Vorsitzender der Werbegemeinschaft Forchheim: "Wir könnten populärer sein"
Autor: Ekkehard Roepert
Forchheim, Dienstag, 25. August 2015
Auch ohne große Lobby will Michael Cespai die Strukturen der Forchheimer Werbegemeinschaft optimieren.
Michael Cespai ist der neue Vorsitzende der Werbegemeinschaft. Er stammt aus Wien, lebt mit seiner Frau und zwei Kindern seit sieben Jahren in Forchheim und betreibt das Restaurant "Zur Tenne". Als Gastronom hat er zuvor Erfahrungen in Österreich und München gesammelt. An der Spitze der Werbegemeinschaft wolle er erstmal nicht unbedingt eigene Ideen verbreiten, sagt der 33-Jährige, sondern die Wünsche und Nöte der Geschäftswelt verstehen.
FT: Wenn Sie sich einkleiden, gehen Sie in Forchheim einkaufen oder fahren Sie in die Nachbarstädte?
Michael Cespai: Da muss ich nachdenken, wann hab ich mich zuletzt eingekleidet? Das ist schon lange her. Aber wenn ich ein Hemd brauche oder einen Anzug, dann finde ich das in Forchheim. Es ist alles da.
Der neue Vorsitzende der Werbegemeinschaft ist also zufrieden mit der hiesigen Geschäftswelt?
Es ist ein bisschen traurig zu sehen, dass so viel leer steht. In den letzten Jahren ist es immer mehr geworden.
Und haben Sie schon Ideen, wie sich das ändern könnte?
Ideen habe ich viele, aber es geht erst mal nicht um mich. Ich will mit den Geschäftsleuten in eine gemeinsame Richtung gehen. Deshalb soll es einen Runden Tisch geben, ein Brainstorming. Es gilt herauszufinden, was sind die Leiden und Wünsche.
Was fällt Ihnen als erstes ein, wo sie ansetzen könnten?
Mit einem Schlagwort: Marketing über Social Media. Was das Mediale betrifft, kann sich Forchheim noch besser aufstellen.
Sie haben die ersten 25 Jahre Ihres Lebens in Wien verbracht. Ist da ein Leben in der Forchheimer Provinz überhaupt auszuhalten?
Ja, das passt schon, wie der Franke sagt. Es geht hier sehr familiär zu. Man kennt jeden sehr schnell, das ist Fluch und Segen zugleich. Anonymität, das war einmal. Man kann nichts machen, ohne dass es alle wissen.
Wie kommt ein Wiener nach Forchheim?
Dank einer Frau aus Forchheim.
Wo lernt ein Mann aus Wien eine Frau aus Forchheim kennen?
In Australien in einem Lokal in Melbourne.
Was hat Ihre Frau gesagt, als Sie beschlossen, Vorsitzender der Werbegemeinschaft zu werden?
Sie hat gefragt, ob ich mir das wirklich antun will.
Auch ihr Vorgänger Stefan Schick hat sie ja gewarnt mit dem Satz: Als Vorsitzender der Werbegemeinschaft wirst du wohl berühmt, aber nicht beliebt.
Ich sehe das als Chance. Mit Stefan habe ich wenig über die Werbegemeinschaft geplaudert, um möglichst unbelastet zu sein. Ich finde es besser, wenn man nicht fix und fertig gebrieft und versandfertig ist. So gehe ich die Sache an, positiv die Hand ausgestreckt. Es ist eine reizvolle Aufgabe und ich weiß, es liegt ein Berg Arbeit vor mir.
Ihr Vorgänger war bei der CSU und auch sonst exzellent vernetzt. Und Sie?
Ich hab keine starke Lobby hinter mir. Ich bin auch in keiner Partei. Soweit ich weiß, ist das auch im Sinne der Satzung der Werbegemeinschaft - Parteizugehörigkeit sollte nicht unbedingt sein.
Wie war die erste Resonanz nach ihrer Wahl?
Positiv. Das Volk ist erfreut. Und positiv auf meine Person zu sprechen. Aber nicht unbedingt auf die Werbegemeinschaft.
Wie wollen Sie das ändern?
Ich mag mich zum jetzigen Zeitpunkt nicht zu weit aus dem Fenster lehnen. Die Türklinken-Putz-Phase hat erst begonnen. Leute anrufen, Leute besuchen. Auch im Rathaus hatte ich schon zwei Besuche. Aber gerade ist Ferienzeit, das mit den Gesprächen hat erst begonnen. Mir geht es auch nicht darum, alles umzukrempeln, eher darum, die Strukturen zu optimieren.
Einheitliche Öffnungszeiten in Forchheim, wäre das so eine Optimierung?
Auf jeden Fall. Aber dazu kann niemand gesetzlich verpflichtet werden. Es wäre toll, alle unter einen Hut zu bringen, auch wenn es erst mal utopisch klingt. Wie gesagt, es sollten sich alle an einen Tisch setzen. Es reicht ja nicht, wenn ich gute Ideen mitbringe, ich muss verstehen, worin die Geschäftsleute die Probleme sehen. Für meinen Geschmack machen die Geschäfte zum Beispiel am Samstag viel zu früh zu. Das ist mir nicht begreiflich, wo das doch ein Tag ist, wo viele Menschen Zeit haben zu flanieren.
Welches Thema ist Ihnen ganz persönlich wichtig? Wo möchten Sie einen Schwerpunkt setzen?
Kunst und Kultur würde ich gerne präsenter gestalten. Es gibt sehr viele Einzelveranstaltungen, tolle Sachen wie die Stadtpark-Serenade. Aber viele Veranstalter sind Einzelkämpfer. Man könnte mehr zusammen machen - und vielleicht auch am Stück. Ich denke zum Beispiel an ein einwöchiges Kunstfestival. Gemeinsam könnten wir populärer sein.