Tierschützer aus dem Forchheimer Land retten Bambis vor den Klingen - mit Hilfe von Drohnen
Autor: Petra Malbrich
Neunkirchen am Brand, Freitag, 15. Mai 2020
Rehkitze hoffen auf Rettung: Eine Drohne mit Wärmebildkamera bleibt die sicherste Methode, um Kitze und Bodenbrüter bei der Mahd zu schützen, wie ein Besuch in Neunkirchen zeigt. Außerdem gibt es neue Vorschriften, die den Tieren ihre Flucht erleichtern sollen.
Es wird gemäht. Schon jetzt brettern die ersten Mähwerke über die Blumenwiesen, in denen sich sämtliche Bodenbrüter verstecken. Nicht nur junge Rehkitze, auch Fasane. "Einen handgroßen Junghasen konnte ich gestern aus der Wiese holen", sagt Uli Wagner.
Er ist der Pilot einer hochwertigen Drohne mit Wärmebildkamera, die in unglaublicher Geschwindigkeit große Felder abfliegt und genau anzeigt, wo sich eines der jungen Wildtiere an den Boden drückt, um Schutz vor dem messerscharfen Mähwerken zu finden.
Wird das Tier von ihnen übersehen, bedeutet es unsägliches Leid. Das hat Christoph Reh, der Tierschutzbeauftragte der Polizei Erlanger Land erlebt, als in Neunkirchen ein angemähtes Reh gefunden wurde. Das Tier hatte unendliche Qual.
"Nachdem im letzten Jahr in Neunkirchen wegen eines angemähten Rehkitzes ein Strafverfahren gegen den Mähwerkfahrer und den Grundstücksbesitzer eingeleitet werden musste, habe ich in diesem Jahr bereits viele positive Rückmeldungen der örtlichen Jäger bekommen. Die Mehrzahl der Landwirte setzt die Vorgaben des LfL-Mähknigge um und führen die vorgeschriebenen Präventionsmaßnahmen durch. Dazu beigetragen haben einige Neunkirchner, die 45 Wildscheuchen gebastelt und über die Jäger den Landwirten zur Verfügung gestellt haben", erklärt Reh.
Seit diesem Jahr gebe es auch eine neue Schutzvorschrift: Wiesenflächen über einem Hektar dürfen nicht mehr von außen nach innen gemäht werden, um dem Wild eine gedeckte Flucht zu ermöglichen. "Leider gibt es immer noch einige Landwirte, die eine gewisse Beratungsresistenz aufweisen. Aus diesem Grund werden Verstöße weiterhin mit aller Konsequenz verfolgt", sagt Reh.
Für die Landwirte kostenlos
Das macht auch Peter Stumpf, Jagdrevierleiter aus Niedermirsberg, der vor etlichen Jahren ein Kitz gefunden hat, dem alle vier Läufe abgemäht wurden. "Das Reh schaut dich mit den Augen an, weiß nicht, was geschieht. Ich muss es töten, aber nicht mit dem Gewehr", erklärt Stumpf. Der Bauer, der die Wiese nicht absuchen ließ, musste bei der Tötung zustehen. Darauf bestand Stumpf. Der Landwirt hat daraus gelernt. Nicht nur er. "90 Prozent der Landwirte rufen an", beteuert Stumpf.
Seit zehn Jahren ist er unterwegs, um die Landwirte energisch von der Notwendigkeit zu überzeugen, die Wiesen vor der Mahd abzusuchen. Seit fünf Jahren werden dazu Drohnen eingesetzt. Für seinen Revierbereich ist dieser Drohneneinsatz für die Landwirte kostenlos. Auch für die anderen vier Reviere, die sich mit Stumpf zusammengeschlossen haben und Mitglied der Kitzrettung Pinzberg sind.