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Unbekannte zerstören Biberdämme an der Steppach


Autor: Petra Malbrich

Steinbach, Dienstag, 24. November 2015

Unbekannte haben bei den Fischweihern zwischen Brand und Steinbach mehrere Biberdämme in der Steppach mutwillig zerstört. Vermutlich fühlten sich Anlieger durch die Biberfamilie gestört. Die Polizeiinspektion Erlangen Land ist für Hinweise dankbar.
Biberberater Willfried Schwarz und Polizeihauptmeister Christoph Reh begutachten das sinnlose Werk eines Unbekannten, der Reisig aus dem Biberdamm herausgerissen hat.  Fotos: Petra Malbrich


Den Tätern drohen eine Geldstrafe oder Freiheitsentzug bis zu drei Jahren.

Willfried Schwarz erhielt kürzlich von der Gemeinde Eckental Bilder von zerstörten Biberdämmen, aus denen Reisig gerissen worden war. "Wer macht so etwas?", fragte sich nicht nur der Biberbeauftragte der Naturschutzbehörde östlicher Landkreis Höchstadt und südlicher Landkreis Forchheim. Denn die Stelle, an der die Nager, ein älteres Biberpaar und drei Jungtiere, ihre Burg und Dämme gebaut hatten, ist ein Biotop. Weiden und Pappeln wachsen dort entlang der Steppach. Das Gras ist bereits verwelkt, aber noch wadenhoch.


Ideales Areal


"Von der Topografie und dem Areal ist es für den Biber ideal", klärt Schwarz auf. Die Äste und Zweige der Bäume nutzt das Tier für seinen Bau und die Dämme und ernährt sich auch davon.
Nun sind diese Dämme mutwillig zerstört worden, denn eine Zerstörung aus Unwissenheit schließt der Experte kategorisch aus.

Auch Polizeihauptmeister Christoph Reh aus Uttenreuth sagt: "Man sieht, dass das Reisig herausgerissen wurde." An anderer Stelle bestand der Damm wohl aus den Schilfhalmen, Ästchen und Reisigteilchen, die in der Steppach weiter hinunter geschwemmt wurden und sich dort aufstauten. "So unordentlich baut ein Biber nicht", ist sich Schwarz sicher.

Dass die Zweige durch die Regenfälle mitgerissen wurden, schließt er auch aus. "Ein Biber baut sehr fest. Da muss viel Wasser kommen", sagt Schwarz. Einen der zerstörten Dämme haben die Biber bereits repariert. Auch das ist typisch für das Tier. Vor 20 Jahren startete man Einbürgerungsmaßnahmen.

"Es gibt Areale, wo der Biber seine Berechtigung hat", betont Schwarz. Eines davon ist bei den Fischweihern an der Steppach. Eine frische Reifenspur ist in dem Matsch zu sehen. Um ein offiziell ausgewiesenes Schutzgebiet handelt es sich nicht. Aber nach dem Bayerischen Naturschutz gilt ein Biotop automatisch als geschützt.


Der beste Hochwasserschutz


Mitarbeiter des Wasserwirtschaftsamts waren auf die zerstörten Dämme gestoßen. Eigentlich wollten sie an Kanaldeckeln Wassermessungen durchführen. Der Kanal war trocken. Der beste Hochwasserschutz sind Biberdämme, und so wussten die Beamten, dass Biber am Werke waren. "Je mehr Dämme, desto besser ist der Hochwasserschutz", erklärt Schwarz. Das Tal in der Gegend ist breit. Wenn das Wasser herunterkommt, fließt es durch die Dämme langsamer.

60 Zentimeter Wassertiefe braucht der Biber zum Schwimmen. Je mehr Gefälle im Bach ist, desto mehr Dämme baut er, um diese Tiefe zu erhalten. Auch der Eingang der Biberburg muss unter Wasser stehen, sonst "zieht es hinein", sagt Schwarz. Um diese Schäden zu beheben, hat die Biberfamilie bereits mit den Reparaturarbeiten begonnen. "Der Biber ist ein Landschaftsgestalter", informiert Schwarz. Wo er sei, entstehe eine große Artenvielfalt. Libellen oder der Eisvogel seien dort zu sehen. Durch die Bäume im Wasser hätten auch Fische bessere Laichmöglichkeiten.


Keine Gefahr für Landwirte

Dass Landwirte Ärger durch Biberschäden haben, kann laut Schwarz ausgeschlossen werden, da in der Gegend noch nie bäuerliche Flächen bewirtschaftet wurden. Zudem gibt es einen Fonds in Höhe von 480 000 Euro, aus dem Entschädigungen bezahlt und Präventivmaßnahmen wie das Auslegen von Baustahlmatten bezahlt werden.


Freiheitsstrafe droht


Trotzdem muss sich jemand von der Biberfamilie belästigt gefühlt haben, anders kann die Zerstörung nicht begründet werden. Da der Biber aber ein streng und besonders geschütztes Tier ist, handelt es sich bei dieser Tat nicht um eine Ordnungswidrigkeit, sondern um eine Straftat, für die sogar ein Freiheitsentzug droht.
Der Fall wird jedenfalls der Staatsanwaltschaft in Nürnberg vorgelegt. Die Polizeiinspektion Erlangen Land bittet um Hinweise unter der Telefonnummer 09131/760514.