Warnung vor Stammtischparolen
Autor: Andreas Oswald
Forchheim, Montag, 16. November 2015
Forchheim und Dormitz bekunden ihren Partnergemeinden Betroffenheit über die Terroranschläge in Paris. Die Ebermannstadter Bürgermeisterin Christiane Meyer warnt vor "platten Parolen". Muslimische Flüchtlinge geben eine Erklärung ab.
Zu Kundgebungen gegen den Terror, der Frankreich und die demokratische Welt erschüttert hat, sind die Gedenkfeiern zum Volkstrauertag in Stadt und Landkreis Forchheim geworden. Sogar im Forchheimer Königsbad legten Gäste und Personal eine Schweigeminute ein.
Ebermannstadts Bürgermeisterin Christiane Meyer (NLE) richtete einen Aufruf an alle Stadträte, Ortssprecher und Ortsvertreter der Stadt Ebermannstadt. Den gewählten Kommunalvertretern obliege nun eine besondere Verantwortung auf die Ängste in der Bevölkerung zu reagieren. "Wir dürfen nicht zulassen, dass nun Stammtischparolen in unseren Gemeinden die Oberhand erlangen", erklärt Christiane Meyer.
Man müsse heute erleben wie Hunderttausende völlig verzweifelt nach Europa flüchten, um ihr eigenes Leben und das ihrer Kinder vor kriegerischen Auseinandersetzungen zu retten.
Das Attentat in Paris habe uns alle zutiefst erschüttert. Eine der schrecklichsten Nächte, die Europa in der Nachkriegszeit je erlebt habe, liege hinter uns. Wie Meyer weiter erklärt verunsichere das Attentat "die Bürgerinnen und Bürger in unserer Gemeinde". Als Bürgermeisterin erfüllt es sie mit Stolz, dass sich am Sonntag muslimische und jesidische Flüchtlinge aus den drei Flüchtlingshäusern in Ebermannstadt mit einer Erklärung zu den Attentaten in Paris zu Wort gemeldet hätten.
Erklärung der Flüchtlinge
Acht Familien und zwei Einzelpersonen aus Syrien, dem Irak und dem Kosovo
gaben folgende Erklärung ab:"Wir muslimische Flüchtlinge in Ebermannstadt drücken unsere tiefe Abscheu vor den Taten sogenannter Islamisten in Paris aus. Wir trauern um die Opfer und mit den Angehörigen. Wir trauern mit Frankreich. Viele der muslimischen Flüchtlinge sind genau vor diesem islamistischen Terror aus ihren Heimatländern geflohen.
Wir danken Deutschland und Bayern sowie den vielen Helferinnen und Helfern, dass sie uns erst mal Schutz gewähren."
"Nun gilt es, dass wir Bürgermeister und der gesamte Stadtrat mit seinen Ortsvertretern und Ortssprechern achtsam sind und unsere von den Bürgerinnen und Bürgern übertragene Verantwortung ernst nehmen", mahnt Meyer. "Mitmenschlichkeit und Nächstenliebe - Respekt vor dem Anderen und Toleranz" müsse unsere Antwort sein auf den Terror. Die Bürgermeisterin fordert in ihrer Erklärung auf, dabei zu helfen, "dass diejenigen, die nun die Ängste der Menschen ausnutzen wollen und mit platten Parolen Verunsicherung schüren, nicht zum Zuge kommen, auch nicht bei uns in Ebermannstadt. Lassen Sie uns als gewählte Vertreter der Stadt Ebermannstadt an einem Strang ziehen, klären wir auf, machen wir mit bei der Flüchtlingsarbeit und halten wir zusammen".