Gräfenberg/Nürnberg: Sie helfen den Obdachlosen - Shampoo und Kaffee sind Mangelware
Autor: Petra Malbrich
Gräfenberg, Montag, 28. Januar 2019
Die Gräfenbergerin Elke Then hilft bei der Nürnberger Obdachlosenhilfe. Ihre Schützlinge werden immer jünger. Ein Grund ist der Mangel an Sozialwohnungen.
Ein junger Mann, gerade 30 Jahre alt, weinte haltlos, als er von Elke Then an Weihnachten die Grundausstattung für Obdachlose erhielt: Eine Isomatte und einen Schlafsack. Als die Gräfenbergerin das erzählt, packt sie gerade einige Shampoos, Getränkeflaschen und Suppenterrinen in die Tüten im Kofferraum ihres Autos.
Es sind nur wenige Artikel, denn bisher sind es nur zwei oder drei Leute aus dem Gräfenberger Raum, die Dinge des täglichen Bedarfs und Lebensmittel für die Obdachlosen in Nürnberg abgeben. Elke Thens Engagement ist hier einfach zu wenig bekannt.
Jede Hilfe ist willkommen
Doch helfen kann jeder und Elke Then und ihre Administratorin Marion Stengl freuen sich über jede Hilfe. Sei es persönlich beim Sortieren der Ware im Lager in Nürnberg am Klarissenplatz oder durch Spenden in Form von Lebensmitteln oder Hygieneartikel. Gerade Shampoos werden dringend gebraucht, löslicher Kaffee und löslicher Tee, Winterstiefel für Herren und immer wieder Isomatten und Schlafsäcke. Das ganze Jahr über.
"Es ging mir finanziell auch schon schlecht. Freunde haben mir geholfen. Nun will ich helfen", betont die Altenpflegerin, die im Seniorenheim Martha Maria in Forth arbeitet. Denn meist ist es ein finanzieller Grund, obdachlos zu werden. Das gibt es nicht, denn die Kommunen, der Staat müssen für eine Unterkunft sorgen? "Ja, das stimmt. Aber wohin, wenn der Staat keine Sozialwohnungen hat", sagt Then und nennt damit einen Grund, auf der Straße zu landen.
Betroffenheit und Scham
Marion Stengl, die Administratorin der Facebook-Gruppe, und Elke Then kennen zu jedem "Obdachlos in Deutschland gibt es nicht" eine Geschichte, die bei den Zuhörern Betroffenheit und Scham auslöst. Der Mieter kündigt wegen Eigenbedarfs, die neu angesetzte Miete ist zu hoch. Selbst wenn man vom Amt lebt, sind die Mieten zu hoch, um passenden Wohnraum zu finden. In eine Pension werden diese Menschen dann geschickt, bekommen dort ein Zimmer bezahlt. Doch: "In der Statistik zählt man dann als obdachlos", erklärt Stengl.
Es gibt gepflegte Zimmer in diesen "Pensionen". Aber oft sind sie das genaue Gegenteil. Zerschlissene Matratzen, vor denen es ekelt, sich daraufzulegen. Eine Mutter mit ihren zwei Kindern - die Tochter absolviert gerade eine Lehre - wollte nicht auf den verschmutzten Matratzen in einem Großraum schlafen und erhielt deshalb bei Freunden Unterschlupf, um nicht auf der Straße nächtigen zu müssen. Die Alleinerziehende konnte krankheitsbedingt die Miete nicht mehr aufbringen.
Auch andere ziehen dann das Leben auf der Straße vor: Heimkind, schiefe Bahn. Oder Arbeitslosigkeit und Alkohol. Doch selbst wenn diese Menschen die Nächte in den Notunterkünften und Pensionen verbringen, "die Notunterkunft muss um 9 Uhr früh verlassen werden. Um 17 Uhr darf man erst wieder hinein", sagt Stengl.