Tourismus ist in Forchheim auf dem Vormarsch: Gute Zahlen präsentiert
Autor: Ekkehard Roepert
Forchheim, Sonntag, 11. Oktober 2020
Nico Cieslar, Chef der Forchheimer Touristinfo, will zeigen, dass seine Branche selbst durch Corona nicht aufzuhalten ist.
Wenn Nico Cieslar über den Tourismus in Forchheim spricht, dann kommt das Wort "Destination" sehr häufig vor. Seit der Leiter der Tourist-Information vor drei Jahren das erste Tourismus-Konzept der Stadt vorgelegt hat, ist die "Destination Forchheim" gefragter denn je.
Natürlich ist ein coronabedingter Rückschlag nicht ausgeblieben. Aber als Nico Cieslar jetzt im Kulturausschuss auf das Tourismusjahr 2020 zurückblickte, sprühte er geradezu vor Ideen. Und erweckte den Eindruck, Corona könnte langfristig sogar ein touristischer Gewinn für die Stadt Forchheim werden. Etwa deshalb, weil Nico Cieslar die Zeit nutzte, um Urlaubskampagnen ("Auszeit in Forchheim" und "Forchheim für junge Leute") zu entwickeln; oder um Themenvideos zur Forchheimer Hotellerie, Gastronomie und zu den städtischen Sehenswürdigkeiten produzieren zu lassen. Alleine in der Zeit zwischen Mai und August wurden mit den Videos via Social-Media-Kanäle und Forchheimer Homepage mehr als 200 000 Personen erreicht.
330 000 Tagestouristen
Tourismus sei eine Querschnittsbranche. Ob Gastgewerbe, Einzelhandel, Dienstleister oder Regionalproduzenten - "es gibt kaum einen Wirtschaftsbereich, der nicht vom Tourismus profitiert", betont Cieslar.
330 000 Tagestouristen hatte Forchheim im Jahr 2019. Dabei wurden 50 004 Gästeübernachtungen in Hotels gezählt und 2812 Übernachtungen auf dem Wohnmobilstellplatz; der war gerade in Corona-Zeiten ausgebucht und sollte unbedingt erweitert werden, fordert der Leiter der Tourist-Informationen.
Insgesamt hat die Stadt im vergangenen Jahr über 16 Millionen Euro Umsatz mit dem Tourismus erzielt. Ab März brach die Zahl der Übernachtungen wegen des Lockdowns ein, erinnert Cieslar. Doch die Prognosen seien gut. Bereits im Juli sei schon wieder ein Aufschwung zu spüren gewesen.
Nico Cieslar hinterließ im Kulturausschuss keine Zweifel: Forchheim habe noch jede Menge Potenzial, in dieser Querschnittsbranche zu wachsen.
Und dies, obwohl bereits beeindruckende Zuwächse zu verzeichnen sind: 2019 wurden in den Forchheimer Hotels so viele Übernachtungen gezählt wie nie zuvor. In ganz Franken war Forchheim die Stadt mit den meisten prozentualen Zuwachsraten.
"Ich bin platt, was da für Sachen um die Ecke kommen", lobte CSU-Stadtrat Frank Streit mit Anspielung auf die emsige Vernetzungs- und Werbe-Arbeit der Forchheimer Touristinformation. Beeindruckt von der Effizienz war zwar auch Johannes Mohr; doch dem Grünen Stadtrat schien auch etwas mulmig zu werden angesichts der nach Forchheim strömenden Touristen: "Wo ist die Obergrenze?" Tourismus könne auch zu einer Belastung für eine Stadt werden, gab Mohr zu bedenken.
"Davon sind wir Welten entfernt", meinte Nico Cieslar. Im Gegenteil, es müsse noch viel nachgeholt werden: "Wir brauchen mehr Stellplätze für Wohnmobile, wir brauchen eine bessere Infrastruktur und wir haben zu wenig Betten - das nächste Hotel bitte."
Geheimtipp Forchheim
Auch Manfred Hümmer (FW) missfällt die Idee von der Obergrenze. "Wir müssen die Kaufkraft abschöpfen und haben künftig hoffentlich mehr Langzeittouristen." Ähnlich wachstumsbegeistert zeigte sich Tino Reichardt (FDP): "Wir sind keine typische Touristenstadt, wir müssen einen antizyklischen Weg gehen." Daher bestärkte Reichardt den Chef der Forchheimer Touristik darin, "Forchheim als Geheimtipp im Netz zu vermarkten".
Leit-Ökonomie Tourismus
Um damit auch nach der Corona-Krise Erfolg zu sein, hat Nico Cieslar eine Studie in Auftrag gegeben. Thema: "Recovery". Also: Wie kann sich die Stadt nach Corona erholen? Wie kann das Bewusstsein für den Tourismus als "Leit-Ökonomie" weiter geschärft werden?
All dies belege, stellte Thomas Werner (CSU) fest, dass Forchheims touristisches Schattendasein beendet sei. "Die Stadt benötigt nicht nur Perlen, sie benötigt einen guten Verkäufer." Mit Nico Cieslar habe sie ihn gefunden.