Druckartikel: Was das romantische Herz begehrt

Was das romantische Herz begehrt


Autor: Reinhard Löwisch

Sanspareil, Donnerstag, 12. Februar 2015

Dass der Ort Zwernitz im Jahr 1747 in Sanspareil umbenannt worden ist, ist der Legende nach einer verzückten Hofdame zu verdanken. Schon wenig später entdeckten die Touristen die malerische Gegend.
Eine Schmuckpostkarte aus dem Jahr 1897 Repro: Reinhard Löwisch


Beim Anblick des Felsengartens soll eine Hofdame 1746 ausgerufen haben: "Ah, c'est sans pareil." Das heißt so viel wie: "Das ist ohnegleichen!" Daraufhin soll Markgraf Friedrich im selben Jahr die Umbenennung des Ortes Zwernitz in Sanspareil anordnen.

Damit begann die Geschichte des berühmten Buchenwaldes und dem Morgenländischen Bau, direkt neben der Burg Zwernitz. Letztere behielt ihren Ortsnamen. Und wegen der attraktiven Sehenswürdigkeiten kamen die Touristen tatsächlich in Scharen.

1787 kam der Gefreeser Pfarrer Johann Michael Füssel auf seiner "Reise durch den Fränkischen Kreis" nach Sanspareil. Was er hier zu sehen bekam, überraschte ihn angenehm: "Dieser Wald ist gewiss ein einzigartiger Lufthain.

Er ist nicht groß, aber so reich an mannigfaltigen, romantischen, überraschenden, Schauer erregenden und die gefühlvolle Seele erhebenden Naturszenen und von der Kunst so glücklich unterstützt, dass jeder Liebhaber der schönen Natur ihn mit der vollsten Genugtuung verlassen wird."

Ludwig Tieck, der mit seinem Freund Wilhelm Heinrich Wackenroder 1793 auf ihrer "Pfingstreise" durch die Fränkische Schweiz und das Fichtelgebirge hier durchkam, hatte da eine etwas weniger euphorische Meinung. Tieck schrieb: "Die großen Felspartien im Walde, das Große und Wilde, das dadurch in der Phantasie hervorgebracht wird, ein gewisser Tunnel, sind äußerst schön. Aber dadurch hat der Garten auch viel Einseitiges, es ist kalt drin, man findet nichts als Wald und Felsen; um eine Aussicht zu haben, muß man sehr hoch steigen."

Plattformen und Plätze

Beim genaueren Betrachten findet Tieck dann doch einige schöne Plätze: "Eine Partie, die mich doch ganz besonders bezauberte, war die Vulkanshöhle; es ist ein ordentliches kleines Tal, rundum von Felsenmassen eingeschlossen."

Sein Freund und Begleiter Wackenroder hatte da eine viel bessere Meinung vom dem Felsengarten, der Ansicht von Füssel nicht unähnlich: "Wie aber die Natur diesen kleinen Platz durch die interessantesten Felsengruppen zum Lustort gebildet hat, kann kaum jemand glauben, der nicht diese Art von Felsen selbst gesehen hat." Zwischen den Jahren 1744 und 1748 baute man an dem "Wundergarten", wie er auch genannt wurde, mit seinen zahlreichen Gebäuden, Plätzen und Aussichtsplattformen.

"Die Lage des Ortes, an dem wir waren, ist einzig. Die Natur selbst war die Baumeisterin. Alles ist ländlich und bäuerisch", schrieb die Markgräfin Wilhelmine (1683-1757), die älteste Tochter des Soldatenkönigs Friedrich Wilhelm, I., als sie den fertigen Sommersitz im Jahr 1749 besuchte. Analog zur Bayreuther Eremitage, die sie von ihrem Ehemann Markgraf Friedrich III. von Brandenburg-Bayreuth 1715 geschenkt bekam, entstand bei Wonsees eine zweite Einsiedelei im Jagdgebiet des Markgrafen, bei der die Verwandlung von einem "Ort der geistigen Ruhe", dem eigentlichen Zwecke einer "Eremitage", über einen Naturpark hin zum "Vergnügungspark" deutlich wurde.

England als Vorbild

Nach englischem Vorbild entstanden künstliche Grotten und Ruinen, die die natürliche Umgebung mit einbezogen und ungewöhnliche Zierbauten wie der Aelosturm oder das Felsentheater, wo sicherlich auch die Kompositionen der Markgräfin zum Besten gegeben worden sind. Nachdem die Markgrafschaft 1810 an das Königreich Bayern überging und das Interesse an der Parklandschaft erlosch, geriet Sanspareil in Vergessenheit.

König Ludwig I. verkaufte das ganze Areal. Die meisten Parkbauten, bis auf den heute noch intakten "Morgenländischen Bau" und die Theatergrotte, hat man wieder abgerissen und das Baumaterial für andere Bauten genutzt.