Viele Fahrgäste sind enthemmt
Autor: Josef Hofbauer
Forchheim, Sonntag, 31. Juli 2016
Busfahrer bringen die Annafest-Gäste heil an ihr Ziel. Doch dabei brauchen sie jede Menge Fingerspitzengefühl und ganz viel Gelassenheit.
"Ab morgen kehrt endlich wieder Ruhe und Beschaulichkeit in Forchheim ein", sagt Horst Raue, Busfahrer im Annafest-Busverkehr. Er befördert seine Fahrgäste vom Bahnhof und vom Großparkplatz hinauf zum Kellerberg und wieder zurück.
"Ich bin schon froh, wenn das Annafest wieder vorbei ist und alles wieder seinen geregelten Gang geht", findet der 50-jährige Familienvater aus Wohlmannsgesees. Als Busfahrer im Annafestdienst müsse er die Augen und Ohren überall haben und sich noch mehr konzentrieren als sonst. Horst zeigt auch warum. Er startet seine Fahrt vom Annafestgelände aus, hinunter in die Ringstraße. "Da ist teilweise Millimeterarbeit gefragt", sagt er und deutet auf die parkenden Autos am rechten Straßenrand.
Es wird sehr eng
Ein gefährliches Unterfangen, denn die geparkten Fahrzeuge engen die Fahrbahn ein. Auf der linken Straßenseite laufen die Festgäste auf Gehweg. "Kommt man zu weit nach rechts, könnte es zu einem Streifvorgang mit einem der dort stehenden Fahrzeuge kommen, gerät man zu weit nach links, bestünde die Gefahr, dass ein Festgäste gestreift wird, zumal die - wenn sie etwas getrunken hätten, sich sowieso nur schwer unter Kontrolle hätten.
Torkelnd auf der Straße
Für den versierten Busfahrer eine riesige Verantwortung. Entsprechend angespannt wirkt er. "Wer im Annafest-Busverkehr fährt, braucht gute Nerven. Es lastet ein großer Druck auf uns Busfahrern. Da gibt es solche Scherzbolde, die sich in ihrem Suff mitten auf die Straße legen oder betrunken vor dem Bus auf der Straße herumtorkeln", weiß Horst."Solche Situationen sind Horrorszenarien für jeden Busfahrer, denn die meisten Annafestgäste, die zum Bahnhof zurück wollen, möchten ihren Anschlusszug in Forchheim erreichen. Solche Zeitverzögerungen durch übermütige Festgäste seien da natürlich nicht eingeplant. "Geht es nicht voran, werden die Gäste im Bus ungehalten", erzählt Horst. "Als Busfahrer ist man einfach immer der Depp", erzählt er.
Um 1,80 Euro wird gefeilscht
Besonders nervig findet er jene Annafest-Fahrgäste, die zuviel getrunken haben und dann nicht einsehen wollen, dass sie für den Bus auch noch Geld zahlen müssen. "Die fangen dann eine Diskussion an und halten so den ganzen Betrieb auf. Dabei geben sie vorher 80 Euro für fünf Maß Bier und was zu Essen aus. Aber 1,80 Euro für den Bustransfer sind ihnen zuviel", schüttelt der 50jährige verständnislos den Kopf. Das seien aber meist die Auswärtigen die sich so aufführten; mit den Einheimischen gebe es da kaum Probleme", erzählt der Busfahrer. Horst muss nicht nur auf den Verkehr, sondern auch auf die Fahrgäste im Bus aufpassen, dass sie nichts kaputt machen, denn alkoholisiert sinkt die Hemmschwelle für eine Sachbeschädigung oder eine Körperverletzung schnell. "Erst gestern hat ein Kollege von mir auf seiner Annafesttour eine auf die Backen bekommen", erzählt der 50jährige.