Druckartikel: Warum denn verreisen, wenn Franken so schön ist

Warum denn verreisen, wenn Franken so schön ist


Autor: Petra Malbrich

Untertrubach, Freitag, 23. August 2013

Nicht jeden zieht es in den Ferien ins Ausland. Wolfgang Pohl zum Beispiel hat in Gräfenberg alles, was er zum Wohlfühlen braucht.
Helmut Egloffstein und seine Frau Ingrid verbringen ihre freie Zeit am liebsten im Garten.


Nein, so etwas sie Fernweh kennt Helmut Egloffstein nicht. "Ich bin ein Gegner des Fortfahrens", sagt er. Statt in fremde Länder zu reisen, bleibt Egloffstein lieber zu Hause in Untertrubach und kümmert sich um seine Honigwaben. Zehn Völker hat er inzwischen und einen blühenden Garten am Waldrand.

Dort baut Egloffstein auch 17 verschiedene Kartoffelsorten und Tomaten an. Sein Garten selbst ist für Egloffstein sein einzig wahres Naherholungsgebiet. "Wer mit offenen Augen und hörenden Ohren durch die Natur geht, weiß, wie schön es hier in der Fränkischen ist", sagt Egloffstein. Er hält sich zugute, ein Naturliebhaber zu sein und auch ein Naturschützer.

Der Wunsch, die Umwelt zu schützen ist ein anderer wichtiger Grund für ihn, nicht in den Ferien zu verreisen. "Wenn man sieht, dass die Natur umkippt, wie man an starken Stürmen sieht, ist das in meinen Augen ein Alarmzeichen.

Wir leben über unsere Verhältnisse", sagt Egloffstein. Verantwortlich für den seiner Ansicht nach Besorgnis erregenden Zustand der Erde macht er auch die Reiseindustrie, die immense Rohstoffe verbrauche.

Ein Blick gen Himmel und die vielen Kondensstreifen der vielen Flugzeuge genügen ihm als Beweis. "Das darf man den Tieren und den Lebewesen nicht antun", klagt der Untertrubacher.

Davon einmal ganz abgesehen: Zu Hause sei der Erholungsfaktor einfach größer, sagt Egloffstein. Seine freie Zeit verbringt er deshalb besonders gern draußen in der Natur. Ob beim Wandern, bei gemütlichen Spaziergängen oder beim Mountainbiking. Warum? "Die Gegend hier ist so vielfältig und interessant."

Vor der eigenen Haustür

Und schon beim Gedanken, mit anderen Handtuch an Handtuch am Strand zu liegen, schaudert es Egloffstein. Aber was ist mit der Lust, neue Eindrücke zu sammeln und andere Kulturen kennenzulernen? "Andere Kulturen und Landschaften kann ich auch im Fernsehen sehen", antwortet Egloffstein knapp.

Seine Frau Ingrid teilt im Übrigen die Heimatverbundenheit ihres Mannes. Einen Grund, in den Ferien groß zu verreisen, sieht auch sie nicht. Auch Wolfgang Pohl aus Gräfenberg zieht es ganz und gar nicht in die Ferne. In der Fränkischen Schweiz gebe es ja auch genug zu entdecken. "Andere Leute fahren in die Fränkische, um ihren Urlaub hier zu verbringen. Warum sollte ich woandershin", fragt er und beantwortet die Frage im Grunde gleich selbst.

Natur, Kunst und Kultur: Alles, was Pohl für einen gelungenen Urlaub benötigt, findet er vor der eigenen Haustür. Er kann denn entlang der Wiesent oder auch durch den Buchwald wandern. Pohl kann ein Museum besuchen oder einfach nur im Freibad ein paar Runden schwimmen. Oder er kann einfach auch nur auf der Wiese liegen und in den Himmel schauen. "Auf dem Campingplatz habe ich mehr Nachbarn als zu Hause. Im Hotel muss man immer schnicke angezogen sein. Ich mag es lieber leger und den ganzen Tag auf einem Liegestuhl am Schiffsdeck sonnen und abends das Tanzbein schwingen, gefällt mir auch nicht", sagt der Gräfenberger weiter.

Zu Hause verbringt er seine Zeit in der Werkstatt oder im Garten, wo er Ruhe, Sonne aber auch Geselligkeit genießen oder sich um seine Weintraubenzucht kümmern kann. Das alles bedeutet maximale Erholung bei minimalem Preis, findet Pohl. "Wir sind das billigste Urlaubsland", bringt Pohl ein weiteres Argument in die Diskussion ein. Warum sollte er anderswo für ein Schnitzel 12,50 Euro zahlen, wo er hier für den Preis gleich zwei Schnitzel bekommen würde.

Selbst als Pohl noch gearbeitet hat, hat er es höchstens eine Woche in der Ferne ausgehalten. Meistens ist er dann gewandert. "Als Rentner brauche ich keinen Urlaub mehr", sagt Pohl. Die eigene Wohnung und den eigenen Garten zu genießen, hat auch für Marianne Beck (Name geändert) Priorität.

Deshalb beginnen ihre Urlaubstage mit einem gemütlichen Frühstück auf dem Balkon. Anschließend nimmt sie sich in aller Ruhe die Zeitung vor. Alles ganz ohne Zeitdruck.

Keinen einzigen Gedanken verschwendet sie an den Wecker. Dann lässt Marianne Beck auch einmal Fünfe gerade sein. Größere Arbeiten im Haushalt verbieten sich im Urlaub selbst.

Stattdessen freut sich die Ebermannstadterin auf Wanderungen, Ausflüge nach Bamberg oder auf die gemeinsame Zeit, die sie mit ihren Enkeln auf dem Spielplatz verbringt.

Zeit mit den Kindern

Von ausgedehnten Reisen in fremde Länder hält sie nicht viel. "An der Adria war es auch nicht wärmer. Ein Schwimmbad haben wir hier ebenfalls und zudem schlafe ich erster Klasse, in einem sauberen Bett", sagt sie.

Wenig hat auch Thomas Held für ferne Länder übrig. Und da der Herbst nicht mehr fern ist, wird er nicht nur die Natur genießen, sondern im Wald auch Holz hacken. Die meisten Urlaubstage sind aber ohnehin für seine beiden Kinder reserviert. Sein Sohn ist erst vor wenigen Wochen geboren worden. Die Zeit mit ihm ist dem 31-Jährigen deshalb besonders wichtig.