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Von der Aida in den Kellerwald


Autor: Ekkehard Roepert

Forchheim, Donnerstag, 04. Sept. 2014

France Delon ist ein weltweit gefragter Künstler. Die Forchheimer Andreas Woithe und Konny Herzing haben es geschafft, dass er einmal im Jahr im Rappen-Keller auftritt. Am Samstag ist es wieder soweit.
Sie haben die Travestie im Kellerwald hoffähig gemacht: Rappen-Wirt Andreas Woithe (links) und Konny Herzing. Foto: Barbara Herbst


Er hieß mal Karl-Heinz Henke und war Hotelfachmann. Seit er sein Talent zur Travestie entdeckte, nennt er sich Frank Conrady. Und wenn er am Freitag im Forchheimer Kellerwald auftritt, dann verwandelt er sich in eine Frau - und ist: France Delon.

Üblicherweise ist das Traumschiff Aida die Bühne des 63-Jährigen. Dort singt und tanzt der renommierte Entertainer vor 800 Zuschauern. Dass er die Travestie eines Tages in den Forchheimer Kellerwald bringen würde, das wollte Frank Conrady anfangs selbst nicht glauben, erinnert sich Konny Herzing, der mit dem Travestie-Künstler seit 30 Jahren befreundet ist.

Paradies-Auftritt mit Folgen

Herzing betrieb einst in Forchheim eine Herren-Boutique und ist in der Nürnberger Mode- und Travestie-Szene tief verankert.

Gemeinsam mit dem Wirt des Rappenkellers, Andreas Woithe, hatte Konny Herzing vor Jahren eine Vorstellung von France Delon im Nürnberger "Paradies" besucht.

"Meinst du, der tritt auch im Kellerwald auf", hatte der beeindruckte Woithe nach der Bühnenshow gefragt? Herzing vermittelte den Kontakt und Frank Conrady sagte: In einem Kellerwald sei er noch nie gewesen.

Am Samstag kommt er zum siebten Mal. "Immer zum Ende der Keller-Saison", freut sich Andreas Woithe. Die Halle oberhalb seines Kellers ist dann mit 110 Gästen ausgebucht. Meist kämen Paare, erzählt der Rappen-Wirt. "Insgesamt sind aber die Frauen in der Überzahl." Die hätten "weniger Berührungsängste", meint Konny Herzing.

"Bist du wahnsinnig, eine Travestie-Show auf deinem Bierkeller?" "Ist das dein Ernst?" "Du traust dich was." So reagierten die Kunden von Andreas Woithe, als sie das erste Plakat mit der Ankündigung der Show lasen. "Viele stellen sich was Falsches vor, die kennen Travestie nur als Striptease", sagt Woithe: "Was aber France Delon zeigt, das ist hochklassiges Kabarett, kombiniert mit Gesang und Tanz. Außerdem versteht er es, die Besucher mit einzubeziehen."

High-Heels in Größe 45

Die Show auf dem Rappen-Keller hat in acht Jahren ein Stammpublikum gefunden. "Mittlerweile ist das wie ein Ehemaligen-Treffen", freut sich Konny Herzing. Er erklärt die Beliebtheit des in Köln geborenen Travestie-Künstlers damit, dass er seine Fähigkeiten als Sänger und Tänzer in den Mittelpunkt der Show rückt; etwa wenn er mit High-Heels in Schuhgröße 45 Tina Turner imitieret oder in die Rolle von Vicky Leandros schlüpft. "Er geht nie unter die Gürtellinie", sagt Konny Herzing: "Keiner der Besucher muss fürchten, dass er blamiert wird."
Das einzige, was er fürchten muss, ist, dass er nicht alle Anspielungen versteht. Um jeden Witz zu kapieren, den France Delon macht, muss man die Schwulen-Szene kennen, aus der er kommt. "Wer es nicht verstanden hat", pflegt Frank Conrady alias France Delon seine Zuhörer zu trösten, "der braucht nicht darüber nachzudenken. Wir können danach eine Gruppe bilden."

Tatsächlich könnten sich die Besucher am Samstag in Forchheim auch auf das Danach freuen, weiß Konny Herzing: "Nach der Vorstellung gesellt sich France gern als Frank zu den Gästen."