Vortrag zum Frauentag in Forchheim über Gleichberechtigung: "Weitere aktuelle Kämpfe führen"
Autor: Franziska Rieger
Forchheim, Donnerstag, 07. März 2019
Der Frauentag im Landkreis steht unter dem Motto "100 Jahre Frauenwahlrecht" und "70 Jahre Gleichberechtigung im Grundgesetz". Welche Hürden Frauen überwinden mussten und welche Aufgaben noch vor uns liegen, beschreibt die Historikerin Nadja Bennewitz in ihrem Vortrag.
Im Zentrum der Veranstaltungsreihe zum Frauentag im Landkreis Forchheim steht der Vortrag "Einen Zipfel der Macht in meiner Hand" - Politik und Frauenbewegung im 20. Jahrhundert (Montag, 11. März , Beginn 19.30 Uhr, Stadtbücherei Forchheim). Im Gespräch erzählt die Historikern Nadja Bennewitz, was die Zuhörer am Montag erwartet, welche Hürden die Frauenrechtlerinnen überwinden mussten und wie es mit der Gleichberechtigung weitergeht.
"Einen Zipfel der Macht in meiner Hand" lautet der Titel ihres Vortrages. Was hat es damit auf sich?
Nadja Bennewitz: Als Dr. Elisabeth Selbert 1949 den bahnbrechenden Grundsatz "Männer und Frauen sind gleichberechtigt" in Form von Artikel 3 im Grundgesetz durchsetzte, sagte sie diesen Satz: "Es war eine Sternstunde in meinem Leben. Ich hatte einen Zipfel der Macht in meiner Hand." Elisabeth Selbert hat erkannt, dass dieser Artikel im Grundgesetz wesentlich ist für alle weiteren Bewegungen der Gleichberechtigung. In der Verfassung der Weimarer Republik hieß es noch, dass Frauen und Männer "grundsätzlich" gleichberechtigt sind. Dieser Zusatz hat vieles schwieriger gemacht, Einschränkungen waren immer möglich.
War Elisabeth Selbert deshalb so etwas wie eine Gallionsfigur auf dem Weg zur Gleichberechtigung?
Nein, ich meine das kann man so nicht sagen. Die Frauenbewegung verstand sich als Kollektiv, da kann man nicht nur eine Frau nennen. So hat sich die deutsche Sozialistin Clara Zetkin sehr für die Arbeiterinnen-Bewegung eingesetzt. Ihr ist letztlich auch die Idee zu einem Internationalen Frauentage zu verdanken.
Wann stand es um die Gleichberechtigung der Frau besonders schlecht?
Besonders schlecht stand es darum in der NS-Zeit. Zu dieser Zeit ereignete sich ein totaler Einbruch. Es gab ideelle Verluste: Frauen, die vorher politisch aktiv waren, wurden verfolgt und in KZs oder Arbeitslager gebracht, Bibliotheken wurden zerstört. Die ganze emanzipatorische Gedankenwelt wurde ausradiert. Dass der Mann der Ernährer ist, das wurde von den Nazis nicht in Frage gestellt. Es brauchte in der Nachkriegszeit sehr lange, um das wieder aufzuholen.