U-Bahn-Idee stößt Debatte über Forchheimer Nahverkehr an
Autor: Verena Pohl
Forchheim, Mittwoch, 02. April 2014
Eine U-Bahn wird es in Forchheim vorerst nicht geben. Dennoch haben die Stadtratsfraktionen Ideen, wie man den ÖPNV in der Stadt verbessern könnte.
Nein, OB Franz Stumpf (CSU/WUO) wird sich nicht mit zwei U-Bahnlinien in Forchheim ein Denkmal setzen. April, April! Aber welche Ziele haben sich die Stadtratsfraktionen wirklich in Sachen öffentlicher Nahverkehr (ÖPNV) gesetzt? Wir haben bei den Fraktionsvorsitzenden nachgefragt.
"Eigentlich hat Forchheim ja kaum Einfluss auf den öffentlichen Stadtverkehr", betont Reinhold Otzelberger von der SPD, "der Busverkehr ist in den des Landkreises integriert. Die Stadt kann da nur Anregungen geben, aber die Entscheidungen werden letztlich im Landratsamt getroffen." Dennoch sieht der SPD-Fraktionsvorsitzende erhebliche Verbesserungen, die in den vergangenen drei bis vier Jahren auf den Weg gebracht worden sind. "Dadurch, dass die Buslinien gebündelt und qualitativ definiert ausgeschrieben worden, konnten wir eine bessere Taktung der Abfahrtszeiten erreichen", sagt Otzelberger.
Haltestellen überdachen
Verbesserungsbedarf sieht der SPDler vor allem noch bei der Gestaltung der Haltestellen im Stadtgebiet: "Nicht alle, aber zumindest die Haltestellen an wichtigen Punkten im Stadtgebiet sollten überdacht sein."
Grundsätzlich kritisiert Otzelberger, dass der Verkehrsverbund Großraum Nürnberg (VGN) weder der Stadt noch dem Landkreis genaue Zahlen zur Auslastung der Busse vorlege. "Wo die Linien gut genutzt werden, können wir uns gut einen weiteren Ausbau vorstellen", erklärt Otzelberger. Grundsätzlich hält er aber das ÖPNV-Angebot in Forchheim für durchaus attraktiv. Und den S-Bahn Halt Forchheim-Nord, den fordern ja alle Fraktionen gemeinsam.
Annette Prechtel von den Grünen (FGL) plädiert dafür, den Takt der Busse auf 20 Minuten zu verkürzen. "Dabei ist es wichtig, dass kein Stottertakt entsteht, die Leute sollen sich die Abfahrtszeiten gut merken können", betont die Fraktionsvorsitzende. Das bedeutet, die Busse würden etwa immer zur Minute fünf, 25 und 45 fahren.
Reuth schlecht angeschlossen
Allerdings kritisiert die Grünen-Stadträtin auch, dass etwa Wohngebiete im Osten der Stadt bisher nur schlecht bis gar nicht an das Busnetz angeschlossen seien. "Für das Hanggebiet in Reuth ist der Stadtverkehr überhaupt nicht attraktiv. Es fährt zwar eine Linie entlang der Bayreuther Straße, aber die Haltestellen sind für viele Bürger einfach viel zu weit weg, als dass das Angebot interessant sein könnte. Da müssen wir bei der Linienführung nachbessern."
Prechtel weist auch darauf hin, dass die Stadt ihre Verantwortung in Sachen ÖPNV annehmen müsse und nicht alles auf den Landkreis schieben dürfe: "Forchheim muss da auch klar sagen, was gewünscht ist, wir stehen den Bürgern gegenüber in der Verantwortung. Und natürlich muss die Stadt dann auch für entsprechende Wünsche bezahlen - schließlich bleiben uns dadurch Stau in der Innenstadt, unnötiger Lärm und Verkehrsaufkommen erspart."
Weiterhin wünschen sich die Grünen bessere Möglichkeiten zum Umsteigen von den Bussen auf die Bahn, denn bisher sind die Abfahrtszeiten nicht auf den Fahrplan der Bahn abgestimmt. Auch Barrierefreiheit ist hier ein Thema - vom entsprechenden Ausbau des Kersbacher Bahnhofs bis hin zu den im Stadtgebiet eingesetzten Bussen. Denn da habe es schon viele Beschwerden gegeben, berichtet Prechtel. "Wer hinten einsteigt, muss zum Beispiel während der Fahrt bis nach vorne durchgehen, um seine Karte abzustempeln. Das ist ein Balanceakt, den nicht jeder Fahrgast ohne Weiteres schafft."
Busse nicht barrierefrei
Hier stimmt Manfred Hümmer seiner Stadtratskollegin zu. "Die Busse, die derzeit in Forchheim eingesetzt werden, haben teilweise Stufen, und die Durchgänge sind sehr eng", erklärt der Fraktionsvorsitzende der Freien Wähler. "Wenn der ÖPNV nicht barrierefrei ist, schließt das genau die Klientel von der Nutzung aus, die am meisten auf öffentlichen Nahverkehr angewiesen ist", kritisiert Hümmer. Deswegen müsse sich die Stadt mittelfristig von diesen Fahrzeugen trennen und auf barrierefreie Busse umrüsten.
Als unbefriedigend betrachtet Hümmer außerdem die Situation der Schulbusse. "Die sind oft überfüllt, Kinder müssen teilweise zurückgelassen werden. Der Schulbusverkehr muss aber verlässlich funktionieren."
Mit der Taktung der Stadtbusse ist er im Wesentlichen zufrieden. Am späten Abend und am Wochenende sieht Hümmer aber noch Verbesserungspotenzial: "Junge Leute haben derzeit nur wenig Möglichkeiten, nachts mit öffentlichen Verkehrsmitteln nach Hause zu kommen. Vielleicht ließe sich ja da das VGN-Nightliner-Konzept auf Forchheim erweitern."
Für das Gewerbegebiet im Süden könnte sich Hümmer einen Pendelbus vorstellen, der zur Mittagszeit vom Siemens-Gelände in die Innenstadt und zurück fährt. "Ich denke, das wäre eine gute Möglichkeit für die Angestellten, mittags ein paar Besorgungen zu machen. Gleichzeitig würden Geschäfte und Lokale in der Innenstadt mehr Umsatz machen."
Keine "Geisterbusse"
Udo Schönfelder plädiert dafür, dass "der Stadtverkehr im Rahmen der finanziellen Möglichkeiten sinnvoll gestaltet wird." Soll heißen: Die CSU wünscht sich ein "bedarfsorientiertes Angebot, ohne Geisterbusse." Der Fraktionsvorsitzende erklärt, man strebe keine finanziellen Kürzungen beim Stadtverkehr an, er dürfe aber auch nicht zu teuer werden. "Schließlich ist der ÖPNV Sache des Landkreises, Forchheim zahlt hier schon mehr, als nötig wäre", erklärt der CSU-Stadtrat.
Um den Busfahrplan zu optimieren, müssten alle Bürger befragt werden, damit das Angebot bestmöglich auf die Nachfrage abgestimmt werden könne. Dadurch könnten schlecht frequentierte Linien eingestellt und dafür neue eingerichtet werden. U-Bahn-Linien dürften das aber wohl nicht sein.
Reaktionen im Netz auf die U-Bahn-Planung
inFranken.de-Kommentare:
RWaurich: Vom U-Bahnhof Sportinsel kann man die U1 ja bis nach Hausen/Heroldsbach verlängern, unter Benutzung der alten Bahntrasse. Ein Verschwenk der U2 über den Globus ist angesichts des immensen Verkehrsaufkommen ebenfalls anzuraten.
boogieman: Wenn die Finanzierung kein Problem ist, kann man Gosberg auch gleich mit anschließen: In Gosberg wohnen nämlich etliche Siemensianer, und die Umgehung könnte wegen des gefallenen Verkehrsaufkommens entfallen
Facebook-Kommentare:
Frank Heidenreich: Ne Hochbahn wie in Wuppertal wäre doch viel besser...
/>Georg Riedel: Bitte die Haltestelle Berlin-Airport nicht vergessen!
Klaus Wagner: Oder besser des Bächla noch überdach...
Marcus Büttner: Stimmt, und das Eingangstor zur Fränkischen kommt aufs Walberla.
Rina Schmidt: Und in Dobenreuth für den Flugplatz plant er auch gleich neue Flugpläne... Ab Sommer kann man von Dobenreuth direkt nach LA , NY, Neuseeland etc. fliegen!
Leserbrief an die Redaktion:
Robert Metzner: Es ist sicher ein Vorteil, wenn die Stadtbusse nicht mehr den Verkehr behindern und durch die Straßen rumpeln. Allerdings müsste abgeklärt werden, dass die durch Stadtrat Noffke angedachte Tunnellösung für die Bahn nicht mit U-Bahn kollidiert! vp