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Weißenoher Kellerbier wie vor 500 Jahren


Autor: Petra Malbrich

Weißenohe, Freitag, 25. März 2016

Der früher von den Weißenoher Mönchen genutzte Weinbergkeller wurde wieder hergerichtet - und wird gleich genutzt.
Die Jubiläums-Bierfässer sind im Bierkeller eingelagert. Foto: Petra Malbrich


Hinter dem breiten erneuerten Tor, umrahmt von den Wurzeln einer mächtigen Kastanie und einer Linde, liegt die Erfüllung eines Traums von Urban Winkler. Dort, in dem langen dunklen Keller, wo die Mönche ihr untergäriges Bier am linken Rand in Fässern lagerten, hat nun der Chef der Weißenoher Brauerei zum Jubiläum 500 Jahre Reinheitsgebot 1000 Liter Bier wie vor 500 Jahren eingelagert.

"Nicht jede Biersorte ist dazu geeignet", erklärt Urban Winkler in dem dunklen Weinbergkeller, wo passend zur Einlagerungsfeier Mönchsgesänge erschallen und der Weg mit Kerzenlicht ausgeleuchtet ist. "Prädestiniert sind kräftige Biere", weiß Winkler.

Das sind die Weißenoher Traditionsbiere Altfränkisches Klosterbier, Märzen und der Weißenoher Bonator, welche die Aromen der Holzfässer während der langen Lagerung am besten in ihr Aromabild integrieren.

Urban Winkler hält einen mit diesem Bier gefüllten Bierkrug. Man riecht das Pech und das Eichenfass in der Schaumkrone. Denn um diese echten Kellerbi ere zu erhalten, müssen die Biere in mit Kiefernpech ausgekleidete Eichenfässer gefüllt und eingelagert werden. Urban Winkler hat solche Fässer aus dem Lager der Brauerei geholt, abgedichtet, neu bereift und neu gepicht. "Das frische Pichen mit heißem Pech ist wichtig, um die Fässer sauber und steril zu halten. Es verhindert auch das Entweichen der Kohlensäure, denn schon damals wurde ein spritziges Bier geschätzt", erklärt Urban Winkler, der gerne traditionelle Biere braut und noch traditionellere brauen würde, wenn es ihm nicht gesetzlich verboten worden wäre.


Ausschank am Kirchweihsonntag

Vor dem Weinbergkeller probieren Bürger ein Stück Zwiebelkuchen zu dem süffigen Getränk. Das ist ein kleiner Vorgeschmack auf die Weißenoher Kirchweih: Am Kirchweihsonntag, am 3. Juli, wird dieses echte Kellerbier ausgeschenkt. Bereits am Eröffnungstag des Fünf-Seidla-Steigs werden die ersten Fässer aus dem Weinbergkeller zum Hof der Klosterbrauerei gebracht.

Sie hätten nicht gewusst, dass es hier einen Keller gibt, ist immer wieder von den Besuchern zu hören, hier oben auf dem Weinberg, mit idyllischem Blick auf den Ort Weißenohe und der Klosterkirche St. Bonifatius. Urban Winklers besonderer Dank richtet sich an die Familie Höllerer, die ihren nicht mehr genutzten Keller zur Verfügung stellt - für das Projekt der Weißenoher Klosterbrauerei, das vom Sportverein Weißenohe tatkräftig unterstützt wird.

So konnte der Keller geöffnet und gesäubert werden und auch das Geheimnis, warum so viele Sportler am Weinberg schaufelten und kehrten, ist mit der kleinen offiziellen Einlagerungsfeier gelüftet. "Der Keller war erstaunlicherweise in einem hervorragenden Zustand", sagt der langjährige Vorsitzende der SpVgg Weißenohe und Zweite Bürgermeister Raimund Schwarz (WGAN) anerkennend über die Baukunst der Mönche.


Weiche Sandsteinschicht

Vor mehr als einem halben Jahrtausend ist der Keller zur Biereinlagerung in die weiche Sandsteinschicht am Weinberg geschlagen worden. Die Gesteinsschicht sei für die Einlagerung des Bieres besonders geeignet. Zudem bleibe das Bier auch im Sommer kühl, denn Kälte nach außen entweiche aufgrund des Gefälles zum inneren Ende des Kellers nicht. Obst oder Feldfrüchte hingegen würden wegen zu wenig Sauerstoff ersticken und verderben.

"Die Brauer nahmen daher immer eine brennende Kerze mit, um im Falle des Erlöschens der Kerze vor einem Sauerstoffmangel gewarnt zu werden", erklärt Winkler. Nach der Erfindung des Kühlschranks wurde wohl um 1900 der Weinbergkeller, der weit außerhalb liegt und einen hohen Transportaufwand bedeutete, aufgegeben. Nicht nur, um der von den Mönchen erfundene und verfeinerte Kunst des Brauens zu würdigen, wurde auf den Spuren der Vorfahren traditionelles Bier hergestellt und wird zu mehreren Anlässen Thema in Rahmenprogrammen sein.