Druckartikel: Suche nach Stellplatz-Schlüssel für Forchheims Norden

Suche nach Stellplatz-Schlüssel für Forchheims Norden


Autor: Ekkehard Roepert

Forchheim, Dienstag, 05. Juli 2016

Weniger Parkraum schaffen, dafür günstigeren Wohnraum - dieser Vorschlag findet bislang nur bei wenigen Stadträten Anklang.
Im Stadtnorden parken viele Bewohner lieber auf der Straße, statt in Stellplätze zu investieren. Foto: Josef Hofbauer


Bisher gilt in Forchheim: Im öffentlich geförderten Mietwohnungsbau müssen je neuer Wohneinheit 1,5 Stellplätze geschaffen werden. Das soll sich ändern.

Zumindest wenn es nach dem Willen der im Forchheimer Haus der Wohnungswirtschaft zusammengeschlossenen Baugenossenschaften WVG, WSG und GWS geht. Ein Stellplatz für zwei Wohneinheiten, das sei ausreichend, so die Auffassung der Wohnungsbau-Genossenschaften. Sie machen den Vorschlag, diese Regel in der Herderstraße anzuwenden. Begründung, erstens: Es fehlen Flächen für Stellplätze. Zweitens: Eingesparte Stellplätze sparen auch Baunebenkosten; folglich könne der Wohnraum günstiger angeboten werden. Drittens: In Forchheim-Nord werden einige nachträglich gebauten Stellplatz-Anlagen gar nicht genutzt - stattdessen sparen sich die Anwohner das Geld und parken ihre Autos auf der Straße.



Löst Satzung Stellplatz-Problem?

Ein Stellplatz für zwei Wohnungen - bei einigen Stadträten (im Bauausschuss) löste diese Idee Widerstände aus. Auch bei Gerhard Zedler, dem Chef des Bauamtes. "Eine Satzung zu haben, heißt nicht, dass die Probleme der Stellplätze gelöst sind", sagte Zedler. "Das ist ein Wunsch, der mit der Realität wenig gemein hat", pflichtete Thomas Werner (CSU) bei.

Dagegen meinte Sebastian Körber (FDP): Das Ansinnen aus dem Haus für Wohnungswirtschaft müsse "vehement unterstützt" werden. "Der Zenit des Autofahrens ist überschritten", sagte Körber. Ältere Menschen hätten häufig ohnehin kein Auto. Und es sei ihnen mehr gedient, wenn günstiger Wohnraum angeboten werde. Dieser Meinung schloss sich auch Gerhard Meixner (FGL) an. Nötigenfalls könne das Parkproblem in Forchheim-Nord durch ein Stadtteil-Parkhaus gelöst werden.

Reinhold Otzelberger (SPD) verwarf den Antrag, weniger Stellplätze zu bauen, als "Regel der Beliebigkeit". Öffentlich geförderten Mietwohnungsbau gebe es schließlich auch in anderen Gegenden der Stadt. Warum sollten ausschließlich die Bauträger in der Herderstraße von einer Regelung profitieren, den Stellplatzschlüssel von 1,5 auf 0,5 zu reduzieren?

GWS-Chef Alexander Dworschak wies darauf hin, dass sich das Haus der Wohnungswirtschaft mit diesem Antrag an umliegenden Kommunen orientiere. Die 1,5-Regel gebe es in anderen Städten nicht, etwa auch nicht in Bamberg oder Erlangen. Zudem sei der "Parkdruck" in Forchheim-Nord nicht sonderlich hoch. Dworschak erwähnte ein Gutachten, das in Kürze veröffentlicht werde. Demnach sind im Stadtnorden nur 60 bis 80 Prozent der Parkflächen genutzt.


Warten auf das Gutachten

Wolfgang Bonengel (WSG-Geschäftsführer und WVG-Vorstand) knüpfte an das Argument von FDP-Rat Körber an: Wie sollen die Wohnungsbau-Genossenschaften den dringend benötigten Wohnraum für sieben Euro pro Quadratmeter schaffen, wenn zugleich durch den bisherigen Stellplatzschlüssel die Baukosten hochgetrieben würden? Auch das Bündnis für bezahlbares Wohnen habe hier klar Stellung bezogen, erinnerte Wolfgang Bonengel: 1,5 Stellplätze für eine neue Wohneinheit - das sei "überzogen".

Angesichts des noch unveröffentlichten Gutachtens und vieler neuer Argumente regten Heike Schade (FGL) und Erwin Held (FW) an, die Stellplatz-Regelung noch genauer zu beleuchten. Die Fraktionen werden sich beraten, ehe sie im Stadtrat über den Stellplatz-Schlüssel entscheiden.