Tag des offenen Denkmals: Bürger blicken ins Forchheimer Rathaus
Autor: Pauline Lindner
Forchheim, Sonntag, 09. Sept. 2018
Besucher durften die Großbaustelle Forchheimer Rathaussanierung begehen - wo es vieles Wissenswerte und Spannende zu entdecken gab.
"Heute ist zwar Tag des offenen Denkmals, aber in unseres können sie nicht hinein", begrüßt Restaurator Rolf Kriesten die gut 20 Personen, die sich zur ersten Führung ums Rathaus eingefunden haben. Der Grund: Der gesamte Boden in der ehemaligen Markthalle im Untergeschoss ist umgegraben.
Besonders fies - auch für das Ausgrabungsteam um Gunnar Gründer - sind die Bodenlöcher.
Die Besucher, wie das Ehepaar aus Langensendelbach, das sich für Archäologie und besonders die alte Geschichte Forchheims interessiert, haben viele Fragen. Denn man erkennt unschwer, dass unter der alten Markthalle und damit dem Rathausbau von 1402 weitere Mauern anstehen.
Nach dem bisherigen Kenntnisstand, so Gründer, stehen die Grundmauern des Rathauses nicht exakt auf denen älterer Gebäude. "Auch innen haben wir viele Mauern gefunden" und einen merkwürdig abgekickten Treppenabgang zu einem verschütteten Keller. "Die Forchheimer haben sich hochgewohnt", erklärt er.
Hunderte Materialkisten befüllt
500 Schichten haben die Fachleute schon markiert und abgetragen; über 100 Materialkisten sind gefüllt. Auffällig, so Gründer, sei, dass die meisten Schichten muldenförmig verlaufen, als wäre tief unten verrottbares Material gewesen, das nachgegeben hat. Derzeit arbeiten sich die Archäologen hauptsächlich durchs 12. Jahrhundet; aus der Zeit der Pfalz, also der Karolingerzeit, stammen bislang ein oder zwei Funde.
Gründer ist sich jetzt schon sicher, das seine Wissenschaft noch in 100 Jahren von dieser Notgrabung unter dem Rathaus spricht. Da dessen Baujahr bekannt ist, kann auf Basis der Gefäßfunde eine Keramikchronologie erstellt werden. Sie ist dann ein Hilfsmittel für die Datierung bei Grabungen anderswo.
"Wo sind denn die Skelette gefunden worden?", fragen zwei etwa zehnjährige Buben. Die Skelette lagen in der Forschungsgrube an der Westwand der Registratur; sie gehören zum Friedhof um die Martinskirche. Den Grabenden fiel sofort auf, dass sie in Nordsüd-, nicht in der üblichen Ostwestrichtung bestattet wurden, in Tüchern, nicht in Särgen. Über die Toten wisse man noch nichts; erst die Begutachtung durch eine Anthropologin wird einiges klären, versichert Gründer den Buben.