Ursula Schuricht hat ein Herz für Katzen
Autor: Nikolas Pelke
Forchheim, Dienstag, 06. November 2012
Meistens verschwinden sie lautlos oder sterben einsam auf der Straße. Eine Katze in Heroldsbach wurde kürzlich allerdings gequält.
Nicht alle Katzen können so ein sorgloses Leben führen wie in Dürrbrunn bei Ursula Schuricht. "Ich bin eine absolute Katzenliebhaberin! Und eine leidenschaftliche Puppensammlerin dazu", erzählt sie, während Kater Muck, Mama Luna, Papa Kimba und die blauen Persersamtpfötchen von Kira über den Teppich tapsen. In Dürrbrunn schweben die Stubentiger schon auf Erden im siebten Katzenhimmel. Pfötchen-Paradies quasi. Katzenglück ohne Gleichen ist allerdings auch hier Pustekuchen.
"Von mir sind schon fünf Katzen über Nacht verschwunden." Deshalb lässt sie ihre Lieblinge, wenn es dunkel wird, nicht mehr vor die Haustür. Wieso die Tiere spurlos verschwunden sind, weiß Ursula Schuricht auch nicht. Aber es gebe viele Gerüchte über Katzenfänger, die sich nachts auf die Lauer legen und mit Lockstoffen die Tiere für Versuche in die Falle locken. Aber nicht immer geraten Tierfänger unter Verdacht. Manchmal sind es auch ganz normale Nachbarn - wie jetzt in Heroldsbach.
Tierquälerei in Heroldsbach
"Keine schöne Sache", bestätigt Rudolf Hoffman von der Polizei in Forchheim. Ende Oktober wurde dort in einem Garten eine Katze mit einer Drahtschlinge um den Hals verletzt im Gebüsch entdeckt.
Vor allen Dingen Gartenliebhaber und Vogelfreunde sind nicht immer glücklich über die Streuner. Als Besitzerin könne sie freilich nichts tun, wenn ihre Katze mit Vorliebe im frischgepflegten Beet aufs "Katzenklo" geht. Und gegen die Jagd auf das Federvieh? Nein, ein Glöckchen trage ihre Katze nicht, räumt die Besitzerin aus Heroldsbach ein.
Polizei will vor Ort ermitteln
Rudolf Hoffmann sagt trotzdem ganz entschieden: "So geht's nicht." Wenn einer mit dem Gartenschlauch die Vierbeiner vergrämen wolle, könne er das noch verstehen. Aber eine gemeine Drahtschlinge um den Kopf? Das gehe eindeutig zu weit. Deshalb will der Beamte den Fall auch nicht schnell und ungelöst zu den Akten legen. "Die Polizei ermittelt. Damit ist nicht zu spaßen. Das ist Tierquälerei", sagt Hoffmann. In den nächsten Tagen will er sich in Heroldsbach umhören, ob nicht doch jemand etwas gesehen oder gehört hat.
Die meisten Katzen-Vermisstenfälle enden entweder tödlich auf dem Asphalt oder im Tierheim. Der neueste Fall in Forchheim: Kater Paule. "Der wurde letzte Woche in Bammersdorf ziemlich mitgenommen gefunden", erzählt Marianne Wende vom Tierschutzverein Forchheim. Jetzt wandert Paule auf den Katzentisch. Marianne Wende zückt ein Gerät, das aussieht wie ein Thermometer. Mit dem Ding krault sie Paule am Hals. Auf dem Display tut sich erstmal nichts. Dann erscheint eine 15-stellige Zahlenkolonne auf dem Lesegerät. "Paule hat einen Chip", freut sich Christel Eschler, die Katzen-Expertin im Forchheimer Tierheim. Der kleine Transponder unter der Haut funktioniert wie ein Personalausweis.
Chip ist ohne Registrierung sinnlos
Jetzt braucht Wende nur beim Deutschen Tierschutzverband anzurufen, und schon kann sie die Besitzer von Paule benachrichtigen, dass der Kater im Tierheim in Sicherheit ist. "Blöd nur, wenn die Besitzer die Nummer nicht registrieren lassen", ärgert sich Marianne Wende. Die Nachfrage beim Dachverband hat nichts ergeben. Paules Herrchen oder Frauchen hat wohl einfach vergessen, die Zahlenkolonne registrieren zu lassen. "Dabei kostet die Registrierung überhaupt nichts. Sonst bringt die europaweite Registriernummer natürlich überhaupt nichts", ärgert sich Wende.
Verlässliche Zahlen über vermisste oder überfahrene Katzen gibt es übrigens genauso wenig, wie genaue Statistiken über getötete Vögel durch Katzenkrallen. Eins ist allerdings klar: Das Katzenelend wird nicht geringer, wenn die Zahl der Tiere mit jedem Jahr weiter steigt. Sogar im Tierheim warnt ein Plakat die Tierfreunde eindringlich: "Jeder Katzenbesitzer, der sein Tier nicht sterilisieren lässt, macht sich mitschuldig." Jährlich werden so viele Katzenbabys geboren, dass sich einige später verwildert durchs Katzenleben schlagen.
Rund 18.000 Euro lässt sich allein der Tierschutzverein Forchheim den Kampf gegen die Katzenflut jährlich kosten. Mit Lebendfallen werden die Tiere zuerst gefangen und dann kastriert. Insgesamt bis zu 300 freilebende Hauskatzen jährlich. Der Katze aus Heroldsbach ist mittlerweile übrigens wieder wohlauf. Kater Paul ist seit dem Wochenende auch nicht mehr im Tierheim, sondern daheim bei Frauchen. Katzenglück!