Umweltaktivist: Biogasanlage Eggolsheim verschmutzt Sittenbach
Autor: Ekkehard Roepert
Eggolsheim, Freitag, 22. November 2013
Der Umweltaktivist Heinz Marquart aus Eggolsheim hat das Abwasser neben der Biogasanlage untersuchen lassen - und erhebt Vorwürfe gegen die Betreiber.
Für Heinz Marquart ist die Bioerdgas-Anlage ein Ärgernis. Nicht nur, weil hier jährlich "Nahrungsmittel für etwa 50.000 Menschen" missbraucht würden, um Erdgas zu produzieren; sondern weil die Anlage offenbar auch das nahe Natur- und Vogelschutzgebiet in der Büg gefährde, meint der Eggolsheimer Umweltaktivist.
Bürger aus Eggolsheim hatten ihn auf die Trübungen im Sittenbach hingewiesen. Daraufhin war Marquart am 2. November erstmals in den Schacht gestiegen, der zwischen der Erdgas-Anlage und dem Bach liegt. Er nahm Wasserproben und ließ sie vom Analytik Institut Rietzler in Nürnberg untersuchen.
Aufgrund der Analyse erhebt er folgende Vorwürfe: Die Bioerdgas Eggolsheim GmbH (mit Sitz in Nürnberg) verstoße gegen die immissionsrechtlichen Auflagen; Auffangbehälter dürften keinen Ablauf ins Freie besitzen, Silage-Sickersäfte dürften nicht ins Grundwasser gelangen. Weil das analysierte Wasser aus dem Schacht "die Anforderungswerte für kommunale Kläranlagen erheblich" überschreite, geht Heinz Marquart davon aus, dass die Erdgas GmbH sich durch die "Einleitung von Abwasser strafbar gemacht hat".
Befürchtung: Naturschutzgebiet Büg wird zum "Klärteich"
Weil er befürchtet, dass das Naturschutzgebiet Büg in einen "Klärteich" verwandelt wird, hat Marquart die Gemeinde, das Landratsamt, und die Betreiberfirma aufgefordert, die Ursachen für das Dreckwasser zu klären.
Die Reaktionen: Landratsamt und Wasserwirtschaftsamt schickten am Donnerstag Experten nach Eggolsheim. Sie nahmen Wasserproben und gaben bekannt, dass es zumindest an diesem Tag "keine auffällige Verunreinigung" gegeben habe. Das bedeute nicht, sagt Kathrin Schürr, Pressesprecherin am Landratsamt, dass die Untersuchung nun abgeschlossen sei. "Weitere Proben werden genommen". Ein unabhängiges Büro werde auf diesem Weg klären, ob "in der Vergangenheit Schmutzwasser in den Sittenbach eingeleitet worden ist", sagt Kathrin Schürr.
Auch die Firma Bioerdgas Eggolsheim GmbH hat "erste Proben gezogen". Wie Pressesprecherin Heidi Willer sagte, gebe "noch keine Hinweise auf eine Verschmutzung des Sittenbachs durch die Biogasanlage". Doch "aussagekräftigere Werte" seien erst nächste Woche zu erwarten. In jedem Fall werde Bioerdgas Eggolsheim als Betreiber der Anlage "sämtliche Prozesse in der Anlage überprüfen". Heidi Willer betonte, dass die Wasserkreisläufe aus Sickersäften, Wasser aus Sanitärbereichen und Regenwasser "streng getrennt und jeweils geschlossen sind". Daher sei davon auszugehen, "dass keine Abwässer aus den anderen Kreisläufen (Prozesswasser, Fäkalwasser) in das Regenrückhaltebecken oder in den Sittenbach gelangen".
Die Firmensprecherin merkte zwar kritisch an, dass sich Heinz Marquart "unangemeldet und unbefugt Zutritt zu dem Schachtbauwerk der Ablaufleitung verschafft" habe; und dass "nicht auszuschließen" sei, dass seine Messungen nicht sachgemäß durchgeführt wurden". Dennoch, so Heidi Willer, sei der Anlagen-Betreiber Marquart "dankbar für sein Engagement und seine Hinweise". Die Firma habe "selber großes Interesse daran, mögliche Mängel zu erkennen und zu beheben." Die Bioerdgas Eggolsheim werde "auf Herrn Marquart persönlich zugehen und ihm anbieten, bei den Untersuchungen mitzuwirken".
Folgen des Düngens?
Ein Bürger aus Bammersdorf, stellte am Freitag eine eigene Hypothese auf. Er habe beobachtet, dass Landwirte in den letzten Wochen "intensiv gedüngt haben". Möglicherweise sei das Wasser schlicht durch Dünger verunreinigt. Und auch die Stadtwerke Forchheim haben sich zu Wort gemeldet. Sie sind über die Regnitzstromverwertung (RSV) an der Biogasanlage in Eggolsheim beteiligt. Wie Christian Sponsel (Leiter der Abteilung Service, Anlagen, Netze) sagt, hätten die Stadtwerke in der Vergangenheit wiederholt selbst Messungen in Eggolsheim durchgeführt: "Dabei haben wir nichts Auffälliges bemerkt." Zwar würden die Stadtwerke den Hinweisen Marquarts nachgehen, sagte Christian Sponsel; aber er warnte vor voreiligen Schlüssen: Bei dem Wasser, das Marquart aus dem Schacht entnommene habe, "kann es sich ausschließlich um Regenwasser handeln, das vom Betriebshof in den Sittenbach geführt wird". Sponsel betonte: Das hat nichts mit Sickerwasser zu tun." Der Stadtwerke-Mitarbeiter hat eine ganz andere Vermutung: "Während der Leitungsverlegung beim Bau der Biogasanlage ist der Rand einer ehemaligen Mülldeponie von Eggolsheim angekratzt worden."
Können die von Marquart gemessenen Wasserwerte mit Abfällen der Ex-Deponie zusammenhängen? Auch dieser Frage müsse nachgegangen werden, sagt Sponsel.