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Thilo Schmidt hilft Menschen mit Schulden


Autor: Petra Malbrich

Forchheim, Montag, 11. November 2013

Experten wie Thilo Schmitt werden immer dann aktiv, wenn Menschen ihre finanziellen Verpflichtungen nicht mehr bedienen können und in die Schulden schlittern. Der Schuldenberater sorgt sich vor allem um jüngere Schuldner.
Thilo Schmitt hilft Menschen dabei, raus aus den Schulden zu kommen. Foto: Malbrich


Als ungelernter Arbeiter stand Heinz Rolf (Name geändert) vor zwei Jahren ganz oben auf der Abschussliste. Mit Mitte 50 hatte er auch kaum Chancen, in absehbarer Zeit wieder einen Job zu finden. Seitdem lebt er, zum Glück mietfrei, von den wenigen Hundert Euro des Arbeitslosengelds II. Die Versicherungen konnte Rolf so lange nicht bezahlen, bis einige Tausend Euro ausstanden und die Versicherungen selbst kündigten.

Luxus ist Rolf nicht gewohnt - und trotzdem musste er das Konto weit überziehen. Die Raten für einen alten Kredit konnte er ebenfalls schon längst nicht mehr begleichen. Zahlungsaufforderungen und Mahnungen häuften sich im Briefkasten, Kopfschmerzen und Schlaflosigkeit gingen an Rolfs gesundheitliche Substanz.

Großer Leidensdruck

Erst an diesem Punkt entschied er sich, die Schuldnerberatungsstelle aufzusuchen.

"Wenn der Leidensdruck zu groß ist, greifen die meisten erst zum Hörer. Da ist dann schon viel passiert", weiß Wolfgang Ceming. Er arbeitet bei der Schuldnerberatung der Caritas Bamberg und Forchheim.

Selten kommen die Menschen seiner Erfahrung nach schon dann, wenn das Konto überzogen ist. "Aber die Leute dürfen gerne kommen, bevor das Kind in den Brunnen gefallen ist", sagt Ceming.

Einen klassischen Ablauf für die Schuldnerberatung gibt es nicht. "Jeder Fall hat seine Facetten, Auslöser und Hintergründe. Das sind Arbeitslosigkeit, Trennung, Scheidung, Probleme bei der vernünftigen Haushaltsführung oder auch eine gescheiterte Selbstständigkeit", sagt Ceming. Schulden haben nicht immer nur damit zu tun, dass da einer nicht mit Geld umgehen kann. Obwohl manche Betroffene durchaus mit dem einfachen Haushalten überfordert sind. Darüber macht sich auch Thilo Schmitt von der Diakonie Bamberg-Forchheim keine Illusionen.

Die Diakonie bietet ihre Schuldnerberatung bislang nur in Bamberg an. Der Erfahrung nach suchen eher Menschen die Beratungsstellen auf, die auch vorher nicht im großen Luxus gelebt haben.
"Wer dauerhaft ein niedriges Einkommen hat, ist kaum in der Lage zu sparen. Aber es können auch Selbstständige, die gut verdient und gewirtschaftet haben, in den Insolvenzvergleich kommen. Sie geraten meist selbst in die Bredouille, da Kunden nicht bezahlen", sagt Ceming.

Auch junge Leute, die gerade die Schule hinter sich haben und ihre Ausbildungsvergütung erhalten, kann es erwischen. Nicht selten dann, wenn die Konsummöglichkeiten die finanziellen Möglichkeiten übersteigen. Oft verlockt auch die Möglichkeit der Ratenzahlung zu einem verschwenderischen Ausgabeverhalten. Dann wird das Girokonto gern mal überzogen. "Der Grundstein für die Spirale ist damit oft gelegt", erklärt Schmitt, der wie sein Kollege in diesem Punkt auch die Anbieter anprangert. "Sie werben heftig, damit man als Konsument schneller kauft", erläutert Ceming. Leicht verliere der Einzelne dann den Überblick.

Thilo Schmitt rät daher, sich bereits in jungen Jahren schlau zu machen, wie man mit seinem Geld umgeht. Auch zu lernen, der Versuchung Konsumrausch zu widerstehen. "Es ist gut, sich ein Schutzschild gegen die mediale Beeinflussung und Werbung aufzubauen. Man muss nicht auf jeder Welle mitschwimmen", rät Thilo Schmitt.

Zeit zum Durchatmen

Oft geht es bei den Menschen, die zur Schuldnerberatung gehen, erstmal darum, die bloße Existenz zu sichern.
Gemeinsam stellen Schuldner und Helfer eine Übersicht auf: Welche Altlasten sind vorhanden? Wie sehen die Einnahmen und Ausgaben aus? "Die Schuldnerberatung nimmt Kontakt mit den Gläubigern auf und verhandelt, um einen für beide Seiten akzeptablen Kompromiss zu finden", erläutert Schmitt.

Die Post wird dann meist zur Schuldnerberatung geliefert. Alleine das nimmt dem Betroffenen Druck, lässt sie erstmal wieder durchatmen. Schuldnerberatung kann auch Hilfe zur Selbsthilfe sein, um dem Betroffenen zu zeigen, was er selbst tun kann. Zum Beispiel indem er den Vermieter anruft und wegen Mietrückständen einen kleineren Ratenbetrag vereinbart. "Wir treten dabei natürlich in Verhandlung, wenn jemand Schwierigkeiten beim Sprechen oder Formulieren hat. Es hat auch eine andere Wirkung, wenn eine offizielle Stelle dahinter steht", erklärt Ceming.

Die Schuldnerberatung ist kostenlos und verschwiegen. Vor allem aber ist die Beratung freiwillig. In der Altersklasse zwischen 30 und 50 Jahre halten sich Männer und Frauen dabei die Waage. Bei Paaren sind es in der Regel eher Frauen, die den ersten Schritt machen.
"Je knapper das Budget, desto wichtiger ist es, zu sparen", raten Ceming und sein Kollege Schmitt.