Tennishalle Ebermannstadt schlägt erneut auf
Autor: Josef Hofbauer
Ebermannstadt, Samstag, 05. März 2016
Der Stadtrat Ebermannstadt entscheidet am Montag in nichtöffentlicher Sitzung darüber, ob die Kommune eine Bürgschaft für den TSV übernimmt.
Rund 260 Mitglieder der Tennisabteilung des TSV Ebermannstadt fiebern der nächsten Stadtratssitzung am Montag, 7. März, entgegen. Es geht darum, ob der TSV die seit Jahren geplante Tennishalle errichten kann oder nicht. Das klappt aber nur, wenn sich die Mehrheit des Gremiums dazu entschließen kann, einer Bürgschaft in einer Größenordnung von 300 000 Euro zuzustimmen. Verhandelt wird in geheimer Sitzung. Von der Entscheidung der Stadträte hängt für den Leiter der Tennissparte, Matthias Neuner, die Zukunft der 1975 gegründeten Abteilung ab.
Die Nerven sind angespannt, denn in der Januar-Sitzung hatte eine Mehrheit - ebenfalls in nichtöffentlicher Sitzung - die Übernahme einer Bürgschaft abgelehnt. Damals ging es aber um 455 000 Euro.
Seit 2013 wird geplant
Geplant wird aber schon seit Jahren.
Unter der Leitung des damaligen Bürgermeisters Franz-Josef-Kraus (CSU) billigte der Stadtrat im Frühjahr 2014 dieses Ansinnen und stellte die Übernahme einer Bürgschaft in einer Größenordnung von 300 000 Euro in Aussicht. Seitens der Tennisabteilung des 1910 gegründeten TSV Ebermannstadt wurde für die Realisierung der Tennishalle ein Gremium zusammengestellt dem neben Matthias Neuner auch Gerhard Dauer, Benno Ebert, Josef Hutzler, Stefan Kolb und Wilfried Purwins angehören.
Energie-autark
Geplant wurde eine "Ein-Feld-Halle", energetisch gesehen auf höchstem Niveau. Die Halle soll "energie-autark" werden. Was die Unterhaltskosten auf ein Mindestmaß reduziert, die Herstellungskosten aber in die Höhe trieb. Stolze 670 000 Euro sind aktuell für dieses Projekt veranschlagt. "Auf Grund höherer Kosten für den Schallschutz, der Erdarbeiten und der gesamten ausgefeilten Technik mussten wir die bisher genehmigte Bürgschaft der Stadt Ebermannstadt erhöhen und neu beantragen", heißt es dazu auf der Homepage des Vereins. Bei der ursprünglichen Kostenschätzung für das Gesamtprojekt im Frühjahr 2014 waren die Stadträte bei ihrem "Ja" zu einer Bürgschaft von 300 000 Euro von maximal 500 000 Euro Baukosten ausgegangen.
Ein ganz neues Projekt
Dies wird als Grund angeführt, warum nun erneut über die Bürgschaft abgestimmt werden muss. Das sei ein ganz anderes Projekt, heißt es. Eines, das zumindest bei den Abteilungsleitern ungeteilte Zustimmung findet. Judo-Abteilungsleiter Wilhelm Theiler sieht darin ein Projekt, das die Vielseitigkeit des Vereins stärke. "Die Tennisabteilung setzt große Erwartungen in dieses Vorhaben", so Theiler.
Folgt eine Kegelhalle?
Michael Parzefall, Dritter Vorsitzender des Hauptvereins und Leiter der Kegelabteilung, betont, dass die Entscheidung der Abteilungsleiter für eine Tennishalle einstimmig gefallen sei. Auch wenn die Ausschreibung, die Finanzierung und die Antwort des Bayerischen Landessportverbandes (BLSV) auf den Zuschussantrag noch aussteht.
Bei Parzefall liegt bereits das nächste Großprojekt, der Bau einer Kegelhalle, in der Schublade. Aber erst einmal soll die Tennishalle errichtet werden.Zur Finanzierung des Projektes soll nun eine Grundschuld über 150 000 Euro zugunsten der Sparkasse Forchheim eingetragen werden. Die Stadt soll eine Bürgschaft über 300 000 Euro übernehmen, denn billiger geworden ist die Halle seit der Januar-Sitzung nicht.
Kein Kommentar des Vereinschefs
Warum die Tennishalle unbedingt sein muss, wie sich der Verein die Finanzierung vorstellt und wie es um die Auslastung der Halle bestellt sein wird, darüber hüllen sich alle in Schweigen.
Auf entsprechende Fragen antwortet Vereinschef Norbert Schleicher: "Wir werden vor der Stadtratssitzung nichts zum Thema Tennishalle verlauten lassen."
Spärliche Informationen
Auch den Stadträten gegenüber geizt der TSV mit Informationen. Die Unterlagen seien dürftig, heißt es. Zwar habe der Verein beim Zahlenmaterial, das ja die Basis für eine Entscheidung ist, nachgebessert, doch fehlten nach wie vor wichtige Unterlagen. So waren am Donnerstag längst nicht alle Stadträte im Besitz der angeforderten Bilanz des Hauptvereins. Mit den frisch eingetroffenen Zahlen beschäftigte sich am Donnerstag Kämmerer Wolfgang Krippel. Während die einen überzeugt sind, eine Tennishalle werde die Attraktivität der Stadt steigern und dem Verein zusätzliche Mitglieder bringen, fürchten andere das finanzielle Wagnis.
Es gelte zu überlegen, ob der Verein die Kosten über die Laufzeit von 25 Jahren schultern kann. Niemand könne vorhersehen, ob Tennis in zehn Jahren noch gefragt sei, ob die Mitglieder in ein paar Jahren nicht andere Sportarten bevorzugten.
Eine Bauch-Entscheidung
Auf Kritik stößt da und dort auch die Größe der Halle. Eine Zwei-Feld-Halle könne womöglich wirtschaftlicher betrieben werden. Fest steht: Das Ergebnis der Abstimmung ist völlig offen. "Das wird eine Bauchentscheidung, das muss jeder für sich abwägen", heißt es aus Stadtrats-Kreisen.
Kommentar von Josef Hofbauer: Geheimniskrämerei hilft nichts
Als "geheime Kommandosache" wird beim TSV Ebermannstadt das "Projekt Tennishalle" behandelt. Fragen zur Notwendigkeit, zur Finanzierung oder zur Wirtschaftlichkeit sind unerwünscht.
Hauptsache, eine Mehrheit im Stadtrat stimmt der Übernahme der Bürgschaft zu. Dabei übersehen der Tennisabteilungsleiter und das Führungsteam des 1300 Mitglieder zählenden Vereins, dass die Stadträte für ihre Entscheidung belastbare Zahlen brauchen, Fakten, auf die sie sich verlassen können. Sich auf eine, unter anderen Umständen gegebene Zusage zu stützen, ist der falsche Weg. Zielführender wäre es, für das eigene Anliegen zu werben, die Entscheidungen der Vereinsführung für die Bürger transparent zu machen. Je mehr Informationen vorliegen, desto leichter fällt eine Entscheidung. Geheimniskrämerei dagegen führt zu Nicht-Wissen und schürt das Misstrauen. Und das ist den Zielen des TSV ganz und gar nicht zuträglich.