Symphonische Gospelnacht begeistert drei Stunden lang
Autor: Pauline Lindner
Forchheim, Dienstag, 05. Dezember 2017
Der bereichernden Begegnung von Klassik und Gospel gewidmet war die "Symphonic Gospel Night" in der Christuskirche in Forchheim.
Der Forchheimer Chor "juSt wANNA sing" und "The Chambers", das Kammerorchester der Jungen Philharmonie Köln, führten das begeisterte Publikum fast drei Stunden lang kreuz und quer durch die Welt der Musik.
Der Gospelchor besteht seit 15 Jahren und wird heute von Regina Klatte geleitet. Sein Name weist auf die Entstehung in St. Anna hin und damit auf die Nähe zur - im weiteren Sinne - kirchlich-religiösen Musik.
Chinesen und Taiwanesen
"The Chambers" sind junge Virtuosen aus aller Herren Länder, die leben, dass Musik keine Grenzen kennt. "Bei uns spielen zusammen Chinesen und Taiwanesen, Spanier und Katalanen", wies Ensemble-Manager Lutz Dollfuß auf den ethnisch-politischen Aspekt hin. "Wie das funktioniert, daran dürfte sich die Politik ein Beispiel nehmen."Wie wenig Musikstücke an die Grenzen einzelner Gattungen und Stilrichtungen gebunden sind, bewiesen die jungen Musiker selbst durch ihre Programmauswahl. Sind Gospels und Spirituals Lieder, die Körper und Seele in Bewegung versetzen, so ließen sich die Instrumentalisten von den Melodien nicht weniger sichtbar mitreißen. Das augenfälligste Beispiel war der Flötist Diego Conde Garcia, aber nicht weniger Primgeiger Artem Kononov bei ihren Solopartien.
Bewegte Einheit
Und Instrumentalisten und Chor wuchsen zu einer bewegten und bewegenden Einheit zusammen bei ihren gemeinsamen Stücken wie dem Gospelklassiker "Sometimes I Feel" oder "Amazing Grace". Unzweifelhaft ist das Experiment gelungen, einen Bogen beginnend bei Vivaldi und Bach zuschlagen, gilt doch letzterer als der bedeutendste Komponist für die Entwicklung des Jazz, dessen andere Wurzel die religiöse Musik der Afroamerikaner ist. Die Absicht, die Emotionen der Hörer zu wecken, ist durchgängig bei allen Komponisten vorhanden, nur bedienen sie sich Zeit und Ort bedingt ganz verschiedener Mittel, einer ganz unterschiedlichen Tonsprache. Und der jeweilige Interpret gibt noch ein Stück seiner eigenen Vorstellung und Identität dazu.
Wie komplex und doch einheitlich in der Wirkung das sein kann, zeigten schon der erste Teil des Konzerts: "The Chambers" begannen mit drei Sätzen aus Vivaldis Concert "La Stravanza". Ihm folgten Teile aus der Gospelmesse "Body and Soul" des österreichischen Komponisten Lorenz Maierhöfer. Abgeschlossen und abgerundet wurde dieser Abschnitt durch eine eher verhalten-getragene Version von Bachs bekannter Air.
Aus der Suite für Varieté-Orchester von Dmitrij Schostakowitsch stammt der Walzer Nr. 2. Er fand Eingang in die - zumindest den Älteren vertrauten - Verfilmung von Dr. Schiwago. Und er wurde in der Christuskirche zu Bindeglied und kontrastreicher Überleitung zum Gospel.
Englische Weihnachtslieder
Den bevorstehenden Festtagen zollte der Chor im zweiten Teil des Konzerts Tribut mit Gospels und englischen Weihnachtsliedern. Wollten die Musiker ursprünglich mit einer Gershwin-Fantasy den Klang der Neuen Welt betonen, mussten sie wegen Erkrankung eines Kollegen das Programm ändern. Sie wählten stattdessen die A-Moll-Suite von Bach - mit Conde Garcia als Solisten, "sprangen" zu ihrer Version von Eleanor Rigby und ihrem Arrangement dreier Tangos mit jiddischen und argentinischen Vorlagen. Um den Glauben an ein Jenseits geht es in "Blessed Assurance". Tschaikowskys Schwanensee kann als romantisches Naturbild gesehen werden. Und doch bildeten das Schlussstück von "juST wANNA sing" und die Zugabe des Kammerorchesters eine emotionale Einheit.