Forchheim: Warnung vor Eichenprozessionsspinnern an Bäumen entlang der B 470
Autor: Petra Malbrich
Forchheim, Mittwoch, 18. Oktober 2017
Mit Schildern warnt das staatliche Straßenbauamt vor befallenen Bäumen. Die Härchen der Raupe sind für Mensch und Hund gefährlich.
"Vorsicht Allergie Gefahr. Danger. Raupen und Gespinste nicht berühren." Mit diesen Schildern warnt das staatliche Straßenbauamt Bamberg vor den Eichenprozessionsspinnern. Hauptsächlich auf Eichen am Waldrand oder Siedlungen und Parkanlagen an lichten und trockeneren Bereichen ist er ansässig. Inzwischen im gesamten Bundesgebiet, wie Christiane Fleischmann, Leiterin des Gesundheitsamts Forchheim weiß.
Aufgehängt wurden die Warnschilder schon vor etlichen Wochen, als die ersten Gespinste entdeckt worden waren - auf der B470 Richtung Wimmelbach, Zeckern und bei Kleinsendelbach hängt die Warnung an den Bäumen. Aber auch an vereinzelten Parkplätzen im Streckenbereich des staatlichen Bauamts, also den Bundes- und Staatsstraßen im Landkreis Forchheim, wie Peter Scheinost, Leiter der Straßenmeisterei in Forchheim, erläuterte.
Eine Fachfirma hat die Bäume inzwischen abgesaugt. Dabei ist es zu dieser Jahreszeit gar nicht so einfach, die Raupen und Gespinste zu entdecken. Der Eichenprozessionsspinner ist ein nachtaktiver Schmetterling. Störend sind die Larven. Diese sind borstig, damit sie den Vögeln nicht schmecken und dunkel, damit sie nicht auffallen. "Wenn man nicht zufällig eine Bewegung sieht, kriegt man oft gar nichts mit", erklärt Daniel Schenk, Forstrevierleiter von Neunkirchen die Schwierigkeit, die Larven des Eichenprozessionsspinners in den Eichen zu entdecken.
Keine Gefahr für den Baum
Für die Bäume ist der Eichenprozessionsspinner oder dessen Larven nicht gefährlich. "Sie schaffen es nie, einen kompletten Baum kahl zu fressen", sagt Schenk. Bis zu einem Dutzend verschiedener Schmetterlingsraupen begrüßt die Eiche jährlich und schiebt Anfang bis Mitte Juni mit dem sogenannten Johannitrieb neue Blätter nach, um sich dagegen zu wappnen. Eher gefährlich wäre es, wenn mehrere Raupenarten gleichzeitig auf dem Baum wären oder bei Monokulturen, denn dort neige unter passenden Bedingungen jeder Schädling zur Massenvermehrung, sagt Schenk. Für den Menschen sieht es schon anders aus und kann durchaus gefährlich werden. Die Larve häutet sich mehrmals und ab dem dritten Stadium besitzt sie diese Brennhärchen, Widerhaken mit giftigem Eiweiß, dem sogenannten Thaumetopoein, die an Bäumen, an der Rinde kleben oder in den Gespinsten hängen und auch auf den Boden fallen können. Wenn man damit in Berührung kommt, gibt es sehr wohl gesundheitliche Reaktionen.
Der Mensch reagiert
"Es kann Hautreaktionen auslösen", sagt Christiane Fleischmann. Empfindliche Personen reagieren stärker. Das kann vom lokalen Hautausschlag, punktförmigen Rötungen, Schwellung, Juckreiz bis hin zur Quaddelbildung reichen. "Wenn es eingeatmet wird, sind die Schleimhäute in Mund und Nase betroffen. Das kann zu Asthma oder Bronchitis führen", sagt Fleischmann. Richtig krank könnten sich die Menschen fühlen, mit Fieber und Schwindel. Aber auch eine Bindehautentzündung könne entstehen. Diese müsse nicht immer viral oder bakteriell ausgelöst sein.
Hauptgefahr im Mai und Juni
"Bei starken Beschwerden soll man unbedingt den Hausarzt aufsuchen", rät Fleischmann. Ein richtiger Schutz vor diesen Raupenhärchen sei schwierig. Die Hauptgefahr bestehe sicher im Mai und Juni, wenn die Raupe das dritte Stadium erreicht und diese Härchen hat. Die Haut solle man dann schützen, eventuell einen Hut tragen, befallene Gebiete meiden, Raupen und Nester nicht berühren und nach einem Spaziergang die Kleider wechseln und duschen. Ganzjährig geht Gefahr von den Gespinsten aus. Die, wenn sie am Waldrandboden oder in der Wiese liegen, auch beim Schnüffeln am Boden für den Hund gefährlich werden können. Auch bei ihm können die Härchen allergische Reaktionen auslösen, eine Magenschleimhautentzündung beispielsweise. Vor allem sei ein Schutz schwierig, weil die Haare über den Luftstrom weite Strecken mitgetragen würden.
Ein hartnäckiges Gerücht
Das ist für den Forstrevierleiter Daniel Schenk ein hartnäckiges Gerücht, das nie belegt worden ist. Zu seinen Anfangszeiten als Förster war er bei der Bekämpfung des Eichenprozessionsspinners dabei und hatte viel Kontakt zu den Behörden in Baden-Württemberg, die das Problem mit den Raupenhaaren schon zwanzig Jahre länger kennen. Entstanden sei die Aussage der Übertragung der Härchen über die Luft, weil Problemeichen oft in weiterer Entfernung von anderen Problemeichen gefunden wurden. "Andere Faktoren, wo die Härchen herkommen, sind nie überprüft worden", sagte Schenk. Dabei könnten diese Härchen am Schnürsenkel des Schuhs kleben oder auf dem Fell des Hundes beim Spaziergang am Waldrand. "So treten Beschwerden weiter entfernt völlig entkoppelt auf", sagt Schenk. Er rät daher, von den Ländern aus dem Mittelmeerraum, aus denen der Eichenprozessionsspinner kam, zu lernen und auch lernen, damit zu leben, indem solche Bäume beispielsweise gemieden werden. Denn eine Giftbehandlung helfe nur, die Raupe zu vergiften. Die Härchen in den Gespinsten werden damit nicht bekämpft. Zudem müsse ein privater Waldbesitzer, auf dessen Baum eine Raupe oder ein Gespinst gefunden wurde, für den Einsatz einer Fachfirma pro Baum Kosten zwischen 500 Euro und 1000 Euro bezahlen. Aber es gibt nicht nur den Eichenprozessionsspinner, sondern auch einen Kieferprozessionsspinner. "Der ist in Frankreich schon auf dem Vormarsch und könnte in den nächsten Jahren bei uns eintreffen, sagt Schenk.