Volksbank verlässt Wiesenthau, Dorfladen zieht ein
Autor: Franz Galster
Wiesenthau, Freitag, 27. Mai 2016
Ende des Monats schließt das Geldhaus seine Filiale in Wiesenthau. Vor allem ältere Wiesenthauer aber könnten zu den Verlierern dieses Schritts zählen.
Es ist längst kein Geheimnis mehr in Wiesenthau, dass die örtliche Filiale der Volksbank zum Ende dieses Monats ihre Pforten schließen wird. Wie die Bank in einem Schreiben ihren Kunden mitteilt, soll in ihren bisherigen Räumen der Wiesenthauer Dorfladen seine neue Bleibe finden.
Dort kann nach Angaben der Bank mit der VR-Bank-Card auch weiterhin Bargeld abgehoben werden.
Joachim Hausner, der dem Vorstand der Volksbank angehört, verweist am Telefon auf die Entwicklung im Geldverkehr. Kunden im jungen und mittleren Alter machen demnach mehr und mehr vom Online- und mobilen Banking Gebrauch.
Bankgeschäfte ließen sich bequem unterwegs erledigen, Geldautomaten und Serviceterminals stünden an vielen Orten 24 Stunden am Tag zur Verfügung. Die Folge ist laut Scheller, dass selbst eine Halbtagsbesetzung an drei Wochentagen in einer Filiale wie Wiesenthau wirtschaftlich nicht mehr vertretbar sei. Bernadette Pislcajt, die in Wiesenthau lebt, hat ihre eigene Sicht auf die Dinge: "Ich arbeite in Forchheim. Auf den Weg dahin habe ich mehrere Möglichkeiten, an einer Bank zu halten um meine Geschäfte zu erledigen" sagt die 57-Jährige.
Verlust an Freiheit
Pislcajt ist sich im Klaren darüber, dass die Schließung der Filiale vor allem für die älteren Leute ein richtiges Problem werden könnte. Bislang hätten sie die Wiesenthauer Filiale selbst mit dem Stock noch besuchen können. Es werde ihnen so ein Stück Freiheit genommen. Der Kunde entscheide mit seinem Konsumverhalten, betont dagegen Hausner. Er verweist auf ein weiterhin dichtes Netz von Niederlassungen, das erhalten bleiben soll. Gravierende Nachteile für die Kunden kann er nicht erkennen.
Zum einen könne der Kunde wie bisher Geld abheben - und das über die gesamte Ladenöffnungszeit. Zum anderen bemühe man sich um eine "sozialvertragliche Lösung" mit der Sicherung des Dorfladens, wo jetzt auch mehr Anreiz für Künden entsteheen könnte. Die Bank habe kein Geld zu verschenken, sei aber der Interessentin beim Erwerb des VB-Gebäudes und damit dem Ort entgegengekommen.
Bürgermeister Bernd Drummer (JB/CSU) bedauert das Schließen der Filiale. Gleichzeitig zeigt er sich zufrieden, dass darin der Dorfladen eine neue Heimat finden soll. Ihm ist auch bewusst, dass hier ein Stück Gewerbesteuer für die Gemeinde Wiesenthau wegbricht.
Kein lückenloser Übergang
Andererseits honoriert Drummer, dass sich die Volksbank kulant bei der weiteren Entwicklung verhalten hat. "Hauptsache der Dorfladen bleibt", sagt er. Einen lückenlosen Übergang, das lässt sich jetzt allerdings schon feststellen, wird es nicht geben. Das ehemalige Gebäude der Bankfiliale wird gewisse Anpassungen benötigen, bevor der Umzug des "Dorflädles" aus der Hauptstraße Nr. 37 erfolgen kann. Dementsprechend bedeckt hält sich die Betreiberin Diana Schmalz. Sie möchte sich zum gegenwärtigen Zeitpunkt zu gesamten Sachverhalt nicht äußern. Dies ist teilweise nachvollziehbar, bedenkt man mögliche Einsprüche oder Auflagen.
Derweil steht Altbürgermeister Ernst Drummer vor seinem Anwesen und schaut auf die nahe, noch existierende Bankfiliale. Er versteht den Schritt der Volksbank, aber auch die Sorgen der Senioren im Dorf. "Manche Entwicklung, den Zug der Zeit, kann man eben nicht aufhalten", sagt er bedauernd.