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Waischenfeld und sein Bier


Autor: Reinhard Löwisch

Waischenfeld, Donnerstag, 24. Juli 2014

Es ist eine bewegte Geschichte, die den Ort und seine Brauereien verbinden. Es gab Katastrophen, Kriege - und ein Happy End


"Zifix: Euer Manna könnt ihr selber saufen", sagt der Aloisius, "a Bier will i." Und Gott hatte ein Einsehen und schickte den Aloisius auf die Welt zurück, wo er noch heute im Hofbräuhaus sitzt und Bier trinkt. So geht die berühmte Geschichte vom Münchner im Himmel.

Die Geschichte hätte aber genauso gut in Waischenfeld stattfinden können. Mit dem einen Unterschied: Die Waischenfelder hatten in den vergangenen Jahrhunderten meist Pech mit ihren Brauhäusern. Dabei fing die Sache ja eigentlich ganz gut an. Im Jahr 1315 bekam Waischenfeld von König Ludwig dem Bayern das Stadtrecht, das gleiche wie es auch die Bamberger bekommen haben. Damit verbunden war das Recht, eine eigene Brauerei aufzubauen, was sicherlich auch bald geschah.

Denn schon 1316 wurde eine halbe Bannmeile rund sieben Kilometer um Waischenfeld gelegt. Das bedeutete auch, dass in diesem Umkreis nur Waischenfelder Bier ausgeschenkt werden durfte.

1322 übrigens wurde die Übertretung durch den gleichen König unter Strafe gestellt. Zehn Pfund Heller entsprechen heute etwa 36 000 Euro.

Leider dauerte es nicht lange, und das schöne Brauhaus fiel in Schutt und Asche. Markgraf Albrecht Alcibiades wollte unbedingt ein eigenes Frankenreich errichten und fiel daher über alles und jeden her.

Dumm gelaufen

In Waischenfeld hat er im Juli 1553 dann gründlich aufgeräumt. Wie ein Augenzeuge später berichtete, wurde "die Stat Weischenfelt, merenteilß als nemlich über 80 Heuser, auch das Rathauß, sampt den Preuheusern abgebrannt". Dumm gelaufen.

Aber die Waischenfelder bauten schnell ein neues Rathaus. 1611 war es fertig. Doch dann kamen die Schweden ins Land, um die Reformation voranzutreiben. Sie versuchten einige Male vergeblich, die Waischenfelder Burg einzunehmen und revanchierten sich am 9. August 1632 mit Brandschatzung.

In den Beschlussbüchern des Domkapitels von 1661 wurde über diesen Vorfall lapidar vermerkt: "Ist also die ganze Stadt Waischenfeld außer Kirche und Schloss in Asche gelegt worden. 149 Häuser, 78 Städel."
Und wieder gab es lange Zeit kein Bier im Dorf. Erst 1664 soll es wieder ein Brauhaus gegeben haben, und zwar an der Stelle, an der noch heute das Brauhaus steht. Die kriegerischen Zeiten fanden langsam ein Ende. Es kamen zwar noch Preußen und Franzosen auf dem Durchmarsch vorbei.

Sie brannten aber gottseidank keine Häuser nieder. So konnte das Brauhaus über viele Jahr hinweg genutzt werden, bis ihm eines schönen Tages erneut der Garaus gemacht wurde: "Am 30. May dieses Jahres (1845) entstand in Folge eines ungeheuren Regenwetters ebenfalls ein Hochwasser, welches dieselbe Höhe wie das vorbenannte erreichte, unterspülte den noch stehenden Theil des Brauhauses, so daß es trotz getroffener Vorkehrungen mittelst Unterpolzungen nach zwei Tagen ganz zusammenstürzte."

Wieder war das Brauhaus zerstört. Dieses Mal dauerte es aber nicht so lange, bis ein neues gebaut wurde. Ein neues Kommunalbrauhaus wurde errichtet. Schon 1849 stand ein neues Brauhaus. Aber wieder kam ein Hochwasser. Das Notizenbuch der Stadt berichtete darüber das Folgende: "Das Wasser stieg so hoch, dass den beiden Brauern Franz Schweßinger und Johann Wittauer aus den hiesigen Gemeindebrauhause ein Gebräu Bier, welches aus Vorsorge in die oberste Kühler aufbewahrten, mit fortgeschwemmt wurde." 1867 im Juni fand ein Umbau statt, so berichtet es das Notizenbuch.

Darin steht geschrieben, dass der "Umbau des Communenbrauhauses begonnen und bis zum Mai hiesigen Jahres (1868) zu Ende geführt" wurde. Der Umbau erforderte die Summe von 3300 Gulden, die gemäß eines Tilgungsplans wieder abgetragen werden musste.

Ruhe kehrte ein

1878 wurde im Kommunbrauhaus "ein neuer kupferner Kessel um den Betrag von 2700 M bei Hubmann in Bamberg angekauft, nachdem die eiserne Pfanne unbrauchbar geworden war" und 1880 wurde ein neues Kühlschiff angeschafft und "hierfür 60 M verausgabt", berichtete das Notízbuch weiter.
Ruhe kehrte ein und Bier wurde gebraut, viele Jahre lang. Früher, so erzählen es die Alten, hat die "Sonne" hier noch gebraut und auch der "Eberla". Zudem habe auch der "Gruber" Bier gebraut. Der letzte war aber der "Heckel", der hier gebraut hat, bis er 1981 ein eigenes Brauhaus baute.
Und es gibt sogar noch Fotos, auf denen man sieht, wie das Bier in Butten vom Brauhaus zum Keller in die Zeubacherstraße getragen wurde.