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US-Wahl: So beurteilen Forchheimer Politiker das Ergebnis


Autor: Maximilian Glas

Forchheim, Mittwoch, 09. November 2016

Donald Trump wird im Januar neuer Präsident der USA: Das sagen Forchheims Oberbürgermeister Uwe Kirschstein und zwei Bundestagsabgeordnete.
Foto: Pete Marovich/dpa/EPA


Der Wecker von Forchheims Oberbürgermeister Uwe Kirschstein (SPD) klingelte am Mittwoch früher als gewöhnlich. Die Hochrechnungen der US-Wahl, die er um 5.30 Uhr im Fernsehen sah, irritierten ihn dabei merklich. "Natürlich bin ich mit dem Ergebnis der Wahl nicht zufrieden", sagt Uwe Kirschstein, "aber ich respektiere das demokratische Votum der US-Bürger."


"Bodenloses Niveau"

Die Art und Weise, wie der Wahlkampf in den USA geführt wird, habe ihm noch nie gefallen. "In diesem Jahr war das Niveau allerdings absolut bodenlos. Da wurde nachhaltig viel Porzellan zerschlagen", sagt er. Ein absolutes "No-Go" im politischen Miteinander sei die Aussage von Neu-Präsident Donald Trump gewesen, dass er unter Umständen nur ein Wahlergebnis akzeptiere. 1#googleAds#100x100 "Ich würde mich in meinen Aussagen auch nicht immer als Diplomaten bezeichnen, aber einen gewissen Mittelweg sollte man schon finden", sagt Kirschstein.

Wie in vielen anderen Arbeitsstätten war die US-Wahl auch im Forchheimer Rathaus Gesprächsthema Nummer 1. "Da die Prognosen ja leicht in Richtung Clinton gingen, waren bei uns alle sehr überrascht", berichtet Kirschstein. Nach Barack Obama als erstem farbigen US-Präsidenten hätte Kirschstein Hillary Clinton als erstes weibliches Staatsoberhaupt in den USA als ein schönes Signal angesehen.


Unklare Wirtschaftsbeziehungen

Sorgen macht Uwe Kirschstein, der lange Jahre in der freien Wirtschaft bei Siemens tätig war, der Trend des Protektionismus an - den auch Trump anzustreben scheint. "Seit Jahren wird daran gearbeitet, den Handel international zu erleichtern, die Einführung von Schutzzöllen wäre das genaue Gegenteil", meint er, "die Aussage ,America first' wird sicher gerne gehört, ist aber viel zu kurz gesprungen."

Der Bamberg/Forchheimer Bundestagsabgeordnete Andreas Schwarz (SPD) aus Strullendorf saß ebenso vor dem Fernseher: "Ich habe das natürlich mitverfolgt." Für ihn sei das Wahlergebnis keine Überraschung, auch wenn er Clinton präferiert habe. "Es ist eine demokratische Entscheidung gefallen, die man zu akzeptieren hat. Trump muss man eine Chance geben, er hat das Recht dazu."

Doch sei die Wahl auch ein Warnzeichen für Deutschland: "Es hat keinen Sinn, das Volk zu beschimpfen, wenn es die AfD wählt. Wir müssen uns vielmehr den Fragen stellen, die die Menschen haben. Trump scheint das geschafft zu haben." Die Politik müsse Antworten finden, die die Menschen verstehen. "Beschimpfungen bringen uns dagegen nicht weiter!"


Die Wahl als Weckruf

Ähnlich äußert sich der Bamberg/Forchheimer Bundestagsabgeordnete Thomas Silberhorn (CSU). Wenig überrascht sei er über den Ausgang der Wahl. Allerdings: "Die Mehrheit für Trump ist deutlicher als ich erwartet hätte." Dennoch glaubt der Bundestagsabgeordnete aus Bamberg, dass sich Trump und sein Team nun mäßigen werden. Wie Schwarz hatte er bei Trumps Siegerrede bereits moderatere Töne herausgehört.

Die Wahl sei dennoch ein Weckruf, nicht zu sehr auf Demoskopen zu setzen, vielmehr "ein offenes Ohr für die Sorgen der Menschen zu haben". Das Ergebnis ziehe laut Thomas Silberhorn aber auch die Notwendigkeit nach sich, "dass wir uns in Europa enger abstimmen und zusammenraufen, weil die Amerikaner unberechenbarer werden".