Vera Lengsfeld erinnert sich an das Ende der DDR
Autor: Sylvia Hubele
Forchheim, Freitag, 17. April 2015
Vera Lengsfeld gehörte in der DDR zu den einflussreichsten Bürgerrechtlern. Über ein Vierteljahrhundert nach der Wende erinnert sie sich in der Forchheimer Jahnhalle an das Ende der DDR.
Als das Jahr 1989 begann, ahnte niemand, dass am Ende des Jahres eine weitgehende friedliche und unblutige Revolution den Osten Europas frei und demokratisch macht. Vera Lengsfeld, die Menschenrechtlerin, Dissidentin und Politikerin aus der ehemaligen DDR hat ein Buch über jene Zeit geschrieben, in der der Weg der Deutschen und der Europäer zu Einheit und Freiheit geebnet wurden.
Eingeladen vom Kreisverband Forchheim der Alternative für Deutschland (AfD) stellte Vera Lengsfeld ihr Buch "1989. Tagebuch der Friedlichen Revolution" in der Jahnhalle Forchheim vor. Mit den Worten "Demokratie lebt von Rede und Gegenrede, Demokratie heißt nicht Denkverbot", erinnerte Lengsfeld daran, dass auch 25 Jahre nach der Wiedervereinigung die Demokratie nicht ein für allemal gegeben ist, sondern die Mitwirkung aller Menschen erfordert.
Vom Beginn der Montagsdemonstrationen über die ersten freien Wahlen in Polen bis zum 40. Jahrestag der Gründung der DDR - Lengsfeld skizzierte in ihrem Buch nicht nur das entscheidende Jahr des Umbruchs, sondern auch den langen Weg der ostdeutschen Friedensbewegung bis dahin: "Wer weiß denn noch, dass sich Mitte der 80er- Jahre die Blockmächte bis an die Zähne bewaffnet gegenüberstanden und im Fall eines Atomkrieges Deutschland der Boden war, auf dem dieser ausgetragen werden sollte."
Seit 1983 eigentlich pleite
Der Friedensbewegung in der ehemaligen DDR blieb laut Lengsfeld nur ein einziger Freiraum: die Räume der evangelischen Kirche - wenn denn die entsprechende Kirchengemeinde damit einverstanden war. "Haben Sie geahnt, dass es so kommen wird?", fragte einer der Zuhörer. Lengsfeld entgegnete, dass mit dieser ganzen Entwicklung niemand gerechnet hatte.
Alexander Schalck-Golodkowski hatte in einem Interview einmal zugegeben, dass die DDR seit 1983 eigentlich pleite war. So wurden für Oppositionelle höhere Strafen verhängt - damit die Freikaufsummen, die der Westen zahlte, ebenfalls höher waren.
Ob das System der DDR ohne diese Zahlungen nicht eher zusammengebrochen wäre, fragte ein anderer Zuhörer. Dann hätte das Regime vermutlich nicht so friedlich abgedankt, mutmaßte Lengsfeld. Immerhin war selbst die Sowjetunion zu dieser Zeit pleite, Ende 1989 bis Mitte 1990 herrschten dort Hungersnöte, von denen kaum jemals etwas bekannt wurde.
Die Zuhörer in der Forchheimer Jahnhalle waren beeindruckt von den vielen historischen Details, die Vera Lengsfeld aus ihrem Buch vortrug.