Handwerksmeister Stefan Dörr hat das Zinn mit der Muttermilch aufgesogen. Und heute ist Stefan Dörr der oberste deutsche Zinnmeister.
Stefan Dörr ist das, was viele einen "coolen Typ" nennen würden. Schwarze Lockenmähne, lässiger Schnauzbart. "Und Sie sind Bundesvorsitzender des Zinngießerhandwerks?", fragt Josef Hofbauer, Moderator des Abends "FT bei uns in Weigelshofen" verblüfft. "Nicht ganz! Ich bin Bundesverbandspräsident des Deutschen Zinngießerhandwerks." Wow!
Wie er dazu gekommen ist? "Alles erblich", sagt Stefan Dörr. Sein Urgroßvater Karl hat 1911 in Nürnberg damit angefangen. Die nächste Generation, Großvater Karl, hat den Zinnlöffel weitergegeben. Und der Vater (nein nicht Karl, sondern Günther) hat seinen Stefan bereits als Bub für das "zinnvolle Handwerk" begeistert. Heute ist der 45-Jährige aus Weigelshofen der Zinngießer in Deutschland schlechthin.
Automatischer Weg zur Arbeit Die Konkurrenz ist mittlerweile allerdings überschaubar. "Ende des 19. Jahrhunderts hat es noch fast 900 Zinngießereien gegeben. Nur in Bayern! Heute gibt es noch 22 in ganz Deutschland. Und nur noch neun Zinngießer produzieren noch", erzählt Dürr.
Zinnsoldaten sind nicht sein Metier. Dennoch macht Dörr aus Zinn wahre Kunstwerke - von der gotischen Karaffe bis zum barocken Kronleuchter. Die Schnörkel der barocken Formen sind sein Steckenpferd. Allerdings ist diese Stilepoche auch verschwenderisch aufwändig in der Herstellung.
Für eine einzige formschöne Zinnkanne hantiert der Meister einen ganzen Arbeitstag in seiner Gießerei.
Ob er sich nicht die Arbeit leichter machen könne, will Josef Hofbauer wissen. Automatisierung und so. "Ich gehe jeden Tag automatisch in meine Werkstatt. Das ist aber das einzige Automatische", sagt Stefan Dörr, der sogar eine Gürtelschnalle aus Zinn trägt. Er verkauft in Deutschland und Österreich auf Mittelaltermärkten. "Wir sind viel unterwegs." Demnächst will er die Zinnkunst auch nach England und Norwegen bringen. Immer an den Wochenenden. Unter der Woche arbeitet er in seiner Werkstatt in Weigelshofen. Die ist übrigens im Mühlwiesenweg 4. Wo? Natürlich in Weigelshofen. Oder im Netz unter
www.zinnmeister.de.