Druckartikel: Vom Blauen Reiter zum Kubismus

Vom Blauen Reiter zum Kubismus


Autor: Dorothea Weiler

Ebermannstadt, Donnerstag, 01. Oktober 2015

Bei der Kunstwoche auf Burg Feuerstein zeigten die Teilnehmer das Spektrum ihres Könnens. Wichtig ist den Veranstaltern auch die Gemeinschaft in der Gruppe.
Konzentriert bei der Arbeit waren die Malerinnen und Maler auf Burg Feuerstein. Foto: Dorothea Weiler


In die 16. Kunstwoche der Landvolkshochschule Feuerstein (KLVHS) in Kooperation mit dem Treffpunkt aktiver Bürger in Forchheim hat ein neues Team frischen Wind gebracht, nachdem Gerda Poiger und Johannes Friedrich die künstlerische und organisatorische Leitung weitergegeben haben. Heike Knoll und Hans-Dieter Jandt haben die 18 Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit thematischen Herausforderungen und spielerischer Herangehensweise neu auf Kurs gebracht.

Nach einer Aufwärmphase, in der Bilder von Künstlern der Brücke und des Blauen Reiters als Vorlagen dienten, zeichneten die Malerinnen und Maler dann schwarzweiße Portraits mit Bleistift ab, über die zur Hilfestellung ein Raster gelegt war. Damit knüpften Heike Knoll und Hans-Dieter Jandt an das Vorjahr an. Die Kursteilnehmer hatten damals voneinander Portraits angefertigt.

Diesmal galt es aber, nach dem Skizzieren, die Portraits unbekannter Menschen im Stil Andy Warhols farbig zu gestalten. Die entstandenen Bilder mit ihren grellen Farbkontrasten wurden zu einem wirkungsvollen Gesamtbild zusammengefügt.

Im nächsten Schritt wurden Einzeldrucke angefertigt, die zerrissen, zu einer Collage neu angeordnet und mit Acrylfarbe gestaltet wurden, woraus sich ein abstraktes Gemälde mit schroffem Reliefprofil ergab.


Bilder in der Kritik

Eine der nächsten Aufgabe bestand darin, die Burg Feuerstein zu skizzieren. Erst nach Fertigstellung eröffneten Heike Knoll und Hand-Dieter Jandt den Malerinnen und Malern, dass sie nun die Burg im kubistischen Stil des Künstlers Paul Klee mit Acrylfarben auf die Leinwand bannen sollten. Einen Tag später wurden die Ergebnisse präsentiert. Jandt hatte die Werke nummeriert, und jeder wählte sich eine Nummer aus, die er dann interpretieren sollte. Erst danach erfuhr der Kritiker, welchem Urheber dieses zuzuordnen war.

"Das Bild hat kräftige, gestandene Formen und sieht mehr wie ein Nachtbild aus, da die Fenster beleuchtet sind, es hat eine sehr schöne Aufteilung, und die farbliche Kombination gefällt mir gut", lautete beispielsweise der Kommentar zum Gemälde von Johannes Julius. Auch wurde festgestellt, dass der Maler von seiner künstlerischen Freiheit Gebrauch gemacht und Sonne und Mond gleichzeitig an den Himmel gestellt hat. Zu einem anderen Bild wurde angemerkt, im Entstehen habe es mit den vielen Farben etwas unruhig gewirkt. Als jedoch der einheitlich türkisfarbene Himmel dazu gekommen sei, habe die Komposition plötzlich einen stimmigen Eindruck gemacht.


Gute Atmosphäre gelobt

"Das Loben ist ganz wichtig, denn die Teilnehmer sollen ermutigt werden, weiterzumachen", meint Heike Knoll. Kritik solle allenfalls indirekt geäußert und dabei auch die gelungenen Aspekte des Bildes hervorgehoben werden. Keinesfalls gehe es darum, ein Bild vernichtend zu zensieren, sondern vielmehr um eine Hilfestellung, die dann im nächsten Anlauf umgesetzt werden könne.

Ebenso wichtig wie die Malerei, so betont Johannes Friedrich, sei die gute Gemeinschaft. Die meisten Teilnehmer kennen sich bereits untereinander, da sie sich jedes Jahr wieder zu dem Kurs anmelden. "Es entsteht jedesmal eine derart gute Atmosphäre, dass das allein schon die Woche wert ist", freut sich Friedrich. Und da es keinen Leistungsdruck gebe, seien auch kein Konkurrenzdenken und keine Neiderei vorhanden. "Wir nehmen hier praktisch jeden mit, und jeder soll sich hier unbedingt wohlfühlen", ergänzt Jandt.


Erfahrene Teilnehmer

Auch daran, dass sich Knoll und Jandt als Nachfolger von Friedrich und Poiger herauskristallisiert hätten, habe sich niemand gestört. Beide legen jedoch Wert darauf, dass sie sich nicht in einer Leitungsfunktion sehen. "Die Teilnehmer sind so selbständig geworden und haben im Malen schon so viel Erfahrung gesammelt, dass wir ihnen nicht mehr sagen müssen, wie sie den Pinsel zu halten oder welche Farbe sie zu nehmen haben", erläutert Jandt. Die Funktion der beiden Organisatoren bestehe vielmehr darin, für Inspiration, Themen und Ideen zu Sorgen.

Mit einer Abschlussausstellung ging auch dieses Jahr die Kunstwoche zu Ende. Am letzten Tag, so Friedrich, sei der Kurs jedesmal schon für das kommende Jahr ausgebucht. Es werde allerdings darauf geachtet, zwei bis drei Plätze für neue Teilnehmer offen zu halten. Heike Knoll und Hans-Dieter Jandt haben schon wieder Ideen für das nächste Jahr.