Sympathie für streikende Erzieherinnen in Forchheim
Autor: Josef Hofbauer
Forchheim, Montag, 11. Mai 2015
Erzieherinnen aus Stadt und Landkreis Forchheim treten in einen unbefristeten Streik. Mit Trillerpfeifen und Plakaten machten sie Ihrem Unmut Luft. Eltern stärken dem Kindergarten-Personal den Rücken.
Mit Trillerpfeifen machten die Erzieherinnen auf dem Forchheimer Rathausplatz am "Tag der Kinderbetreuung" ihrem Unmut über die gescheiterten Tarifverhandlungen Luft. Auf Transparenten und Plakaten forderten sie "Individuelle Förderung statt Massenabfertigung" und betonten: "Wir sind mehr wert."
Unterstützt wurde die, von der Gewerkschaft verdi initiierte Demonstration von der Katholischen Erziehergemeinschaft KEG und der Katholischen Arbeitnehmerbewegung der Ertzdiözese Bamberg, die sich inhaltlich in vollem Umfang hinter die Forderungen der Erzieherinnen stellten.
Verständnisvolle Eltern
Auch die überwiegende Zahl der Eltern zeigt Verständnis für die Forderungen der Erzieherinnen. Sandra Amon von der Kindertagesstätte Sattlertor formuliert das so: "Die Grundstimmung der Eltern ist uns zugewandt." Gleichzeitig zollt sie den Eltern höchstes Lob für ihr Organisationstalent. Nur etwa 30 der mehr als 350 Kleinen, die einen Kindergarten in Forchheim besuchten, müssten in der Notgruppe untergebracht werden. In allen anderen Fällen sei es den Eltern gelungen, eine private Alternative zu finden.
"Der Streik fiele uns leichter, wenn wir nicht so eine intensive Beziehung zu den Kindern aufgebaut hätten" unetrstreicht Sandra Amon. Andererseits hält sie den Ausstand für unvermeidbar. "Wir streiken so kurz wie möglich, aber so lang wie nötig." Den Forchheimer Erzieherinnen hatten sich auch die Kolleginnen aus Wiesenthau, Egloffstein, Kauernhofen, Eggolsheim und Bammersdorf oder Hausen angeschlossen.
MIsstände aufgezeigt
Mit ihren Bannern und Protestplakaten liefen sie durch die Hauptstraße, um auf ihre Forderungen aufmerksam zu machen. Bereits am Morgen waren Eltern des Gerhardinger Kinderhauses bei Oberbürgermeister Franz Stumpf (ICSU/WUO) vorstellig geworden, um auf Missstände in dieser Einrichtung aufmerksam zu machen.
Sie monierten den permanenten Personalmangel wegen Schwangerschaft und Krankheit, ohne dass für Ersatz egsorgt werde und kritisierten die daraus resultierende Dauerbelastung der verbliebenen Erzieherinnen. Auf Grund der dünnen Personaldecke seien Betreuungszeiten sogar eingeschränkt worden. Auch die geforderten Entwicklungsgespräche könnten nur in begrenztem Umfang angeboten werden.
Die Eltern klagen auch über einen Sanierungsstau am Gebäude und eine behelfsmäßige Ausstattung. Auch im hygienischen bereich gebe es Handlungsbedarf und ein vom Förderverein gespendetes Reck könne nicht benutzt werden, weil der als ,Fallschutz gedachte Rasen nicht angelegt sei.
Mehr Personal gefordert
Die Eltern forderten deshalb die Einstellung zusätzlicher Erzieherinnen, unbefristete Verträge bei Neueinstellungen, die Beseitung der baulichen Mängel und die Anpassung des Kindergartens an den heutigen Standard.
Sympathie für die Forderungen der Erzieherinnen zeigte auch MdB Andreas Schwarz (SPD), der die Kundgebung auf dem Rathausplatz verfolgte. Die Erzieherinnen würden immer noch als Basteltanten gesehen und bekämen viel zu wenig Anerkennung für ihr pädagogisches Engagement. "Dies muss sich auch in einer angemesseneren Bezahlung wiederspiegeln!", betonte Schwarz.
Fehlende Anerkennung
Heike Morbach von der KAB verweist darauf, dass sich das Aufgabenspektrum von Erzieherinnen erheblich erweitert habe. Frühkindliche Bildung, Sprachförderung, Bewegungs- und Gesundheitserziehung, Inklusion, der wertschätzende Umgang mit unterschiedlichen Kulturen und Religionen, die Vernetzung mit Institutionen und Ämtern erfordern breite Kompetenzen. Erzieherinnen seien gehalten, die Entwicklung der Kinder in ihren Einrichtungen präzise zu dokumentieren und daraus Handlungsempfehlungen für Eltern und Schulen zu formulieren.
Fachkräftemangel befürchtet
Im deutlichen Widerspruch zu dieser gestiegenen Bedeutung der Arbeit in den Kindertagesstätten stehe deren gesellschaftliche Anerkennung. Die Entlohnung der Arbeit entspreche schon lange nicht mehr dem, was in der täglichen Arbeit gefordert sei. Ohne adäquate Bezahlung befürchtet Morbach einen Fachkräftemangel. Würden die Rahmenbedingungen nicht verbessert, könne die Qualität der Arbeit nicht aufrecht erhalten werden.