Druckartikel: Über Tüchersfeld türmen sich Felsen

Über Tüchersfeld türmen sich Felsen


Autor: Reinhard Löwisch

Tüchersfeld, Sonntag, 22. Februar 2015

Tüchersfeld zählt seit dem frühen 19. Jahrhundert zu den beliebtesten Reisezielen der Fränkischen Schweiz. Die ersten Gästen nahmen allerdings noch an manchen Gewohnheiten der Tüchersfelder Anstoß.
So sah es in Tüchersfeld um das Jahr 1955 herum aus. Repros: Löwisch


"Seine Lage ist höchst romantisch und in dieser Hinsicht allen anderen Orten um Muggendorf vorzuziehen. Die Hälfte des Ortes ist zwischen den höchsten Felsen hineingebaut; auf zweyen derselben standen im 15. Jahrhundert ansehnliche Schlösser, von welchen aber nur noch wenige Spuren sichtbar sind. Herrliche Ansichten findet hier der Landschaftsmaler".

Diese Beschreibung von Tüchersfeld hat 1829 Joseph Heller verfasst. Sie war der Auslöser für einen wahren Besucheransturm, den Tüchersfeld anschließend erlebte. Noch bis in die 1970er- Jahre gehörte das Tüchersfelder Ortsbild mit den hohen Felsentürmen zu den beliebtesten und deshalb auch am häufigsten fotografierten und gemalten Ansichten der Fränkischen Schweiz.

Über seinen Heimatort schreibt der Tüchersfelder Heimatvereinsvorsitzender Erwin Sebald: "Im Jahre 1243 wurde Tüchersfeld erstmals urkundlich erwähnt. 1262 wurden 2 Burgen urkundlich belegt: Burg Obertüchersfeld und Burg Untertüchersfeld, 1525 brannten beide Burgen ab. Die untere Burg wurde wieder aufgebaut, aber ihr endgültiges Aus kam im 30-jährigen Krieg." Von etwa 1750 bis 1870 wohnten Juden in den Nebengebäuden der unteren Burg, die deshalb auch im Volksmund "Judenhof" genannt wurden. Tüchersfeld hatte etwa 250 Einwohner und war zu 95 Prozent katholisch. Seit 1953 hat Tüchersfeld eine eigene Kirche.

Alle aus einer einzigen Schüssel

Die Kuratie, die heute zur Mutterkirche Gößweinstein gehört, wird von den Franziskanern aus Gößweinstein betreut. Tüchersfeld war früher schon ein sehr bekannter Ort. 1835 besuchte Fürst Pückler von Muskau den Ort und wollte hier frühstücken nachdem er von Gößweinstein kommend eine Messe dort besucht hatte.

Sein Eindruck damals von einem denkwürdigen Frühstück war folgender: "In einer dieser Hütten nahm ich in Gesellschaft von einer Million Fliegen mein Frühstück ein. Es ward im ganzen Dorf zusammen gesucht: Vom Gemeindehirten erlangte man die Butter, aus der Mühle lieferte man den Rahm, den Zucker verkaufte mir ein hausierender Jude und den Thee hatte ich selbst dabei. Frische Eier, kochendes Wasser, Brot und Salz producierte die Wirthin."

Gleichzeitig habe die Bauersfamilie am Nachbartisch ihr Frühstück eingenommen: "Alle aus derselben Schüssel, eine schreckliche Mode", bemerkte ein wenig indigniert der Fürst.

1859 besuchte Viktor von Scheffel Tüchersfeld und 1865 Graf Otto von Bismarck, der spätere Reichskanzler. Er trug sich unerkannt in das Gästebuch der "Seilerwirtin" ein. Richard Wagner aus Bayreuth, der mit Frau Cosima und den Kinder öfters durch die Fränkische kam, fuhr mit einer Pferdekutsche den Berg hinauf nach Gößweinstein. 1953 stand Tüchersfeld wieder im Mittelpunkt der Fränkischen Schweiz. Damals wurde der Heimatfilm "Die schöne Müllerin" gedreht. Die Hauptdarsteller waren Paul Hörbiger, Herta Feiler und Waltraut Haas. 1993 feierte die Ortschaft die 750. Geburtstag, verbunden mit dem 14. Heimattag der Fränkischen Schweiz.

Eine große Attraktion

Schon in den 1950-Jahren stellte man sich in Tüchersfeld auf den Fremdenverkehr ein und gründetet einen Zimmer- und Vermieterverein. Die Hauptattraktion des Dorfes ist neben der romantischen Ortsansicht das Fränkische- Schweiz-Museum.

Nach einer Generalsanierung der als Wohnraum genutzten Gebäude hat der Landkreis Bayreuth als hauptsächlicher Träger das Fränkische-Schweiz-Museum 1985 unter Landrat Dr. Klaus-Günter Dietel (1978-2008) eröffnet. Es ist ein regionales Museum, das auf rund 800 Quadratmetern Ausstellungsfläche einen umfassenden Überblick über die kulturelle Entwicklung der Fränkischen Schweiz gibt.