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Viel Lärm um den Schallschutz in Forchheim


Autor: Andreas Oswald

Forchheim, Freitag, 25. Oktober 2013

Frühestens 2015 kann mit dem Bau eines Lärmschutzes entlang der A73 begonnen werden. Doch nicht alle Häuser in den betroffenen Gebieten werden schalldicht ausgestattet. Die Bewohner sind verärgert über die Auslegungsspielräume bei den Regelungen für einen passiven Schallschutz.
Auf der Ostseite des Frankenschnellweges (rechts) haben 47 Häuser Anspruch auf ergänzenden passiven Lärmschutz, so zum Beispiel Schallschutzfenster.  Foto. Josef Hofbauer


Es klingt paradox: Die geplanten Lärmschutzmaßnahmen entlang des Frankenschnellweges in Höhe Forchheim lösen bei der Bevölkerung alles andere als Ruhe aus. Im Gegenteil: Als Anwohnerin in der Regnitzstraße zeigte sich Barbara Gradel in der Stadtratssitzung beunruhigt über die Planungen. Bei den Regelungen für den ergänzenden passiven Lärmschutz - beispielsweise durch Schallschutzfenster - gebe es zu viele Auslegungsspielräume. Ein Teil der Anwesen falle schon deshalb aus dem Maßnahmenkatalog, weil sie nach 1972 gebaut worden seien. Viele Anwohner würden keinen zusätzlichen passiven Lärmschutz erhalten, weil bei ihnen der Lärmpegel nachts nicht hoch genug sei.

Außerdem kritisierte Barbara Gradel, dass die Nachrüstung mit Schallschutzfenstern nur auf Ruhe- und Schlafräume beschränkt werde.

Austausch aller Fenster gefordert

Fast alle Mieter aber hätten mittlerweile ihre Schlafzimmer auf die Ostseite verlegt. Ihres sei mit Balkon nach Südwesten ausgerichtet. Deshalb fordert die Anwohnerin den Austausch aller Fenster. Außerdem sei nicht einzusehen, dass diejenigen, die ihre Fenster bereits in Eigeninitiative ausgetauscht hätten, jetzt die "Arschkarte" besäßen. Denn: Für bereits ausgetauschte Fenster bekommt man nichts! Außerdem stellte Gradel die Frage in den Raum, wie sich die Autobahndirektion zu der Tatsache stelle, dass alle Grundstücke an Wert verloren hätten. Behördenvertreter Wolfgang Lukas hielt sich in seinen Antworten weitgehend unverbindlich. Er erklärte lediglich, dass es durch den Lärmschutz "erhebliche Verbesserungen" geben werde. Wo in Ruhe- und Schlafräumen die Fenster nicht ausgetauscht worden seien, werde man nachrüsten. Bei den entsprechenden Häusern werde die Lärmsituation überprüft, auch durch eine Besichtigung, wenn dies die Bewohner wollten.

Auf anschließende Nachfrage unserer Zeitung wurde Wolfgang Lukas deutlicher. Wenn trotz des aktiven Lärmschutzes durch Schallschutzwände noch die Grenzwerte überschritten würden, dann hätten die Anwohner Anspruch auf ergänzenden passiven Lärmschutz. Dies seien auf der Ostseite der Autobahn 47 Anwesen. Jeder Eigentümer werde angeschrieben. Dann werde überprüft, ob die vorhandenen Fenster ausreichenden Schallschutz böten. Der Einbau von schallgedämmten Lüftern sei grundsätzlich möglich, versicherte Lukas. Zur Frage, was mit denen sei, die ihre Fenster bereits früher ausgetauscht hätten, antwortete der Behördenvertreter unmissverständlich: "Was früher passiert ist, ist nicht mehr Thema des Verfahrens". Allerdings signalisierte er Kompromissbereitschaft, was die Einstufung von Zimmern als "Ruheräume" betrifft. Unter Umständen könne dies auch für Wohnzimmer gelten. "Kleinlich waren wir da noch nie", ließ Lukas im Gespräch mit dem Fränkischen Tag durchblicken.

Eingangs der Sitzung hatte der Vertreter der Autobahndirektion Nordbayern den Stadträten nochmals die Lärmschutzmaßnahmen erläutert. Grundsätzlich gelte die Regel: Aktiver Lärmschutz (d.h. Schutzwände) gehe vor passivem Lärmschutz (z.B. Schallschutzfenster an Gebäuden). In den Bereichen, in denen der Frankenschnellweg Forchheim berührt, sind auf der Ostseite der Autobahn in einer Länge von insgesamt 3500 Metern Lärmschutzwände, bzw. Wall/Wand-Kombinationen in einer Höhe zwischen drei und 8,5 Metern Höhe geplant.
Auf der Westseite werden nur 1700 Meter mit Lärmschutzwänden ausgestattet. Hier erhält auch nur ein Anwesen ergänzenden passiven Lärmschutz.

Zusätzlich wird zwischen der Anschlußstelle Forchheim-Nord bis zur Trubbachbrücke so genannter Flüsterasphalt aufgetragen. Dieser offenporige Straßenbelag reduziere den Lärm um fünf Dezibel, betonte Wolfgang Lukas.

Was aber, wenn die lärmmindernde Wirkung des Flüsterasphaltes nachlasse, fragte Manfred Hümmer (FW). Dazu erwiderte der Autobahnexperte, dass sich erst nach acht Jahren die anfängliche Lärmminderung von 10 Dezibel auf fünf absenke. Da der Flüsterasphalt nicht so haltbar sei wie ein normaler Straßenbelag, erfolge eine Erneuerung der Straßendecke schon nach der Hälfte des regulären Intervalles. Reinhold Otzelberger (SPD) begrüßte zwar die Lärmschutzinitiative mit einem Investitionsvolumen von 13 Millionen, zeigte sich gleichwohl aber verwundert, dass der Flüsterasphalt nur bis zur Trubbachbrücke gehe. "Wir fordern, dass der Flüsterasphalt in der gesamten Länge des Stadtgebietes auf der A 73 aufgetragen wird", bekräftigte der SPD-Fraktionsführer sein Anliegen aus dem zurückliegenden Planungsausschuss. Gleichzeitig brachte er auch seine Sorge zum Ausdruck, dass der Schall durch die vergleichsweise hohen Lärmschutzwände auf der Ostseite nach Westen in Richtung der Burker Hänge reflektiert werden könnte.

CSU-Fraktionsführer Udo Schönfelder fragte nach den Gründen, warum zwar in Höhe Baiersdorf ein Tempolimit bestehe, nicht aber bei Forchheim.Wolfgang Lukas gestand ein, dass das Thema Tempolimit in vielen Kommunen ein Dauerbrenner sei. In Baiersdorf lägen die Gründe dafür aber nicht im Lärmschutz sondern wegen der zahlreichen Ausfahrten in der Verkehrssicherheit.

Bis der Lärmschutz in Forchheim Wirklichkeit wird, werden allerdings noch viele Autos über den Frankenschnellweg brausen. Unter der Voraussetzung der Baugenehmigung und einer gesicherten Finanzierung könne der Baubeginn frühestens 2015 erfolgen. Erfahrungsgemäß sei mit einer Bauzeit von drei Jahren zu rechnen, erklärte Lukas

Alarm aus dem Augraben

Unabhängig von der Lärmschutzplanung an der A 73 schlagen inzwischen auch die Augraben-Siedler Alarm. Ihr Sprecher Franz Streit (nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Bürgermeister!) betont, dass die Maßnahmen am Frankenschnellweg dem Augraben nichts nutzten. Denn der Lärmschutzwall an der Adenauer-Allee sei eingesackt, während sich der Verkehr durch den Ausbau des Kersbacher Kreuzes erheblich gesteigert habe. Die Augraben-Bewohner fordern daher eine Erhöhung des Walles entlang der Adenauer-Allee bis zum Kersbacher Kreuz und darüber hinaus eine Schutzwand zur Abschirmung des Staus, der sich alltäglich vom Neubau des Kersbacher Kreisels bis zur Autobahnauffahrt bildet.