Druckartikel: Viele Wasserleitungen im Landkreis Forchheim sind veraltet

Viele Wasserleitungen im Landkreis Forchheim sind veraltet


Autor: Peter Groscurth

Igensdorf, Donnerstag, 05. November 2015

Viele Gemeinden im Landkreis müssen in den kommenden Jahren Geld in die Hand nehmen, um ihre in die Jahre gekommenen und maroden Netze zu erneuern. Das wird sich auch im Geldbeutel der Verbraucher bemerkbar machen.
Symbolfoto: Jochen Berger


Auf die Gemeinde Igensdorf am Südwestrand der Fränkischen Schweiz kommen enorme Investitionen zu. Der Grund: Die Wasserversorgung im Ort ist veraltet, viele Einrichtungen haben bis zu 40 Jahre auf dem Buckel und müssen dringend saniert werden. Das bestätigt auch Uwe Reisberger: "Das Alter von Bauwerken, Brunnen und Leitungen ist zu hoch. Wir können nicht mehr mit ruhigem Gewissen so weiter machen."

Wasser ist schließlich eines der am besten überwachten Lebensmittel und muss hohen Standards genügen. Es muss einen so hohen Reinheitsgrad haben, dass es für den menschlichen Gebrauch geeignet ist, insbesondere zum Trinken und zur Bereitung von Speisen.

Trinkwasser darf keine krankheitserregenden Mikroorganismen enthalten und sollte eine Mindestkonzentration an Mineralstoffen enthalten.

Die Güteanforderungen an Trinkwasser sind in der DIN 2000 und in den gesetzlichen Grundlagen, der Trinkwasserverordnung (TrinkwV) sowie in der "Allgemeinen Verordnung für die Versorgung mit Wasser" (AVBWasserV) festgelegt. Genau aus diesen Gründen muss die Gemeinde Igensdorf nun viel Geld in die Hand nehmen. Nach ersten vorsichtigen Schätzungen kostet die Sanierung des Wasserwerks, der Hochbehälter sowie Brunnen rund fünf Millionen Euro. Nicht mit eingerechnet sind hier die Erneuerung der alten Leitungen. Umgerechnet auf die Bürger wären das Ausgaben von etwa 1000 Euro pro Kopf. Unklar ist allerdings, wie genau diese Kosten umgelegt werden. Aber Tatsache ist, dass gehandelt werden muss. So etwa gab es auch Schalter, die Quecksilber enthielten, in den Steuerungen des Netzes.


Zustand dokumentiert

Ein enormes Sicherheitsrisiko für das Trinkwasser, wenn diese Schalter undicht sein sollten. Doch dieses Problem wurde nun beseitigt, die Schalter ausgetauscht.

Klar ist: Staatliche Zuschüsse für die umfangreiche Instandsetzung der Wasserversorgung wird es nicht geben. Planer haben nun auch den Zustand der Bauwerke dokumentiert, listeten akribisch alle Mängel auf. Reisberger erklärt dazu: "Es würde uns nichts bringen, wenn wir die Technik auf Vordermann bringen, aber die Hüllen baufällig sind."

Akut sei auch der Zustand des Brunnen II, dessen Pumpen ausgetauscht werden müssen. Igensdorfs Bürgermeister Wolfgang Rast (IU) muss bald diese Mega-Sanierung zusammen mit den Gemeinderäten organisieren: "Die Erneuerung unseres Wassernetzes wird uns die kommenden zehn bis zwölf Jahre begleiten. Die Kosten dafür müssen wir durch höhere Preise refinanzieren. Denn durch gesetzliche Vorgaben dürfen wir hier nicht aus dem Gemeindehaushalt Gelder zuschießen."

Derzeit zahlen die Igensdorfer übrigens etwa einen Euro pro Kubikmeter Wasser. "Wir haben nun eine Studie erstellen lassen, wie der Zustand der Bauwerke ist. Bald kommt eine zweite hinzu, die untersucht, wie es um das Leitungsnetz bestellt ist", sagt der Bürgermeister. Erst wenn alle Fakten auf dem Tisch liegen, werde der Gemeinderat festlegen, wann und wo die Sanierungsarbeiten beginnen.


Kein Einzelfall

Igensdorf ist kein Einzelfall. So warnt der Verband der Bayerischen Energie- und Wasserwirtschaft (VBEW) davor, dass das Leitungsnetz vieler Städte und Gemeinden in Bayern veraltet sei. Für die Trinkwasserversorgung der Bevölkerung könnte das spürbare Folgen haben - zumindest für den Geldbeutel der Bürger, auf welche die Investitionen in eine sichere Trinkwasserversorgung umgelegt werden.


Zwei Prozent für die Sanierung

Und diese Kosten dürften wohl auf die Verbraucher umgelegt werden. Auch beim Bayrischen Gemeindetag wird mit Preissteigerungen gerechnet. Und wie ist die Situation in Forchheim? "Wir investieren fortlaufend in unsere Anlagen und das Leitungsnetz", sagt Reinhold Postler von den Stadtwerken.

Etwa zwei Prozent der Einnahmen würden in die Sanierung gesteckt. Doch auch in Forchheim stehen umfangreiche Ausgaben an. Das Wasserwerk aus dem Jahr 1955 muss wohl für zwei Millionen Euro neu gebaut werden. "Der Ausbau der ICE-Trasse durch Forchheim sorgt auch für höhere Kosten, weil wir im Zuge dieser Maßnahme viele Leitungen umlegen müssen", erklärt Postlers Kollege Christian Sponsel.

Etwa 1,5 Millionen Euro werden diese Arbeiten kosten. 9000 Wasseranschlüsse versorgen die Forchheimer Stadtwerke derzeit über ein Leitungsnetz von 160 Kilometern Länge. "Der Sanierungsbedarf ist da und wir tun alles dafür, dass die Versorgung läuft", sagt Sponsel.

Wird das Wasser bald teurer? Hier zucken die Verantwortlichen mit den Schultern. Die Tarife werden von einem Prüfungsverband im Auftrag der Stadtwerke kalkuliert. "Derzeit liegen wir mit unseren Preisen im Mittelfeld. 1,82 Euro kostest der Kubikmeter Wasser und die Grundgebühr liegt dagegen bei nur 30 Euro im Jahr", so Christian Sponsel.