Styropor wird zum Sondermüll
Autor: Petra Malbrich
Forchheim, Sonntag, 30. Oktober 2016
Der Dämmstoff Styropor wurde bis 2015 mit Chemikalien behandelt.
Kein Zweifel: Styropor ist ein günstiges Material, um Häuser zu dämmen. Doch vor 2015 wurden die Dämmplatten mit dem Flammschutzmittel Hexabromcyclododecan (HBCD) behandelt. Das ist giftig, langlebig und schwer abbaubar und muss laut Umweltbundesamt als Sondermüll entsorgt werden. Diese Regelung gilt seit Oktober. Aber: Rein äußerlich ist es von unbelastetem Styropor nicht zu unterscheiden.
"Styropor galt als günstige und effektive Dämm-Methode", bestätigt Dominik Bigge, Klimaschutzmanager am Landratsamt Forchheim. Doch was das Asbest als Baumaterial der 60er Jahre scheint nun Styropor zu werden.
Nur bis 2015 verwendet
"Das Problem ist das HBCD", erklärt Daniel Strauß von der Abfallwirtschaft des Landratsamts Forchheim. Bis 2015 wurden die Dämmplatten mit Hexabromcyclododecan, einem Flammschutzmittel, behandelt.
Inzwischen sei der Stoff mit dem schier unaussprechlichen Namen nicht mehr im Handel. Die Baustoffunion führt solche Dämmplatten längst nicht mehr.
Anfragen von besorgten Hausbesitzern gingen nicht ein, bestätigt Geschäftsführer Walter Reuter. Das Thema ist wohl noch nicht relevant. Schließlich ist Styropor lange haltbar und klebt noch an den Fassaden, für die es damals verwendet worden ist.
Lange haltbar ist aber auch das als giftig eingestufte HBCD. Das Umweltbundesamt hat zu dem Thema Broschüren verteilt. Auch im Landratsamt sind diese in den vergangenen Tagen eingetroffen. In der Broschüre wird darauf hingewiesen, dass der Stoff giftig für Gewässerorganismen wie Krebse und Algen ist. HBCD ist langlebig und kann in der Umwelt nur schlecht abgebaut werden. Als Stoff mit so genanntem Ferntransport-Potenzial wurde es bereits in Fischen, Meeressäugern und Raubvögeln in arktischen Regionen nachgewiesen.
Für Menschen keine Gefahr
Für den Menschen soll laut der Broschüre aber keine Gefahr bestehen. Nur geringe Spuren seien gefunden worden, obwohl die chemische Verbindung über den Verzehr fettreicher Nahrungsmittel in die Nahrungskette gelangt ist. Negative Effekte für Hausbesitzer, die ihr Haus mit HBCD-Platten gedämmt haben, werden nicht erwartet. Über die Luft oder den Hausstaub würden nur minimalste Spuren des Stoffes von den Bewohnern aufgenommen. Auch über das Regenwasser würden nur geringe Konzentrationen an die Umwelt abgegeben. "Wenn es sachgerecht verarbeitet wurde, kann es eigentlich nicht in den Wohnraum dringen", meint Dominik Bigge. Hat ein Hausbesitzer aufs Geratewohl diese Dämmplatten im Innenbereich verarbeitet, könnten Probleme auftreten. Styropor sei für die Außendämmung vorgesehen. Bei aktuellen Baumaßnahmen sieht Bigge das Problem als gelöst an, denn belastete Platten werden nicht mehr verwendet. Sie sollen als Sondermüll entsorgt werden.
"Die belasteten Dämmplatten sind optisch nicht zu erkennen", informiert Gerhard Raab, Leiter der Mülldeponie in Gosberg. Nur eine chemische Analyse des Materials würde Aufschluss geben, ob eine Styropor-Dämmplatte belastet ist. Unbelastetes Styropor wird zur Müllverbrennung nach Bamberg gebracht; für 153 Euro pro Tonne.
Die Lösung lautet verbrennen
Doch selbst wenn es sich bei dem angelieferten Dämmmaterial um belastete Platten handeln würde, käme es zur Verbrennung nach Bamberg.
"Der Stoff ist langlebig und soll aus dem Kreislauf raus. Da ist die thermische Zerstörung der richtige Weg", informiert Raab. Diese Information findet sich auch in der Broschüre des Umweltbundesamtes. Hersteller und Händler müssen aber Auskunft über die Verwendung des Stoffes geben. Selbst Fassadendämmung, an der noch Kleber oder Mörtel hängt, wird verbrannt und nicht als Bauschutt behandelt. "Eine hundertprozentige Trennung ist nicht bei allen Fraktionen möglich", bedauert Raab. Überwiegt das Organische, wie bei Dämmmaterial, landet es grundsätzlich in der Verbrennungsanlage. Der Verbraucher, der lediglich Verpackungsstyropor entsorgen will, kann das weiterhin über den gelben Sack tun.
Von der neuen Regelung ist nur das belastete Dämmmaterial vor 2015 betroffen. Zum Dämmen gibt es neben dem Styropor noch andere Möglichkeiten. "Styrodur, mineralische Dämmstoffe wie Glaswolle oder Holzfaserplatten", betont Dominik Bigge.