Verwunderung über Abrisspläne in Neunkirchen
Autor: Petra Malbrich
Neunkirchen am Brand, Donnerstag, 01. Sept. 2016
Zwei denkmalgeschützte Häuser sollen einem Neubau weichen. Nun wird für eine Geschäftseröffnung im Oktober Werbung gemacht. Doch kein Abriss?
"Es läuft noch viel Wasser den Brandbach hinunter, bis die zwei Häuser abgerissen werden", sagt Ernst Wölfel, der Heimatpfleger der Marktgemeinde. "Wenn sie überhaupt abgerissen werden", fügt er hinzu. Denn nicht nur er ist über einen Anschlag in einem der Abrisshäuser verwundert. "Neueröffnung am 1. Oktober - Balance Pilatesstudio" prangt dort als Aufkleber und macht Werbung für eine Neuvermietung in dem Gebäude.
Viele Physiotherapeuten in der Umgebung seien ausgebucht. Vielleicht sei das eine Geschäftsidee, meint Wölfel. Aber welches andere Geschäft sollte dort, selbst in einem Neubau, eröffnet werden, wenn viele andere Geschäfte am Markt schließen? Das ist die Frage, die auch so manchen Bürger umtreibt, nicht erst, seit der Bauvoranfrage des Besitzers der beiden denkmalgeschützten Häuser, die auf das 16. Jahrhundert zurückgehen.
Ob ein Abriss dieser Häuser in der Straße Innerer Markt mit den Hausnummern 12 und 14 möglich sei, ging als Bauvoranfrage im Bauausschuss ein. Selbst die Denkmalpflege hatte sich einen Eindruck von den Häusern verschafft. "Es handelt sich bei den beiden Häusern nicht um einen Einzeldenkmalschutz, sondern um einen Ensembleschutz, deshalb wurde die Voranfrage positiv behandelt", sagt Bürgermeister Heinz Richter. "Die Fensterfront soll erhalten bleiben", erklärt der Bürgermeister. Damit ist auch die Höhe der Fenster gemeint.
Es war der Heimatpfleger, der sich bezüglich der Fenster gegen den Entwurf des neu geplanten Baus stellte. Überhaupt war Wölfel nach eigenen Angaben etwas überrumpelt, vermutete hinter dem Tagesordnungspunkt etwas anderes. Er, der selbst Architekt war, möchte das nun etwas nacharbeiten, eigene gestalterisch passende Ideen einbringen. "Wer flüchtig schaut, meint, nur die Fenster würden sich ändern", findet Wölfel, denn weiterhin sind zwei Giebel zu sehen. Vor allem diese Änderung bei den Fenstern sprang ins Auge. "Es wären bodentiefe Fenster im ersten Stock", erklärt Wölfel. Fenster, ähnlich einem Haus, das in Dormitz gebaut wurde.
Bodentiefe Fenster, die der Heimatpfleger als Auswüchse der Energieeinsparverordnung betrachtet und überhaupt nicht als passend zu dem Fachwerk nebenan findet. An das Fachwerk sollten die Fenster aber angepasst werden. Und das wurde in der Niederschrift als Angabe und Einwand eingebracht, wenn dieses Vorhaben als Bauantrag behandelt würde. Zuletzt wurde der Schwabachbogen in dem Gebäude mit der Hausnummer 14 hergestellt.
Auch das andere Haus war so eingeteilt, dass im unteren Geschoss ein Geschäft und in den oberen Bereichen die Wohnräume untergebracht waren. Allerdings steht es seit einigen Jahren leer. Nun möchte der Besitzer im Prinzip ein Haus daraus machen, die Vorderansicht und die Nutzung als Geschäftsräume unten und der Wohnung oben beibehalten.
"Die Bausubstanz im Innern ist unwirtschaftlich zum Sanieren", erklärt Bürgermeister Heinz Richter, der den Namen des Bauherren aus Datenschutzgründen nicht nennt. Deshalb auch die positive Entscheidung. Der Heimatpfleger konnte dazu keine Äußerung treffen. Er war noch nicht im Haus, kennt also den Zustand der Substanz nicht.
Nun prangt kurz nach der Voranfrage die Ankündigung der Neueröffnung in dem alten Schaufensterladen. Ob das ein Hinweis ist, dass die beiden denkmalgeschützten Häuser doch bestehen bleiben, weiß Wölfel nicht. Er weiß nur, noch Zeit für Überlegungen zu haben, sollte aus der Bauvoranfrage ein Bauantrag werden, der einen Abriss zur Folge hätte. Und den Neubau.