Druckartikel: Hunde an die Leine? Ein Langensendelbacher Fall vor Gericht

Hunde an die Leine? Ein Langensendelbacher Fall vor Gericht


Autor: Ekkehard Roepert

Langensendelbach, Dienstag, 12. April 2016

Doch Nach einem Urteil des Verwaltungsgerichtes in Bayreuth mag Marlies Esser ihr Vierbeiner-Trio nicht mehr gerne in Langensendelbach ausführen.
Muss der Hund zum Gassi gehen an die Leine? Foto: AZ


Langensendelbach Die ganze Geschichte hat Marlies Esser "ein paar Tausend Euro gekostet". Außerdem geht die Tierliebhaberin neuerdings nicht mehr so gern mit ihren Hunden in Langensendelbach spazieren. "Wenn man drei Hunde hat, steht man bei manchen Leuten auf der Abschussliste", sagt Marlies Esser.

Vor dem Verwaltungsgerichtshof in Bayreuth hat sie sich dagegen gewehrt, dass sie ihre Hunde an die Leine nehmen muss. Doch die Verhandlung endete mit einem Vergleich. Daher darf die Hundebesitzerin ihr tierisches Trio jetzt nur noch in menschlicher Begleitung ausführen. Und wenn sie alleine mit zwei Hunden unterwegs ist, muss sie einen der beiden an die Leine nehmen.

Auslöser der Gerichtsverhandlung "Marlies Esser gegen die Gemeinde Langensendelbach" war ein Waldspaziergang. Die drei Hunde - ein Collie-Mischling, ein Hovawart und eine kleine Mischlingshündin - hatten eine Gruppe von Nordic-Walkerinnen belästigt. Die Frauen reagierten aufgeregt, es kam zu einem Tumult - eine der Walkerinnen wurde ins Bein gezwickt.

Daraufhin hatte die Gemeinde Marlies Esser verpflichtet, ihren Collie-Mischlingshund künftig an einer reißfesten, maximal drei Meter langen Leine auszuführen und den Hund "ausbruchsicher zu halten".

Dass ihr Collie-Mischling als "großer Hund" eingestuft wurde, von dem "grundsätzlich Gefahr" ausgehe, das wollte Marlies Esser nicht in den Kopf. Auch bezweifelte sie, dass die Verletzung der Spaziergängerin von einem Biss des Collies herrührte. Daher klagte Esser in Bayreuth. Aber sie kam nicht durch mit ihrem Anliegen; obwohl sie das Gutachten eines Sachverständigen vorlegte, das besagte, dass der Collie "keine Anzeichen für eine anlage- oder ausbildungsbedingt gesteigerte Aggressivität oder Gefährlichkeit zeigt".

Dem FT erzählte die Hundehalterin aus Langensendelbach, dass sie ihre Vierbeiner "gut erzogen" habe. Aber es gebe manche Leute, die einen "Hundehass" pflegten und sofort begännen "rumzufuchteln" und "Scheiß Köter" zu rufen, sobald Hunde vor ihnen auftauchten.


650 Euro Schmerzensgeld

Marlies Esser hält es für ausgeschlossen, dass ihre "kleine schwarz-weiße Collie-Hündin" zu irgendeinem Akt der Aggression fähig sei: "Sie ist so gutmütig und geht sogar als Therapie-Hündin ins Altersheim."

Für den angeblichen Biss des Collies hat Marlies Esser mittlerweile 650 Euro Schmerzensgeld gezahlt. Auch erhebliche Gerichts- und Anwaltskosten sind an ihr hängen geblieben. Sie möchte die Geschichte vergessen, aber ihre Enttäuschung ist noch spürbar: "Man hätte die paar Tausend Euro besser anlegen können. Es ist unermesslich, was daraus gemacht wurde. Ich verstehe nicht, dass man sich in solchen Fällen nicht gütlich einigen kann."

Der Bürgermeister Oswald Siebenhaar (UWB) sieht in dem Kompromiss, der vor der Verwaltungsgericht gefunden worden sei, "ein gutes Signal" auch an andere Hundehalter. "Wenn man mehrere Hunde ausführt, setzt oft eine Herden-Dynamik ein. Man muss dem Freilaufdrang der Tiere Rechnung getragen", weiß Siebenhaar aus eigener Erfahrung als Hundehalter.

Sinn der Auflage für Marlies Esser sei ja nicht, die Hundehalterin zu gängeln, betont der Bürgermeister. Er sei auch froh, dass es einen Leinenzwang, wie beispielsweise in Baiersdorf, in Langensendelbach nicht gebe. Besagtes "Signal", das durch das Bayreuther Urteil nach Langensendelbach gesendet werde, drückt für Oswald Siebenhaar folgendes aus: "Hunde müssen funktionieren, da gibt es keinen Freiraum. Respekt vor dem Individuum Hund zu behalten, heißt auch, seinen Jagdtrieb zu berücksichtigen. Es ist vernünftig, die Leine zu benutzen, wenn man mehrere Hunde ausführt."


Freiheit in Erlangen und Nürnberg

Marlies Esser ist zwar weiterhin mit ihren Tieren in Langensendelbach zu sehen, aber eigentlich sucht sie lieber das Weite. Nach jahrzehntelanger Arbeit im Tierheim und nach ebenso langer Erfahrung mit Hundehaltung sei ihr bewusst, wie wichtig der Freilauf für die Tiere sei, betont die Rheinländerin. Sie packt jetzt regelmäßig ihre Hunde ins Auto und fährt nach Erlangen oder zum Marienberg nach Nürnberg: "Dort kann man sie laufen lassen." Auch die Spaziergänger ohne Hund seien anderorts verständnisvoller: "Man unterhält sich, während die Hunde frei rumlaufen."