job ist K. zufrieden. Eine schwere Krankheit hat ihn dazu gebracht. Einen "Freudensprung" über die neuen "privaten" Kollegen macht er nicht.