Viele Forchheimer Reservierungen für die Toten
Autor: Ekkehard Roepert
Forchheim, Dienstag, 13. November 2018
Die Stadt saniert das Kolumbarium auf dem Alten Friedhof. Dieser letzte Ruheort ist bei den Forchheimern schon jetzt sehr gefragt. Und auch bei zahlreichen anderen Bauprojekten kann die Stadt die Nachfrage kaum erfüllen.
Im Schnitt würden Bauanträge bei der Stadt Forchheim innerhalb von sechs Wochen bearbeitet. Im Landkreis dagegen liege die Dauer bei durchschnittlich fünf Monaten, erinnerte Oberbürgermeister Uwe Kirschstein (SPD) im Bauausschuss. "Da brauchen wir uns nicht zu verstecken."
Das betonte Kirschstein am Montag wohl deshalb so ausdrücklich, weil es vielen potenziellen Bauherrn in Forchheim zu langsam geht. Wohnraum ist begehrt, selbst für das städtische Kolumbarium ist die Nachfrage hoch. Aktuell dient die Trauerhalle auf dem Alten Friedhof als Lagerhalle.
Seit bekannt wurde, dass die Stadt dem Kolumbarium seine ursprüngliche Bedeutung zurückgeben will; und dass dort künftig wieder die Asche Verstorbener in Wandnischen (Urnenkammer) beigesetzt werden wird, sei die Zahl der "Reservierungen" enorm, erzählte Uwe Kirschstein.
Martina Hebendanz (CSU) begrüßte diesen Schritt: Gut, dass dem 1868 erbauten Kolumbarium eine "würdige Nutzung" zurückgegeben werde. Teil der Sanierung dieser Trauerhalle sei es, die Zwischenwände zu entfernen, erläuterte Stefan Schelter, der Leiter des Bauordnungsamtes: "Dann können dort wieder Urnen bestattet werden."
Bitte unter Tränen
Nicht ganz so reibungslos verläuft die herkömmliche Suche nach Wohnraum. Wiederholt kritisierten die Stadträte am Montag Bauprojekte, weil deren Planung unausgereift schien. So bat beispielsweise eine junge Mutter (mit ihrem Säugling im Arm) die Stadträte unter Tränen, die Erweiterung eines Wohngebäudes in Reuth zu genehmigen. Sie habe vier Kinder und auch ihre Schwiegermutter werde in das Haus einziehen. Sie lebe in äußerst beengten Verhältnissen und sei darauf angewiesen, dass ihr neues Wohnhaus schnell gebaut werde.
Obwohl der Ausschuss grundsätzlich Verständnis für das Anliegen der vierfachen Mutter zeigte, wurde das Bauvorhaben vorerst nicht genehmigt. "Städtebaulich kein großer Knaller", urteilte Stefan Schelter über die Planung. Die Mehrheit schloss sich dem Urteil des Bauordnungsamtschefs an: Die Dachform sei nicht akzeptabel und müsse überplant und dem Ausschuss erneut vorgelegt werden.
Unverrichteter Dinge nach Hause geschickt wurde auch Heinrich Stöcklein. In Forchheim hat sich Stöcklein einen Namen gemacht, weil er ab 2007, gemeinsam mit seinem damaligen Geschäftspartner Peter Wolf, die Gewerbeansiedlung auf dem Spinnerei-Gelände vorantrieb. Jetzt beantragt er in der Trettlachstraße eine Nutzungsänderung: Ein Gewerbegebäude soll auch dem Wohnen dienen. Mit diesem Projekt berührt Stöcklein ein kompliziertes Problem: Denn das Kraftwerk, das teilweise zum Wohnhaus werden soll, liege in einem Mischgebiet, erläuterte Stefan Schelter. Nur 70 Prozent des Gebietes dürfe zum Wohnen genutzt werden, 30 Prozent müssten dem Gewerbe vorbehalten bleiben. "Das Gebiet könnte in ein reines Wohngebiet kippen", warnte Schelter; Regress-Ansprüche könnten die Folge sein, wenn dann der Lärm des Kraftwerkes anders bewertet würde.