Umstrittener Abbau am Kleinsendelbacher Baggersee
Autor: Petra Malbrich
Kleinsendelbach, Mittwoch, 17. August 2016
Am kleinen See in Kleinsendelbach baut eine Firma derzeit wieder Sand ab.
Schon einmal wurde am Baggersee in Kleinsendelbach Sand abgebaut. Das begann in den 70er und ging bis in die 90er Jahre hinein. Dann ging die dort engagierte Firma pleite. Die vorgesehenen Renaturierungsmaßnahmen aber wurden nie umgesetzt.
Stattdessen kamen unzählige Bade- und Partygäste an den Baggersee. Die Müllberge wuchsen und nahmen zusätzlich zum Lärm und den Menschenmengen weiteren Tierarten ihren Lebensraum.
Großflächig befahren
Nun wird wieder gebaggert. Bewertet wird dies als Wiederaufnahme und somit die alte Genehmigung herangezogen. Eine Neuaufnahme hätte nach den neuen EU-Richtlinien dagegen eine artenschutzrechtliche Prüfung erfordert."Mittlerweile sind die Flächen großflächig befahren. Falls Arten da waren, sind sie vertrieben worden", klagt Bernhard Birnfeld.
Er ist Vorsitzender des Bunds Naturschutz (BN), Ortsgruppe Neunkirchen am Brand. Unter anderem an die Uferschwalbe denkt er in diesem Zusammenhang. Diese gebe es nun am Baggersee nicht mehr.
Was BN, Polizei und Gemeinde damals nicht geschafft hatten - die Menschen vom Baggersse fernzuhalten - , erreicht die Firma Sand Hammerand mit der eigenen Security. Aber nun wird dort wieder gebaggert und das Gebiet ist wieder Arbeitsgebiet - nach den alten Richtlinien. Rechtlich sei das kaum anzufechten, glaubt die Neunkirchner BN-Gruppe. Das Landratsamt hat für die Einstufung als Wiederaufnahme eine einfache Erklärung: Es liegt ein wirksamer Planfeststellungsbeschluss vor. "Der gilt nach wie vor, deshalb wurde nur ein anderer Träger eingetragen", erklärt Holger Strehl das besondere Genehmigungsverfahren beim Sandabbau. "Auch die seinerzeit getroffenen Regelungen sind nach wie vor wirksam", erläutert Strehl.
Die Naturschutzbehörde sei vor Ort gewesen und hätte Hinweise hinsichtlich der vorhandenen Arten gegeben. Diese Arten kennt auch Birnfeld. Die Umsiedlung der Kröten, die im Frühjahr stattfand, ist eine Folge der neu aufgenommen Arbeiten. Deshalb haben die Naturschützer in der Nähe Teiche gegraben. Und wo die Heidelerche brütet, soll während der Brutzeit nicht gebaggert werden. Ob das auch weiterhin funktionieren wird, dahinter lässt der BN ein dickes Fragezeichen stehen. Die Ortsgruppe befürchtet, dass nur abgebaut wird, wie es damals bei der Firma Schultheiß Ziegeleifabrik aus Uttenreuth gelaufen sei.
Auf später vertröstet
Welche Auflagen der neue Betreiber des Abbaus erfüllen muss, wissen die Naturschützer nicht. "Nur Schweigen.
Das wurde mit den Besitzern abgesprochen und gehe die Bevölkerung nichts an", zitiert Birnfeld die Antworten der Behörden. Zuständig ist in diesem Fall das Bergamt der Regierung von Oberfranken und als beauftragte Behörde das Landratsamt. Zwar haben die Naturschützer Akten einsehen dürfen, Betriebspläne aber waren nicht darunter. Als sie wissen wollten, wann eine Renaturierung anstehe, ernteten die Naturschützer nur lautes Schweigen. "Wir sind bis nach der Sommerpause vertröstet worden", sagt Birnfeld.
Dabei liegt den Neunkirchnern viel daran, dass dem Sandabbau am Baggersee tatsächlich eine Renaturierung folgt. Vorgesehen waren laut ihren Angaben bereits vor 20 Jahren Maßnahmen wie eine Flachwasserzone oder Steiluferhänge für die Uferschwalben. Auch die Ansiedlung von Arten wie Kröten oder Vögeln, die dort bevorzugt gelebt haben, sollten umgesetzt werden.
Nur wann, das ist die Frage. "Der Renaturierungsplan im Planfeststellungsbeschluss muss eingehalten und umgesetzt werden, wenn der Abbau beendet ist", heißt es aus dem Landratsamts. Das betreffe auch das Grundwasser. Denn wie Bernhard Birnfeld weiß, wird im Grundwasserbereich gebaggert. Dieser dürfe aber nicht geschädigt werden. Auch in dieser Frage wurden die Naturschützer bis nach der Sommerpause vertröstet.
Keine Absenkung erlaubt
Dass das Grundwasser nicht abgesenkt werden darf, weiß das Landratsamt sehr wohl. "Wir haben Grundwassermessstellen dort und auch Mitarbeiter vom Wasserwirtschaftsamt und vom Landratsamt sind vor Ort, um das zu überprüfen", sagt Strehl. Jeder, der Interesse habe, könne die Unterlagen bei der Wasserrechtsbehörde einsehen. Und sollte der theoretische Fall eines Konkurses doch eintreten, würde das Gebiet brachliegen und deshalb von selbst eine gewisse Renaturierung stattfinden. Wenn dann nicht wieder die Badegäste kommen.