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Autor: Dorothea Weiler
, Donnerstag, 26. Juli 2012
Zwei Experten der Caritas beraten Kindergärten, wie sie effizienter mit Strom und Wasser umgehen können.
Mit ihren roten Poloshirts und weißen Hosen sind Frank Trautner und Günter Sperber auf Anhieb als Caritas-Mitarbeiter zu erkennen. Doch ihr Auftrag hat nichts mit dem zu tun, was die meisten mit der Wohlfahrtsorganisation gewöhnlich in Verbindung bringen.
Als Serviceberater für Energie- und Wasserspartechnik beraten Sperber und Trautner soziale Einrichtungen, wie sie effektiv und sparsam mit Energie umgehen können. Ein verantwortlicher Energieverbrauch ist nicht nur aus umweltpolitischer Perspektive geboten - sondern zahlt sich für die Einrichtungen auch finanziell aus.
Mit einigen wenigen Geräten ausgerüstet inspizieren die beiden Energieberater die Räume des Kindergartens St. Joseph. Mit einem Messbecher ermitteln sie beispielsweise den Wasserdurchlauf. Der liegt in dem Kindergarten zwischen zehn und 15 Litern pro Minute. "Zum Händewaschen reichen aber 4,5 Liter aus", stellt Trautner fest.
Neben dem Messbecher gehören ein Kompass, ein handelsübliches Infrarotthermometer und ein Luxmeter zur Ausstattung der beiden Caritas-Berater.
Mit dem Kompass ermitteln sie den Süden des Kindergartens, um damit die Eignung für eine Photovoltaik-Anlage zu erörtern. Eine solche Anlage, das halten Trautner und Sperber in ihren Unterlagen fest, ließe sich in der Tat auf St. Joseph installieren. Dies hätte den Charme, dass die Einrichtung auf diese Weise die Energiekosten gegen Null fahren könnte.
Der Luxmeter von Sperber und Trautner dient der Überprüfung der Helligkeit in den Räumen. So ist es im großen Gruppenraum des Kindergartens trotz der Beleuchtung zu dunkel. Die Energieberater empfehlen für die Beleuchtung ein Schienensystem mit einheitlichen Fassungen, wodurch die jeweils neueste Beleuchtung in Serie bedarfsgemäß installiert werden könne. So könnte sich der Kindergarten auch den Gang in Fachgeschäfte sparen, um dort Sonderlampensockel zu kaufen. "Häufig sind sich die Architekten beim Einbau der Elektrik der Folgekosten nicht bewusst", kritisiert Sperber.
538 Euro weniger im Jahr
Viele schwierige Fragen muss derweil Carolin Hofmann, Leiterin des Kindergartens St. Joseph, beantworten. Zum Beispiel, wie oft am Tag der Geschirrspüler benutzt wird. Wie alt der Kühlschrank ist, oder wie lange das Licht in den unterschiedlichen Räumen des Kindergartens brennt.
Neben den Messungen sind diese Antworten die empirischen Grundlagen, auf die sich Sperber und Trautner bei ihren Berechnungen stützen. Dabei kommen Trautner und Sperber zu dem Ergebnis, dass der Kindergarten durch Vornahme bestimmter Veränderungen pro Jahr 2785 Kilowattstunden Strom sparen könnte. Finanziell würde sich dies mit 585 Euro bemerkbar machen. Gleichzeitig würde die Einrichtung gut 1615 Kilogramm weniger CO2 als bisher in die Atmosphäre abgeben. Auch Heizungspumpen, Fenster, Boiler und eventuell auftretende Feuchtigkeit haben die Energieberater bei ihren Inspektion in den Kindergärten unter die Lupe genommen.
Die Vorschläge, die sie seitdem gemacht haben, summieren sich zu eindrucksvollen Zahlen: Die 70 untersuchten Kindergärten im Bereich der Erzdiözese Bamberg können jährlich ihren CO2 -Ausstoß um 133 782 Kilogramm verringern. Gleichzeitig können sie gemeinsam 232 791 Kilowattstunden einsparen und ihren Wasserverbrauch um 2301 Kubikmeter drosseln.