Unterschriften gegen Marktplatzumgestaltung in Gräfenberg
Autor: Petra Malbrich
Gräfenberg, Freitag, 06. November 2020
Geschäftsleute wehren sich gegen die Umgestaltung des Marktplatzes in Gräfenberg. Sie sind auf die Parkplätze angewiesen, und sie haben die Sorge, finanziell erneut belastet zu werden.
Über 40 Bürger haben bereits unterschrieben. Auch Nadir Hepkavakli schreibt gerade seinen Namen auf die Liste gegen die Marktplatzumgestaltung in Gräfenberg. "Ich bin auf die Geschäfte und Parkplätze hier angewiesen", sagt Nadir und ist erleichtert, wenn er im Zentrum einen Parkplatz findet. "Ich kann meine Oma nicht den Berg heruntertragen", fügt er an. Es waren die Kunden, die in den Geschäften nachfragten, ob sie sich nicht gegen den Wegfall von Parkplätzen durch die Umgestaltung wehren können. Dabei soll gerade mit der Umgestaltung des Platzes für ein bürgerfreundliches, barrierefreies Zentrum gesorgt werden. Da wieder Granitstein verwendet wird, findet der Plan Zustimmung der Altstadtfreunde, wie Vorsitzender Hans-Peter Reck erklärt. Das holprige Pflaster haben die Planer als Hürde ausgemacht. Denn das Schieben eines Kinderwagens oder Rollators auf den unebenen Granitsteinen ist derzeit fast unmöglich. Im Zuge der Verlegung des Netzes für die Nahwärmeversorgung soll das geschehen, um Synergieeffekte zu nutzen. Mit drei bis fünf Jahren Arbeit am Marktplatz samt Umgestaltung wird gerechnet. Schon das wird Einschränkungen beim Parken bringen. Für die Geschäftsleute kommt es einer Katastrophe gleich. Barbara Singer, die Inhaberin des gleichnamigen Schreibwarengeschäfts, ist entsetzt, erinnert sie sich doch noch gut an die Einbußen durch die Arbeiten am Hiltpoltsteiner Tor. Direkt davor liegt ihr Geschäft. Auch diese Straße hinaus zum Tor soll verändert werden, bleibt doch den Fußgängern derzeit nur ein schmaler Streifen als Gehweg. Dieser ist zudem uneben und wird von den Kunden unerlaubt als Parkplatz genutzt. Der Streifen soll verbreitert und geebnet werden.
Wo auf die Schnelle parken?
"Wo sollen die Kunden dann kurz parken, wenn sie ein Paket aufgeben wollen?", fragt Barbara Singer, die als weiteres Standbein die Postagentur im Laden führt. Für die Geschäftsleute sei es ohnehin schwer. "Man merkt den Internethandel und dass die Leute wegen Kurzarbeit in der schwierigen Zeit zurückhaltender sind", erklärt Singer. Sie habe aufgrund fehlender Parkplätze in Geschäftsnähe bereits Kunden verloren. "Was suchen die Leute, wenn sie einkaufen? Einen Parkplatz", meint Singer. Dass die Parksituation sich zumindest nicht verschlechtert, war Grund für das Lebensmittelgeschäft Frische-Markt Wölfel, erst vor wenigen Wochen viel Geld in die Hand zu nehmen, um den Markt zu modernisieren. Die mögliche Maßnahme mit Wegfall weiterer Parkplätze breche dem Geschäft das Genick. "Dann können wir zusperren", sagt Brigitte Wölfel. "Fördern Sie nicht noch mehr Leerstände, sonst haben wir irgendwann eine tote Stadt, die auch keine Touristen mehr besuchen wollen", sagt Wölfel, die ein Schreiben an die Stadt aufgesetzt hat. Für die Geschäftswelt stünden Existenzen auf dem Spiel, fügt Wölfel an.
Pflaster vor 30 Jahren gesetzt
"Das Pflaster haben wir vor 30 Jahren nicht gewollt, aber dafür zahlen müssen", sagt Jochen Hengelein vom gleichnamigen Haushalts- und Spielwarengeschäft. Damals hatte die Innenstadt Gehsteige, die der Sicherheit wegen entfernt wurden, mit der Umgestaltung und dem Einbringen der historischen Pflastersteine vom Wenzelsplatz in Prag. "40 Anlieger haben damals dagegen geklagt und in erster Instanz Recht bekommen. Die Stadt hat weitergemacht", erinnert sich Hengelein. Die Beiträge wurden auf die Anwohner und somit auf die Geschäftsleute umgelegt.
Zahl der Parkplätze halbiert
Zudem wurde damals die Parkplatzanzahl halbiert. "Das war ein Stoß für die Geschäftsleute", sagt Hengelein. Bürgermeister Ralf Kunzmann (FW) ist doch etwas verwundert über den Aufruhr. "Das sind Vorentwürfe. Es ist noch nichts in Stein gemeißelt", betont Kunzmann. Dass die Parksituation historisch bedingt sehr eingeengt sei und die Autos immer größer würden, sei die eine Seite. "Wir müssen auch eine Barrierefreiheit herstellen. Das ist für Menschen mit Beeinträchtigung Gold wert", meint der Bürgermeister. Er sei froh, wenn die Bedenken an ihn herangetragen würden, bevor gebaut werde und dann alle unzufrieden seien. Wie viele Parkplätze überhaupt entfallen würden, sei nicht genannt worden. Mindestens drei bis sechs der Parkplätze an der Sparkassenseite sieht Zweiter Bürgermeister Hans Derbfuß (CSU) wegfallen, der sein Geschäft ebenfalls am Marktplatz hat. Trotzdem stimmte er den Vorplanungen zu - der vertieften Untersuchung, nicht den Vorschlägen. "Bei der Detailplanung werden wir unser Wort erheben", betont Derbfuß. Die Stadt ruft im Mitteilungsblatt immer wieder auf, in den Gräfenberger Geschäften einzukaufen. Die Geschäftsleute wünschen sich, dass auch Verantwortliche hier einkaufen und nicht zu den Supermärkten fahren, wo sie bequem parken können. Jochen Hengelein treibt noch eine weitere Sorge um. Werden die Kosten der Umgestaltung wieder auf die Anlieger umgelegt? "Wenn ich wieder zahlen muss, gehe ich bis zur letzten Instanz", sagt Hengelein. Die Ausbaubeitragssätze gebe es nicht mehr, erklärt Kunzmann. Aber fällt auch die Umgestaltung darunter? Aktuell würden auf die Anwohner keine Kosten fallen. "Vielleicht kommt die eine oder andere Maßnahme dazu", sagt Kunzmann. Fällt diese nicht mehr unter die Ausbaubeitragssätze, könnten die Anwohner erneut für eine ungewünschte Umgestaltung zur Kasse gebeten werden.