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Weißenohe: ein Mischwasserkanal ist dicht


Autor: Petra Malbrich

Weißenohe, Donnerstag, 11. Februar 2016

Fast ein Viertel der Haltungen im Weißenoher Kanal sind stark beschädigt. Das sei nicht problematisch, denn es betreffe hauptsächlich Regenwasserkanäle.
Bauarbeiten für Breitband sollen in der ganzheitlichen Sanierungslösung für die Kanalarbeiten eingeplant werden.  Foto: Petra Malbrich


83 Haltungen im Weißenoher Kanalsystem, das entspricht 23 Prozent, weisen große Schäden auf. Dennoch gibt Bernd Müller von dem beauftragten Sachverständigenbüro Schneeberg und Kraus einerseits Entwarnung, denn zum einen werde bei einem Schaden die Klasse 0, großer Schaden, zugeordnet, selbst wenn es nicht die gesamte Haltung betrifft. Zum anderen handelt es sich bei den schadhaften Kanalstücken hauptsächlich um die Regenwasserkanäle.


Zwölf Kilometer gespült

"Das hat aber nicht dieselbe Wertigkeit als wenn ein Schmutzwasserkanal kaputt wäre", besänftigt der Sachverständige, der das Ergebnis der durchgeführten Kanalbefahrung erläuterte. Zwölf Kilometer Kanallänge wurden gespült und mit der Kamera befahren.
Der gesamte Kanal setzt sich aus 7231 Meter Mischwasserkanal, 3708 Meter Schmutzwasserkanal und 776 Meter Regenwasserkanal zusammen. Immerhin weiß Weißenohe nun genau, an welcher Stelle ein Hausanschluss ist, wo alte Hausanschlüsse gebrochen, wo überhaupt keine Kanalwand mehr vorhanden und wo Wurzeln hineingewachsen sind.


Hydraulik funktioniert

Probleme gibt es aber auch bei einem Mischwasserkanal, der selbst an Sonnentagen dicht ist. Schon aus finanziellen und ökologischen Gesichtspunkten findet es Müller fraglich, sauberes Grundwasser in den Mischwasserkanal laufen zu lassen und dieses dann für viel Geld über die Kläranlage in Pettensiedel reinigen zu lassen. Positiv bewertet hat Müller die Hydraulik, die keine signifikanten Probleme aufweist. Oft parallel laufen Mischwasser- und Regenwasserkanal unter Weißenohes Straßen. Aufgrund einiger der Ergebnisse kann der Planer nicht nachvollziehen, dass "im Gemeindebereich aufgrund der festgestellten Querschnittsverengungen durch Ablagerungen keine regelmäßigen Überflutungen zu verzeichnen sind", sagt Müller.


Fördermittel abrufen...

Eine "ganzheitliche" Sanierung empfiehlt er, gelistet nach Priorität und Kosten und auch Maßnahmen wie Breitband und Straßenbau mit zu berücksichtigen und einfließen zu lassen. Außerdem rät Müller zum Versuch, mit dem Konzept Fördermittel abzurufen, da mit dem RZWas 2016 ein neues Förderprogramm für Kanal- und Trinkwassersanierung aufgelegt wird. Dazu würden die Investitionen der vergangenen 30 Jahre der Kommunen ins Trinkwassernetz geprüft und auch, was künftig investiert werden soll, um so die Kosten pro Einwohner zu ermitteln.
In kleineren Gemeinden seien diese Kosten höher, deshalb gebe es eine Härteregelung. Allerdings dämpfte Bürgermeister Rudolf Braun (WGA) diese Hoffnung auf zusätzliche Gelder. Nach Brauns Meinung sei die Härteregelung so festgelegt, dass außer Großkommunen kaum eine Gemeinde Chancen hätte.
Der Weißenoher Bürgermeister zitierte einen Landtagsabgeordneten, der meinte, die Kommunen hätten ihren Haushalt bislang mit Wasser- und Kanalgebühren saniert. "Es ist ein Scheingefecht", sagt Braun, der mit diesen Fördermitteln lieber nicht planen möchte.