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Weltspartag: Das alte Sparbuch hat ausgedient


Autor: Petra Malbrich

Forchheim, Montag, 28. Oktober 2013

Wer etwas haben möchte, kauft es sich sofort. Den Weltspartag von früher gibt es heute nicht mehr.
Weltspartag in früheren Zeiten: Die Ponykutsche animierte zum Losen. Fotos: Raiffeisenbank/Sparkasse


Vorbei sind die Zeiten, als Busse und Ponykutschen der Banken mit Lautsprecheransagen durch die Straßen der Stadt und der umliegenden Dörfern fuhren, an Kinder Bonbons verteilten und so auf den Weltspartag aufmerksam machten. Das Geld raus aus dem Sparstrumpf und rein in die Bank. Verzinst, damit es mehr wird. Sparen, um sich etwas Konsum leisten zu können.

Doch wozu heute sparen? Wer etwas haben möchte, kauft es sich sofort. Und wenn das Geld nicht reicht, eben auf Kredit. Ratenfinanzierungen verlocken dazu und wer möchte schon weniger haben als der andere? Bonbons werden im Vorfeld der Sparwoche nicht mehr verteilt. Eher mit besonderen Attraktionen und Anlageangeboten werben die Banken heute für den Weltspartag. Ist der nun ein Auslaufmodell?

Im Gegenteil: "Gäbe es den Weltspartag nicht, müsste man ihn erfinden", meint Thomas Pötsch, Pressesprecher der Sparkasse Forchheim.

Ganz einfach, um "Dinge, die es wert sind, gerade in der heutigen konsumlastigen Gesellschaft in den Vordergrund zu rücken", fügt er an und meint damit nicht nur die besonderen Attraktionen, um Sparen mit Erlebnis zu verbinden, sondern das Sparen selbst, für das einmal jährlich unbedingt sensibilisiert werden sollte.

"Sparen ist mit Vorsorge verbunden"

"Der Weltspartag ist ungebrochen aktuell, da mehr Eigenverantwortung für die persönliche Lebensplanung übernommen werden muss. Man sollte Sparen lernen, denn es ist mit Vorsorge verbunden", sagt Pötsch, ein Verfechter des Weltspartags. Auch Rüdiger Lindner, Leiter Marketing der Vereinigten Raiffeisenbanken Gräfenberg-Forchheim, betont die Wichtigkeit des Themas Sparen. Kindern und Jugendlichen müsse der Umgang mit Geld beigebracht werden. "Die Verlockungen von außen sind sicher größer. Ständige Konsumreize wie Handys und viele Freizeitangebote sind eher Gründe, mehr Geld auszugeben", bedauert Lindner. Die Banken setzten gerade in Schulen auf Schuldenprävention und zeigten den jungen Leuten auf, wie wichtig das Sparen ist, gerade das regelmäßige Sparen, damit bei kleinen Beträgen am Ende eine große Summe steht.

"Die Beweggründe fürs Sparen sind die gleichen geblieben. Man legt etwas zurück, um sich etwas leisten zu können", sagt Lindner. Allerdings beinhaltet das Wort Sparen unterschiedliche Themen. Für den Konsum, den Führerschein, das Auto, die Aus- und Weiterbildung und natürlich die Altersvorsorge. Schon deshalb betont auch Heinrich Kredel, Leiter der Hauptgeschäftsstelle der Volksbank Forchheim, dass Sparen nicht an Bedeutung verloren hat, sich eher die Wege geändert haben.

Das erkennt man bereits bei den Kindern. Zur Sparwoche kommen deutlich weniger Kinder. Das liege aber nicht an einer abnehmenden Sparbereitschaft. Während früher die Kinder ihre zu Weihnachten oder zum Geburtstag geschenkten Geldbeträge in das Sparschwein steckten und am Weltspartag damit erwartungsvoll in die Bank marschierten, um in einer langen Warteschlange anzustehen, bis man endlich an die Reihe kann, werden das Taschengeld und alle anderen Beträge schlichtweg aufs Girokonto oder Taschengeldkonto überwiesen. Aus dem einen Weltspartag wurde eine Sparwoche. Immerhin lassen bei der Sparkasse etwa 10.000 Kinder auf 30 Geschäftsstellen verteilt ihre Dosen ausleeren. Auch die Volksbank rechnet alleine mit 2000 Kindern in Forchheim, die Beträge zwischen fünf Euro und 300 Euro einzahlen. In den Sparschweinen der kleinen Kunden sind dabei durchschnittlich 20 Münzen, was in der Summe 40.000 Münzen ausmacht.

Dekoration und Zuckerle

Damit der Spargedanke visuell leuchtet, wird die Bank dekoriert und mit den kleinen Geschenken den Kindern ein Zuckerle geboten. Attraktivere Angebote bieten die Banken durch ihre Kinder- und Jugendveran staltungen wie Fahrten zu Fußballvereinen oder gemeinsame Veranstaltungen. Gab es früher auch für Erwachsene Sachgeschenke, so wecken vor allem besondere Anlageangebote mit attraktiven Zinsen das Interesse der Erwachsenen, ihre Lebensplanung durch Sparen zu verwirklichen. "Ein Zukunftspolster aufzubauen", wie Rüdiger Lindner betont.

Nicht kurzfristiger Konsum steht hinter dem Begriff. Eine langfristige Bedeutung ist geblieben und macht Sparen beispielsweise als Altersvorsorge wichtiger und attraktiver denn je. Aber die Banken leben von beiden Komponenten, dem Sparen und dem Kredit. Wobei ein Kredit durchaus eine Vorsorge sein kann, das Sparen mit dem anderen Vorzeichen. Kredel: " Wer einen Kredit aufnimmt um ein Haus zu bauen, sorgt auch für das Alter vor." Bei weniger Einkommen im Alter entfällt die Miete bei einer abbezahlten Immobilie.

Denn "gerade hinsichtlich der Eurokrise sei die sichere Geldanlage ein Thema", meint Thomas Pötsch und fügt an, dass man sich vor 70 Jahren kaum Gedanken über eine Vermögenssicherung gemacht habe. "Die Sparwoche kommt den Leuten daher entgegen, über das Sparen nachzudenken", meint Lindner. Nicht zuletzt deshalb sollte der Weltspartag aus Traditionsgründen, erhalten bleiben. Heinrich Kredel: "Damit die Idee nicht verloren geht."