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Weilersbacher Pläne unter Beschuss


Autor: Pauline Lindner

Weilersbach, Mittwoch, 25. Mai 2016

Das geplante Gewerbegebiet ist vielen Nachbargemeinden ein Dorn im Auge. Sie fürchten Kaufkraftverluste.


Im Osten von Unterweilersbach soll nahe der B 470 in der Gemarkung "Letten" ein Supermarkt mit Backshop und Tankstelle entstehen. Schon im Vorfeld hatten die Nachbargemeinden Forchheim, Ebermannstadt und Kirchehrenbach Bedenken vorgebracht. Sie fürchten demnach besonders, dass ein großes Lebensmittelgeschäft negative Einflüsse auf örtliche Unternehmen haben könnte.
Dazu ließ Weilersbach eine Verträglichkeitsuntersuchung durch die Beratungsgesellschaft Cima erstellen, die den möglichen Kaufkraftabfluss im Einzelnen darstellen soll.


Keine kulturellen Events

Ausführlich befasste sich der Weilersbacher Gemeinderat mit den von den besorgten Kommunen, Behörden und Privatpersonen vorgebrachten Argumenten.


Klargestellt wurde schon zu Beginn, dass die Supermarktfläche 1200 Quadratmeter betrage, die Bäckerei einen separaten Eingang erhalte und im Areal des Bebauungsplans keine kulturellen Veranstaltungen zulässig seien. Da hier ein Gewerbegebeit an ein allgemeines Wohngebeit angrenzt, gilt die Immissionsschutzrichtlinie DIN 45691. Demnach dürfen sich nur Geschäfte ansiedeln, die tagsüber nicht mehr als 62 Dezibel und nachts 47 Dezeibel emittieren.


1000 Meter entfernt

Die nötigen Ausgleichsflächen sollen in der Reifenberger Flur durch eine Streuobstwiese geschaffenund ins Ökoflächenkataster aufgenommen werden. Wegen einer Linksabbiegerspur von der B 470 wird die Gemeinde einen Vertrag mit dem Staatlichen Bauamt schließen und einen zweiten mit dem Bauwerber Sontowski & Partner.

Ein mehrfach vorgebrachter Punkt in den Einwendungen war, dass die Lage nicht dem Erfordernis "städtebaulich integriert" entspräche. Das sehen die Weilersbacher allerdings anders. Da die heutige Kommune erst 1970 aus drei früher selbstständigen Gemeinden entstanden ist, gibt es kein Ortszentrum. Von allen Ortsteilen ist das Ladengeschäft gut 1000 Meter entfernt.
Die Anbindung an den ÖPNV soll durch eine zusätzliche Bushaltestelle erfolgen. Der Gehweg an der Ebermannstädter Straße wird ausgebaut. Andere Standorte im Gemeindegebiet scheiden vor allem aufgrund der Hanglagen aus. Dies trug Geschäftsleiter Klemens Denzler vor.


Verlust auch für Forchheim

Zur Kaufkraftabschöpfung, einem Hauptargument der Gegener, erläuterte er, dass der sogenannte Erheblichkeitswert bei 20 Prozent liegt. Dieser wird nach dem Gutachten vom 2. Mai aber nirgendwo erreicht. Im Zentrum von Ebermannstadt wird es auf Grundlage des Gutachtens um Verluste von unter drei Prozent gehen, bei dessen sonstigen Geschäftslagen wird sich der Supermarkt mit einer Abschöpfung von 4,2 Prozent bemerkbar machen. Für Forchheim erwartet die Studie einen Kaufkraftabfluss von bis zu 3,4 Prozent.

Stärker tangiert ist allerdings Kirchehrenbach. Für dessen Innenort, im Wesentlichen geht es hier um die Firma Nahkauf Lochner, erwartet das Gutachten eine Abschöpfung von 16,2 Prozent. Im Kirchehrenbacher Osten in Richtung Pretzfeld wäre vor allem der Discounter Nora betroffen. Hier geht das Gutachten von einem Verlust in Höhe von 15 Prozent aus.

Für die Weilersbacher Räte liegt hier aber ein grundsätzliches Ungleichgewicht vor, verfügt doch Kirchehrenbach, das zusammen mit Pretzfeld ein Kleinzentrum bildet, über zwei große Lebensmittelgeschäft. Weilersbach hingegen habe nichts Vergleichbares. Das vom Kreisheimatpfleger Günther Denzler in seine Argumentation eingebrachte "romantische Wiesenttal" irritierte zuerst den Rat; bis Denzler sie darüber aufklärte, dass auch beim Baugebiet Langengraben in Kirchehrenbach der nahezu identische Wortlaut verwendet worden war. "Das klingt nach Nostalgie. Damit können wir unsere Dörfer nicht erhalten, sondern durch Infrastruktur", kommentierte stellvertretender Bürgermeister Marco Friepes (CSU).
Die zweite öffentliche Auslegung sowie die Beteiligung der Träger öffentlicher Belange läuft vom 24. Juni bis zum 25. Juli. Im Juli will der Bauträger den Bauplan dem Rat vorstellen .Er rechnet damit, dass eine Baugenehmigung bis November erteilt wird. Die Bauzeit soll sechs bis sieben Monate betragen.