Versteckte Höhlen locken Abenteurer in die Fränkische
Autor: Petra Malbrich
Muggendorf, Montag, 15. August 2016
Immer wieder zieht es Touristen und Ausflügler in versteckt liegende und frei zugängliche Höhlen in der Fränkischen Schweiz.
Mit voller Bergwerksausrüstung scheinen nun auch kleine, eher unbekannte Höhlen wie bei Muggendorf in Besitz genommen zu werden. Gefährlich sind diese Höhlen eher nicht und unter Naturschutz stehen sie auch nicht. Die Anbieter von Freizeiterlebnissen sind es, die hier Abenteuer versprechen. Eine Gratwanderung, findet ein Gößweinsteiner Höhlenforscher.
Immer häufiger wird beobachtet, dass Touristen die eher unbekannten Höhlen wie die Doktorshöhle, die Witzenhöhle oder die Wundershöhle mit Ausrüstung erkunden. Dem Gößweinsteiner Höhlenforscher Ferdinand Haselmeier ist das nicht neu. Das seien die Touristen von Outdoor-Reiseanbietern.
Gefährliche Schönsteinhöhle
"Sie verkaufen das als Höhlentouren", sagt Haselmeier.
Vor allem seit die gefährlichere Schönsteinhöhle oberhalb von Muggendorf, die jedoch unter Naturschutz steht, vom Landratsamt Forchheim für gewerbliche Nutzung geschlossen wurde, weichen die Reiseanbieter mit ihren Kunden auf andere Höhlen aus, stellt Haselmeier fest. Damit es nach Abenteuer aussehe, tragen die Leute die Ausrüstung. "Aber die Höhlen sind harmlos", weiß Haselmeier.
"In diese Höhlen kann man ohne Ausrüstung mit Taschenlampe gehen", bestätigt auch Höhlenforscher Dieter Preu aus Neunkirchen am Brand von der Arbeitsgruppe Höhle und Karst. Von den mit Bergwerksausrüstung ausstaffierten Touristen hat er noch nichts gehört und diese auch nicht gesehen. Die Höhlentouristen kommerzieller Anbieter würden eher auf andere touristische Höhlen ausweichen und Höhlen in der Oberpfalz erleben.
Das ist auch die Kenntnis des Landratsamts in Forchheim, das eine kommerzielle Nutzung in der als Feierhöhle verrufenen Schönsteinhöhle untersagt hat. "Wenn man nicht mehr auf die Zugspitze dürfte, würde man nicht auf den Moritzberg bei Lauf an der Pegnitz ausweichen", erklärt Preu.
Ähnlich betrachtet das auch Martin Maier von Aktiv-Reisen aus Muggendorf. Er ist selbst einer der Freiluft-Reiseanbieter und auch Höhlenabenteuer oder die Höhlenwanderung gehören zu seinen Angeboten. Von den mit Ausrüstung ausgestatteten Touristen hat er gehört. Diese kämen aus allen Teilen Deutschlands, um ein Höhlenabenteuer zu erleben. Wenn diese Erwachsenen in voller Ausrüstung in diese ungefährlichen Höhlen gehen, betrachtet er das eher mit Humor. Aber: "Ein Helm und eine Stirnlampe sind kein Schaden." Als Event verkauft er diese Besichtigungen nicht.
"Wenn ich das als Höhlenabenteuer oder Superhöhlenwanderung verkaufen würde, fühlten sich die Kunden verschaukelt", ist sich Maier für die drei genannten kleineren Höhlen in Muggendorf sicher. Seine Höhlenabenteuer finden in anderen großen Höhlen statt. Trotzdem geht er mit Gruppen in die kleinen Höhlen wie die Witzenhöhle. "Für Kinder ist das gut, um sie an die Natur heranzuführen", sagt Maier.
Insofern findet auch Ferdinand Haselmeier den Höhlentourismus gut, wenn die Touristen hinterher eine Höhle mit anderen Augen sehen. Aber in einem vernünftigen Maß solle das geschehen und Ehrenamtliche könnten die Schönheit der Natur den Interessierten schonend und ohne Reibach nahebringen.
Wissenswertes über Höhlen
"Eine Höhle ist kein Abenteuerspielplatz, sie ist ein Naturdenkmal, das geschützt werden muss", findet Haselmeier. Weg vom Abenteuer, mehr Verständnis für die Natur, fordert Haselmeier. Er bietet für die Gemeinde Gößweinstein einmal im Monat kostenlose geologische Wanderungen an. Auch an den kleinen Höhlen kommt er dann vorbei und bringt den Touristen die Höhle nahe, ohne sich ins Abenteuer zu stürzen, aber mit viel Wissen, wie er es beschreibt. "Wann ist die Höhle entstanden, welche Lebewesen sind in der Höhle", erklärt Meier und nennt die Höhlenspinnen in den Eingängen oder die Fledermäuse, die ohnehin von Oktober bis April unter besonderem Schutz stehen. Die Erlebnisse in den eher ungefährlichen kleinen Höhlen sieht Haselmeier daher mit gemischten Gefühlen.
Nicht wegen des Naturschutzes, obwohl in den kleinen Höhlen nur kleine Tropfsteine wachsen. Für ihn sind diese Höhlenabenteuer eine Gratwanderung: "Wer in harmlosere Höhlen geht, braucht keinen Höhlenführer mehr. Diese Leute gehen dann mit ihren Bekannten alleine. Doch in anspruchsvolleren Höhlen gefährden sie sich selbst", findet Haselmeier.Dies sind Bedenken, die Maier nicht teilt. Er bezweifelt, dass man von Natur aus alleine in große Höhlen geht: "In der Szene ist das kein Thema." Ersatzhöhlen für richtige Höhlenabenteuer seien die kleinen Höhlen sicher nicht.