Was Eltern nicht über ihre Kinder wissen
Autor: Redaktion
Ebermannstadt, Freitag, 21. Februar 2020
Digital-Tag hieß eine Fortbildung für die gesamte Schulfamilie am Gymnasium Fränkische Schweiz in Ebermannstadt. Ein Medienpädagoge öffnete Erziehungsberechtigten die Augen, warnte vor Gefahren und warb für mehr Smartphone-Kompetenz für Kinder, Eltern und Lehrkräfte.
Der Digitaltrainer Hendrik Odendahl informierte über 900 Schüler, 300 Eltern und alle Lehrkräfte des Gymnasiums Fränkische Schweiz in Ebermannstadt über die enormen Risiken und erstaunlichen Chancen der inzwischen weitverbreiteten Smartphonenutzung durch Schüler - und gab ganz konkrete Tipps für einen besseren digitalen Alltag in Schule und Familie.
Whatsapp, Spiele und Youtube überall: Immer mehr Schüler bekommen von ihren Eltern Smartphones - und nutzen sie sofort nach Kräften. Doch der Einstieg ins Internet verläuft für viele Kinder früher oder später problematisch, was oft im Verborgenen bleibt und erst zum Vorschein kommt, wenn es zu spät ist. Da hilft nur Medienkompetenz, wie sie der Digitaltrainer Hendrik Odendahl in jeweils 90-minütigen Vorträgen an zwei Tagen mit Ausdauer und viel Humor vermittelte.
Eltern haben wenig Einblick
Zu Beginn des Elternabends erläuterten der Dozent die Problemstellung: In der Öffentlichkeit werde das Thema Smartphonenutzung von Kindern sehr kontrovers diskutiert: Die einen dächten, je früher die Kinder damit anfingen, desto besser könnten sie wichtige Kompetenzen für die digitale Zukunft erwerben; andere machten grundsätzlich jede Art von Smartphonenutzung dafür verantwortlich, dass die Kinder "dick, dumm, krank, faul und traurig" würden - und würden Smartphones am liebsten verbieten oder wegsperren, bis die Kinder erwachsen sind.
Doch Smartphones haben sich so schnell unter Kindern verbreitet, dass wissenschaftlich belastbare Aussagen über die Auswirkungen von deren Nutzung noch ausstünden - also läge es an den Eltern, in der Zwischenzeit selbst einen vernünftigen Weg für die eigene Medienerziehung zu finden.
Um dies zu tun, müsse man aber erst einmal verstehen, was die Kinder im Internet eigentlich tatsächlich machen. Odendahl entführte die Zuhörer in die digitale Lebenswelt der Kinder: Er stellte unter den Schülern Youtube-Stars wie "Bibi", "Gronkh", "Simon Desue" oder "Lisa & Lena" ebenso vor wie die Social-Media-Plattformen Instagram, Snapchat und Tik-Tok. Für viele Eltern offenbarte dieser Ausflug in die bunte digitale Lebenswelt der Jugend völlig neue Erkenntnisse - was zeigt, wie wenig viele Eltern zuvor über den digitalen Alltag ihrer Kinder tatsächlich gewusst hatten.
Google und Facebook
Laut dem Digitaltrainer fehlen aber auch den Kindern in der Regel grundlegende Kenntnisse über die Medien, die sie tagtäglich viele Stunden nutzen: So berichtete er, dass nur sehr wenige Kinder in den fünften und sechsten Klassen wissen, wie Google und Facebook - ihres Zeichens die Mutterkonzerne von Youtube und Whatsapp und gleichzeitig die beiden derzeit reichsten Firmen der Welt - eigentlich so viel Geld verdienen: Indem sie von jedem einzelnen Nutzer extrem detaillierte Datenprofile anlegen und diese sehr lukrativ an die Werbeindustrie verkaufen. Die Kinder zahlen also doch für die Nutzung der großen Plattformen: Zwar nicht mit Euro, aber mit ihren privaten Daten - und vor allem mit der Preisgabe nahezu aller ihrer Interessen.
Vielen Eltern ist erstaunlich unwichtig, was ihre Kinder auf dem Smartphone sehen können