Wagen-Verbot in Forchheim: Sicherheit geht vor
Autor: Jennifer Opel
Forchheim, Freitag, 05. Februar 2016
In diesem Jahr wird es zum letzten Mal die großen Fahrzeuge beim Forchheimer Umzug geben. Nicht alle sind davon begeistert.
Es ist Sonntag, der 31. Januar 2016. In dem kleinen Ort Binsdorf im Zollernalbkreis in Baden-Württemberg findet ein Faschingsumzug statt. Die Stimmung ist gut, bis es zu einem tragischen Unfall - nach dem Ende des Umzugs - kommt: Eine 32-Jährige fällt von einem Wagen und wird von diesem überrollt. Sie erliegt noch an der Unfallstelle ihren schweren Verletzungen. Ein tragischer Einzelfall? Mitnichten. "Ich habe auch von diesem Fall gelesen und daraufhin über Google mehrere Fälle der letzten Jahre gefunden", sagt Roland Brütting vom Forchheimer Ordnungsamt. Er ist für die Sicherheit beim Forchheimer Faschingsumzug am Sonntag zuständig.
"Wir wollen nicht die Spaßbremsen sein", sagt Brütting, "sondern wir sorgen für die Sicherheit." Auch wenn er selbst kein großer Faschingsfan sei, habe er großen Respekt dafür, wie viel Zeit und Energie die Umzugsteilnehmer in ihre Wagen stecken. "Eigentlich wollten wir schon in diesem Jahr die großen Sattelzüge und Tieflader aus Sicherheitsgründen verbieten", erklärt Brütting, "da gab es aber eine Kommunikationsproblem zwischen uns und dem Veranstalter und die ersten Wagen waren dann schon im Bau. Diese Regelung gilt deshalb ab nächstem Jahr."
Trotzdem wurden die Auflagen in diesem Jahr bereits verschäft, erklärt Bernd Uttenreuther, Vorsitzender der Närrischen Siedler. "Bei den großen Fahrzeugen, ob das Sattelschlepper oder Traktoren mit Anhängern sind, müssen in diesem Jahr drei Leute pro Seite mitlaufen", erklärt er. Insgesamt nehmen dieses Jahr 73 Gruppen teil, darunter rund ein Drittel mit größeren Fahrzeugen. "Auch unser Elferratswagen ist groß und rund 14 Meter lang", sagt Uttenreuther.
In den 19 Jahren, in denen die Närrischen Siedler den Umzug organisiert haben, sei nur einmal etwas Größeres passiert, erklärt der Vorsitzende, "und bisher waren immer große Fahrzeuge dabei". Deshalb findet er es auch schade, dass das im kommenden Jahr anders geregelt werden soll. Grundsätzlich ist ihm die Sicherheit aber natürlich auch wichtig. "Man kann nicht alle Risiken ausschalten", fürchtet er, "auch eine Fußgruppe kann stolpern und sich den Kopf aufschlagen."
"Bis die neue Regelung nächstes Jahr in Kraft tritt, müssen wir sie noch konkretisieren. Es wird dann auch Vorschriften für die Breite und die Länge der Wagen geben", erklärt Brütting. Dies sei nötig, da der Umzug immer mehr Zuschauer nach Forchheim locke und somit die Fahrbahn immer schmaler werde. "Das wird auch für das THW immer schwerer", sagt Brütting, "sie müssen mit Seilen absperren, das ist für die Zuschauer natürlich nicht schön."
Regeln sind nötig
Trotzdem seien gewisse Regeln einfach nötig. "Wir haben zum Beispiel auch eine Lautstärkenbegrenzung in unserem Regelwerk", erklärt er, "die Musik ist oft so Laut wie Discolärm, wenn dann Kinder in den ersten Reihen stehen, kriegen die das voll ab."Brütting räumt aber auch ein, dass es besonders bei lauter Musik nicht einfach sei einzugreifen. "Eine Regelüberschreitung muss nachgewiesen werden", erklärt er. Bei anderen Regelverstößen könne sich das Ordnungsamt aber durchaus an den Veranstalter wenden. "Bisher mussten wir noch keine Ordnungsgelder festsetzen", erklärt der Zuständige der Stadt, "aber wir halten uns das offen." Er wisse, dass der Veranstalter nicht jedes Fahrzeug immer im Blick haben könne. Ob während des Umzugs zum Beispiel Alkohol auf den Wagen ausgeschenkt oder die Dezibelgrenze überschritten werde, könne der Veranstalter gar nicht im Auge haben. "Aber im Falle eines groben Regelverstoßes, muss der Veranstalter dafür haften", erklärt Brütting, "er muss auch die Fahrzeuge abweisen, die nicht den Regeln entsprechen."
Damit sich alle Teilnehmer an die Regeln halten, werden bei der Anmeldung Hinweise ausgegeben. "Die Teilnehmer unterschreiben dann, dass sie sich an die Vorschriften halten", sagt Uttenreuther, "aber ein Grundvertrauen gehört dazu."
Faschingsumzüge
Samstag: Faschingsumzug Heroldsbach, 13.30 Uhr.Sonntag: Faschingszug Forchheim, 13.30 Uhr; Faschingsumzug Gößweinstein, 14 Uhr; Faschingsumzug des Elferrats Ebermannstadt 14 Uhr; Winteraustreiben mit den Effeltricher Fosalecken, 14.30 Uhr.
Dienstag: Faschingsumzug Waischenfeld, 14 Uhr; Faschingsumzug Hollfeld, 14 Uhr; Faschingsumzug Buttenheim, 14 Uhr; Großer Faschingsumzug Neunkirchen am Brand, 14 Uhr; Faschingsumzug Niedermirsberg, 14 Uhr; Faschingsumzug Hiltpoltstein, 14 Uhr; Faschingsumzug Neuses, 15 Uhr; Faschingsumzug Dobenreuth, 14.30 Uhr.
Vollständigkeit nicht gewährleistet.