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Tunnel für Ebermannstadt kostet 90 Millionen Euro


Autor: Josef Hofbauer

Ebermannstadt, Dienstag, 30. Sept. 2014

Da waren die Ebermannstadter Stadträte platt: Die Planung für eine Ortsumgehung von Ebermannstadt sieht eine Trasse durch den Feuerstein, eine Brücke über das Eschlipper Tal und einen weiteren Tunnel durch den Schottenberg vor. Geplant ist eine Röhre mit einem Durchmesser von 9,50 Metern. Gesamtkosten: 90 Millionen Euro.
Planung für die Ortsumgehung Ebermannstadt Grafik: Franziska Schäfer/FT, Quelle: Staatliches Bauamt Bamberg


Diese Planung für eine Umgehung von Ebermannstadt, sagt Uwe Zeuschel, stellvertretender Leiter des Straßenbauamtes Bamberg, werde dem Bundesverkehrsministerium zur Bewertung vorgelegt. Nur wenn das Projekt in den "vordringlichen Bedarf" aufgenommen werde, könne die Detailplanung vorangetrieben werden.

Die Voraussetzungen für die Planung einer Ortsumgehung von Ebermannstadt seien gegeben. Die Verkehrsbelastung von Ebermannstadt liege zwischen 8900 und 10 700 Fahrzeugen pro Tag. 60 Prozent dieses Verkehrs könne durch die Umgehung abgefangen werden. "Es ist eine ganz normale Umgehung ohne Auswirkung auf umliegende Ortschaften", bekräftigt Zeuschel.


Bis zum Eschlipper Tal


Die Planung sieht nördlich der Stadt einen 2,08 Kilometer langen Tunnel von Rüssenbach bis zum Eschlipper Tal und einen weiteren 875 langen bis Gasseldorf vor. Geplant ist eine Röhre mit einem Durchmesser von 9,50 Metern. Die beiden Fahrbahnen sind jeweils 3,25 Meter breit. Dazwischen ist ein 50 Zentimeter breiter Streifen mit einer Doppellinie. "Damit jeder mitbekommt, dass man da nicht überholen darf, auch wenn er seine Brille nicht aufhat", kommentiert Zeuschel. Eine Brücke übers Eschlipper Tal wäre 200 Meter lang.

Der Vizechef des Straßenbauamtes Bamberg erachtet frühere Planungsvarianten mit einer Talquerung und einer Trassenführung südlich der Stadt - oberhalb des Debert - für überholt und nicht zumutbar. Der Eingriff in die Natur sei viel zu groß. Deshalb präsentierte er als umweltverträglichere Variante die Tunnel-Lösung, die allerdings auch merklich teurer sei. Zeuschel nannte Kosten von rund 90 Millionen Euro.

"Ob die Umgehung wirklich kommt, das hängt von Ihnen ab", erklärt der Vertreter des Straßenbauamtes. "Wenn die Stadt diese Ortsumgehung will, muss sie zeitnah einen entsprechenden Stadtratsbeschluss herbeiführen und sich auf Kreis-, Landes- und Bundesebene politische Verbündete suchen", sagt Zeuschel. Nur wenn der Stadtrat wirklich dahinterstehe und es gelinge, dass die Politiker für dieses Projekt kämpfen, habe die Planung eine Chance auf Realisierung. Aber selbst wenn die insgesamt 4,5 Kilometer lange Umgehung in den vordringlichen Bedarf aufgenommen werde, bedeute das nicht, dass gleich gebaut werden könne. Realistisch sei allenfalls ein Baubeginn ab 2025.


Befürchtungen


Die Befürchtungen von Heinrich Kattenbeck, dem Vorsitzenden der Bürgerinitiative gegen eine Umgehung durch das Wiesenttal, wonach eine Umfahrung noch mehr Verkehr anziehen werde, teilte Zeuschel nicht. "Dafür ist die B 470 nicht ausgelegt", stellt er klar, "Bundesstraßen dienen dem weiträumigen Verkehr, der sicher, leistungsfähig und qualitativ zufriedenstellend abgewickelt werden muss." In diesem Falle gehe es um die Verbindung der Mittelzentren Ebermannstadt und Pegnitz.

Die Ortsumgehung nehme den Durchgangsverkehr, insbesondere den Schwerlastverkehr, aus der Ortsdurchfahrt heraus. Dadurch könnten Sicherheitsdefizite beseitigt werden. Und die Abstufung der verbleibenden Ortsdurchfahrt ermögliche eine Aufwertung durch städtebauliche Maßnahmen, lieferte Zeuschel Argumente für eine Umgehung.

Bürgermeisterin Christiane Meyer (NLE) zeigt sich von der neuen Planung "überrascht und verwundert". "Wir waren im Vorfeld überhaupt nicht eingebunden. Immerhin handelt es sich um das größte Projekt in der Geschichte der Stadt", meint Meyer. Ein Stück weit fühle sie sich sogar überfahren von der vorgestellten Lösung. Vor allem der Zeitdruck, der aufgebaut werde, sei nicht nachvollziehbar. "Je länger ich über den Vortrag nachdenke, desto mehr Fragen tauchen auf", gesteht die Bürgermeisterin. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt könne ein Stadtrat nur eine Entscheidung aus dem Bauch heraus treffen.

"Ehrlich gesagt, ich habe mir noch keine Meinung gebildet", gesteht Christiane Meyer. Übers Knie brechen will sie nichts. Der Stadtrat lasse sich nicht zu einer Ad-hoc-Entscheidung drängen. Vielmehr müssten solche grundsätzlichen Beschlüsse gründlich hinterfragt werden: "Das lassen wir uns nicht nehmen."

Deshalb steht das Thema Umgehung von Ebermannstadt in der Rats-Klausur im November ganz oben auf der Tagesordnung. "Ganz abgesehen davon", kritisiert Bürgermeisterin Meyer, "dass wir zu den drängenden Verkehrsproblemen von Ebermannstadt bei dieser Vorstellung keinen einzigen Satz gehört haben. "