Druckartikel: Unter den Kerwa-Absagen im Kreis Forchheim leiden die kleinen Vereine besonders

Unter den Kerwa-Absagen im Kreis Forchheim leiden die kleinen Vereine besonders


Autor: Ronald Heck

LKR Forchheim, Freitag, 25. Sept. 2020

Wegen Corona mussten viele Vereine im Landkreis Forchheim ihre Kirchweihen absagen. Wichtige Einnahmen brechen weg. Kleine Vereine fürchten gar um ihre Zukunft.
Bernhard Frühbeißer und den TSC Bärnfels trifft es doppelt hart. Foto: Ronald Heck


Eigentlich sollte der bunt geschmückte Kranz hoch oben am Kerwabaum hängen, stattdesssen liegt er neben dem Trainingsplatz in Bärnfels in einer Ecke verstaut."Dieses Jahr ist es das allererste Mal, dass wir unsere Kerwas abgesagen mussten", bedauert Bernhard Frühbeißer, der Vorsitzende des TSC Bärnfels.

Dass wegen der Corona-Pandemie im Landkreis Forchheim dieses Jahr praktisch keine Kirchweih-Feste stattfinden können, trifft das örtliche Vereinsleben hart. Kleinere Vereine wie der TSC seien besonders betroffen, meint Frühbeißer. Unter den Kerwa-Absagen leidet nicht nur das Brauchtum: Für die Vereine brechen ganz konkret wichtige finanzielle Einnahmen weg.

Bärnfels ist ein Beispiel von vielen: Normalerweise hätte der Fußballclub bei der Kerwa im Juli sowie bei der Herbstkerwa täglich bis zu 600 Gäste im Festzelt bewirtet. Jeweils vier Tage lang wäre bei Blas- und Partymusik gefeiert worden. Aber eine Kerwa unter den geltenden Corona-Auflagen und mit weniger Gästen auf die Beine zu stellen, kann der Verein nicht stemmen. "Das hätte nicht einmal die Unkosten hereingeholt", verdeutlicht Frühbeißer.

Neben den Mitgliedsbeiträgen seien die Kirchweihen die wichtigsten Einnahmequellen, die Geld in die Vereinskasse spülen. Gleichzeitig muss der TSC Bärnfels weiter Trainer bezahlen und den Kredit für das vor acht Jahren neu gebaute Vereinsheim abbezahlen. "Heuer können wir die fehlenden Einnahmen überbrücken, aber wenn wir kommendes Jahr auch keine Kerwas veranstalten können...", seufzt Frühbeißer. Der Verein würde wohl das Sportheim an die Gemeinde verlieren.

Zuschüsse nicht die Lösung

Was könnte helfen? Von höheren Zuschüssen zum Beispiel vom Freistaat verspricht sich der TSC-Vereinsvorsitzende wenig. "Das landet meist bei den größeren Vereinen, davon kommt bei uns kleineren kaum etwas an. Das sind vielleicht ein paar Hundert Euro", winkt Frühbeißer ab.

Auch angesichts der vergleichbar geringen Corona-Fallzahlen im Landkreis würde er sich lieber Erleichterungen für kleinere Sportvereine wünschen, wie zum Beispiel an Heimspieltagen und bei Veranstaltungen. "Dass für die großen Vereine in München die gleichen Regeln wie für uns kleine Vereine auf dem Land gelten, ist einfach nicht zu verstehen."

Die coronabedingte Absage der Herbstkerwa, die der TSC Bärnfels am Wochenende ausrichten wollte, ist für den Verein und die knapp 300 Mitglieder doppelt bedauerlich. Zusammen mit der Kerwa sollte das 50. Vereinsjubiläum gefeiert werden. "Mehrere Gründungsmitglieder, die ja über 70 Jahre alt sind, haben sich sehr darauf gefreut", sagt der Vereinsvorsitzende. Der TSC möchte das 50-jährige Bestehen heuer noch in kleinerem Rahmen feiern.

Ohne die Kerwas fallen auch für die vielen Musikvereine im Landkreis Haupteinnahmequellen weg. Der Pretzfelder Musikverein zum Beispiel hätte am kommenden Wochenende seine Herbstkerwa veranstaltet. Die Kapellen hätten auch auf den Kirchweihen in der Umgebung wie auf der Ebermannstadter Kerwa gespielt. Der Pretzfelder Musikverein käme durch die Unterstützung des Nordbayerischen Musikbundes und der Gemeinde noch gut durch die Krise, meint der Vorsitzende Christian Hetz. Er hofft vor allem, dass die Musikvereine bald wieder "normal proben" dürfen. Was ihn besonders schmerzt: "Die Kerwa ist generell ein wichtiges kulturelles Event und die Absage natürlich ein großer Verlust." 10 Kerwas sind im Landkreis Forchheim allein im Oktober abgesagt: Pretzfeld, Reuth, Dürrbrunn, Reifenberg, Leutenbach, Hausen, Breitenbach, Untertrubach, Affalterthal.

FT-Kommentar: Krisenmanager müssen den Kleinen das Leben erleichtern!

von Ronald Heck

Die Kleinen trifft's wieder am schwersten. Die Kerwa-Krise der Vereine im Corona-Jahr macht deutlich: Viel zu oft richtet sich der Fokus auf große Player (alternatives Oktoberfest), während die Nöte der Kleinen (abgesagte Dorfkerwas) aus den Augen verloren werden. Dabei müsste gerade den kleinen ehrenamtlichen Gruppen viel mehr der Rücken gestärkt werden, weil sonst ein wichtiger Rückhalt unserer Gesellschaft wegzubrechen droht. Zuschüsse zu erhöhen, ist richtig; Geld allein reicht aber nicht. Unsere Vereine sollten in der aktuellen Situation einfacher spielen, proben, üben, sich treffen, ihren Nachwuchs begeistern und, ja, auch feiern können. Die Krisenmanager sollten darüber nachdenken: Wie kann in den kommenden Monaten auf lokaler Ebene Brauchtum gelebt und Vereinsleben weiter erleichtert werden? Gerade oder ausschließlich für kleine Vereine die Auflagen lockern? Warum nicht, wenn es die Zahlen zulassen?