Unternehmerin Ingrid Hofmann: Eine Frau bringt Zeit und Arbeit zusammen

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Managerin einer Orchideenplantage - dieser Traum in jungen Jahren ging für Ingrid Hofmann nicht in Erfüllung. Stattdessen gründete sie eine Zeitarbeitsfirma. In ihrem Wohnhaus in Hiltpoltstein umgeben sie heute zumindest einige der Blumen, in ihrer Lieblingsfarbe Weiß. Foto: Ronald Rinklef
Managerin einer Orchideenplantage - dieser Traum in jungen Jahren ging für Ingrid Hofmann nicht in Erfüllung. Stattdessen gründete sie eine Zeitarbeitsfirma. In ihrem Wohnhaus in Hiltpoltstein umgeben sie heute zumindest einige der Blumen, in ihrer Lieblingsfarbe Weiß. Foto: Ronald Rinklef

Vor 30 Jahren hat Ingrid Hofmann ihre Zeitarbeitsfirma gegründet. Längst gehört die oberfränkische Unternehmerin zu den Großen der Branche, mit steigenden Umsätzen. Am Anfang nutzte sie ein simples Telefonbuch.

Angst? Ja, die habe sie, sagt Ingrid Hofmann. Vor einem Fallschirmsprung. Aber nicht davor, Entscheidungen zu treffen. "Ich wüsste nicht, wann ich je schlecht geschlafen habe."

Im Moment gibt es für die 61-jährige Unternehmerin auch kaum einen Grund für schlaflose Nächte. Ihre 1985 gegründete Nürnberger Firma zur Überlassung von Arbeitnehmern gehört inzwischen zu den sechs größten Zeitarbeitsunternehmen in Deutschland. 89 Standorte hat die I.K. Hofmann GmbH hier, beschäftigt rund 22 500 Menschen, davon 600 in der Verwaltung, der Rest sind Zeitarbeiter unter Vertrag.


Keine Lust auf Landwirtschaft

"Ich war nicht die Erste, die das gemacht hat", sagt Hofmann. Eine Pionierin ist die kleine, aufmerksame und höfliche Frau aus Hiltpoltstein (Landkreis Forchheim) dennoch. Dabei hätte sie eigentlich den elterlichen Bauernhof dort übernehmen können. Doch dazu hat Hofmann Anfang der 1970er Jahre keine Lust. Nach der mittleren Reife absolviert sie eine Lehre zur Groß- und Außenhandelskauffrau im Blumenimport. Sie träumt davon, eine Orchideenplantage in Südafrika zu managen. Ein Brieffreund von dort hatte ihr in jungen Jahren Geschmack auf dieses Land gemacht.


"Der Anfang war holprig"

Es bleibt beim Traum, politische Unruhen verhindern ihren Plan. Eher zufällig fängt sie 1974 bei einer Schweizer Zeitarbeitsfirma in Nürnberg an, lernt dort ihren Mann Bernd Heinrich kennen, den sie 1984 heiratet.

Ein Jahr später, Hofmann ist 31 Jahre alt, gründet sie ihre heute erfolgreiche Firma. Erste Versuche als Selbstständige mit einem Geschäftspartner macht sie schon die Jahre zuvor. Die Frau mit den feuerroten Haaren liebt es zu organisieren, und die Zeitarbeit wird zu ihrer Lebensaufgabe. Ursprünglich in den USA praktiziert, fasst das Modell der Personalüberlassung in den 1970er Jahren in Deutschland Fuß. "Der Anfang war holprig", erinnert sich Hofmann. "Fremde in Unternehmen, die dann wieder gehen - das war beunruhigend."

Personal sucht die junge Unternehmerin über Anzeigen. Zunächst werden nur kaufmännisch Ausgebildete von I.K. Hofmann angesprochen. Das K im Firmennamen steht für Ingrid Hofmanns Großmutter und Patin Kunigunda. Alle anderen Kombinationen mit Ingrid und Hofmann waren firmenrechtlich damals schon vergeben. Als Logo setzt das Unternehmen bis heute lieber auf Telefonhörer und Tastaturfeld.

Um zu Beginn an Kunden zu kommen, greift Hofmann einfach zum Hörer. "Ich habe systematisch die Firmen im Telefonbuch von Nürnberg, Fürth und Erlangen durchtelefoniert", erzählt sie. "Als ich beim Buchstaben P angelangt war, hatte ich bereits genügend zu tun."


Schub durch Wiedervereinigung

1989 kommt Tochter Sonja auf die Welt. Damals betreibt das Unternehmen schon vier Niederlassungen. Die junge Mutter erlaubt sich eine Pause von einem Monat. Dann geht es zurück ins Büro. Es dauert nicht lange, und eine Aufgabe stellt sich, die keiner geplant hat.

Ingrid Hofmann unternimmt im Oktober 1989 mit ihrem Mann eine Busreise nach Dresden. Sie ist zum ersten Mal in der DDR, erlebt chaotische Tage, kommt mit vielen Bürgern dort in Kontakt. "Es war der Höhepunkt der Demonstrationen", berichtet sie. Als die Mauer fällt, spürt sie: "Du musst etwas tun. Du hast Verantwortung." 1990 entsteht in Freiberg Hofmanns erste Niederlassung in den neuen Bundesländern. Die Leute, die sie dort als Zeitarbeiter unter Vertrag nimmt, kann sie in den ersten Jahren nach der Wiedervereinigung nur im Westen einsetzen. Sie müssen pendeln.

"Ich habe nicht darüber nachgedacht, ob das ein Markt für uns ist. Ich habe nur gedacht: Da ist ein Problem", beschreibt sie ihre Gedanken.
Heute beschäftigt Hofmann im Osten mehr als 4000 Menschen, betreibt 20 Niederlassungen. "Für mich und das Unternehmen war es der absolute Schub", sagt sie. Erst durch den Gang in den Osten sei schließlich der Ausbau ihres Zeitarbeitsunternehmens in ganz Deutschland erfolgt - etwa von Erfurt nach Frankfurt, oder von Rostock nach Hamburg.
Seit 1991 arbeitet auch Ehemann Bernd in der Firma mit, ist zuständig für den Ausbau der Niederlassungen. Tochter Sonja, inzwischen 26 Jahre alt, arbeitet heute in München als Headhunterin in der Finanzbranche. "Sie möchte erst einmal ihre eigene Karriere machen. Ich glaube und hoffe aber, dass sie dies hier irgendwann übernimmt", sagt Hofmann.


Auch im Ausland aktiv

"Dies hier" ist ein Unternehmen, das seinen Umsatz im vergangenen Jahr in Deutschland um 20 Prozent steigern konnte. In der Gruppe - es gibt inzwischen Tochterfirmen in Österreich, Großbritannien, der Schweiz, Tschechien und den USA - erzielte Hofmann 2014 einen Umsatz in Höhe von 728 Millionen Euro. 2012 waren es erst 567 Millionen Euro gewesen. "Wir haben 355 000 Bewerber auf unserer Internetseite", erzählt sie. "Nicht alles Arbeitslose, sondern auch Leute im Job, die sich für eine bestimmte Stelle interessieren."
Auch den Flüchtlingen, die derzeit nach Deutschland strömen, würde die 61-Jährige gerne helfen. Schließlich "sind wir die Branche, die am meisten Arbeitsplätze für Geringqualifizierte hat", sagt sie. Aber die Asylbewerber dürfen derzeit erst nach 15 Monaten Aufenthalt beschäftigt werden.
Aufgaben hat die ehrenamtliche Honorarkonsulin des Königreichs Dänemark in Franken auch so ausreichend. Bleibt da überhaupt noch Zeit zum Schlafen? "Ich bin ein Nachtarbeiter. Mir reichen vier Stunden."