Wärme aus der Biogasanlage
Autor: Petra Malbrich
Hiltpoltstein, Freitag, 15. Juli 2016
Mit großen Zielen und Erwartungen hat die Naturstrom AG die Hiltpoltsteiner Anlage übernommen.
Wärme braucht Energie und so rückt auch die Wärmewende mehr und mehr in den Fokus der Bürger. Das bekräftigte das Interesse an der Informationsveranstaltung für Nahwärme in Hiltpoltstein, zu der über 50 Bürger ins Feuerwehrhaus gekommen waren.
Einer Kompostierungsfirma hat die Biogasanlage in Hiltpoltstein gehört. Dort wurde Bioabfall vergoren. Die Anlagetechnik war aber nicht für Bioabfälle aus der braunen Tonne geeignet, dafür mussten vorher Fremdkörper wie Steine, Plastik oder Holz heraussortiert werden.
Nachwachsende Rohstoffe
Diese Vorsortierung gab es allerdings nicht, so dass die Anlage in der Folge beschädigt worden ist. Die Naturstrom AG übernahm die Anlage und stellte von Bioabfall auf nachwachsende Rohstoffe wie Mais, Getreidesilage und Gülle um.
Vor Ort wird also schon ein kleines Nahwärmenetz mit 600 Megawattstunden betrieben, wie Christian Schubert von der Naturstrom AG erläuterte. "Aber die Biogasanlage hat Wärme übrig, die sinnvoll genutzt werden soll", wirbt Schubert.
Und im Fall von vielen Interessenten könnte die Anlage auch erweitert werden. Die Mindestnetzwärme benennt er mit zwei Millionen Kilowattstunden. Dann können die Anlage rentabel betrieben worden. Denn Ist-Zustand bezifferte er mit 1,25 Millionen Kilowattstunden. Der nächste Schritt für die Naturstrom AG ist es, weitere Haushalte zu gewinnen. Schubert veranschaulichte die Vorteile der Nahwärme mit einer Vergleichsrechnung gegenüber einer konventionellen Ölheizung. Abgesehen davon, dass bei einer Ölheizung der Jahresnutzungsgrad nur 83 Prozent statt möglicher 100 wie bei der Nahwärme liege, betrage die Einsparung an Heizkosten pro Jahr 300 Euro.
Hackschnitzel und Pellets
Denn ein Bürger interessierte sich dafür, wie die Einsparung aussehe, wenn die Biogasanlage in Hiltpoltstein auslaufe. Subventionen für das bestehende Modell gibt es offensichtlich bis 2021. Danach werde man wohl auf ausschließliche zur Nutzung von Hackschnitzel und Pellets übergehen, sagte Schubert.Einem anderen schienen die veranschlagten Rücklagen in Höhe von 800 Euro für eine konventionellen Heizanlage zu hoch gegriffen. Genaue Konditionen konnte Schubert noch keine nennen. Die Beträge hängen seinen Angaben zufolge von der Belegungsdichte ab. Allerdings ist das künftige Projekt in Hiltpoltstein nicht das einzige der Firma. Sie realisiert gerade auch ein Nahwärmenetz in Hallerndorf. Über Solarthermie und einem Pellets-Hackschnitzelkessel soll dort die Wärme bereit gestellt werden, wie Jana Gröbmayr auf Anfrage mitteilte.
Mit dem Hiltpoltsteiner Projekt sei das nicht vergleichbar, denn hier stehe die Erzeugungstechnik noch nicht fest. "Hier beträgt der Grundpreis 9,50 Euro pro Kilowatt der Übergabestation pro Jahr", informierte die Naturstrom AG.
Die Naturstrom AG, die nicht an der Börse gehandelt wird, ist keineswegs der einzige Nahwärmeanbieter. Schon mehrere Genossenschaften haben sich im Landkreis Forchheim gegründet, um Nahwärmenetze zu betreiben. In Willersdorf wird vom BioEnergieDorf ein 4,5 Kilometer langes Nahwärmenetz mit über 80 Anschlussnehmern betrieben. In Eggolsheim betreibt schon seit 2010 N-Ergie Nürnberg eine der größten Biogasanlagen und transportiert das Bioerdgas nach Forchheim ins Erdgasnetz der Stadtwerke. Was mit Kostenschwankungen ist und was passiere, wenn es nicht rentabel scheint oder die Firma nicht mehr gibt, waren weitere Fragen aus der Zuhörerschaft.
Ressourcen auf der Region
Um Kostenschwankungen zu meiden, versucht Naturstrom demnach, den solaren Deckungsanteil der Nahwärmenetze zu erhöhen und so unabhängiger von Ressourcen zu werden. Durch eine vorgeschriebene Preisgleitklausel müssen Preisänderungen jährlich an die Anschlussnehmer weitergegeben werden.Wegen einer Unrentabilität müsse man sich hingegen keine Sorgen machen, denn der Bedarf in einer Gemeinde werde generell vorab über Fragebögen zum Energieverbrauch abgefragt und auf Grundlage dieser Daten eine Wirtschaftlichkeit errechnet.
"Ein Netz wird nur dann realisiert, wenn es wirtschaftlich ist und eine entsprechende Netzbelegungsdichte gegeben ist", sagen die Verantwortlichen von Naturstrom. Für die Landwirte oder Waldbesitzer ist es jedenfalls die Chance auf ein zweites Standbein. Denn genutzt werden die natürlichen Ressourcen der Region.